Konkurrenz will Dominanz brechen

SID
Im Team-Wettbewerb gewannen die Deutschen knapp vor Russland
© getty

Die WM in Sigulda und Felix Lochs Silbermedaille haben eine Hoffnung genährt: Die Weltspitze rückt wieder näher zusammen. Dennoch wird Deutschland auf Sicht die dominante Rodelnation bleiben.

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Vor der Abreise aus Lettland musste Felix Loch viele ungewohnte Fragen beantworten. Es ging um Gegner, die schnell sind, schneller als er selbst. Da wechselte der Rodel-Olympiasieger leicht flapsig ins Bayerische.

"Die sind schon früher nicht auf der Brennsuppe dahergeschwommen", sagte Loch nach seinem zweiten Platz bei der WM in Sigulda, und er meinte: Die waren auch früher ganz gut.

"Aber wir wissen schon was läuft: Es wird immer enger, weil die Anderen besser geworden sind", fuhr Loch fort. Silber für den Dominator statt des dritten WM-Titels in Folge und der Überraschungssieg des Russen Semen Pawlitschenko, dieses Ergebnis nährte am Sonntag vor allem eine Hoffnung: Die Weltspitze rückt endlich wieder näher zusammen.

"Schnell mal Zehnter"

Bundestrainer Norbert Loch hatte bereits vor den Titelkämpfen gemahnt, einen deutschen Sieg bei den Männern bitte nicht vorauszusetzen, das Abschneiden seines Sohnes gab ihm nun recht - und im Zielbereich von Sigulda nickte der 52-Jährige wissend: "Bei den Männern ist es zur Zeit ganz brutal, da bist du schnell mal Zweiter. Und wenn du Pech hast, schnell mal Zehnter."

Zwar ist das Rennrodeln nirgends so tief verwurzelt wie in Deutschland. 97 mal holten bundesdeutsche und DDR-Athleten seit den 50er-Jahren WM-Gold, zum Vergleich: Österreich bringt es als erster Verfolger auf 20 Titel.

Die deutschen Rodler profitieren seit jeher. "Unsere Athleten können von klein auf die vielen deutschen Bahnen nutzen, es gibt sehr früh Selektionsrennen, die Talente werden zentriert", erklärt Bundestrainer Loch.

"Ich habe keine große Angst"

Doch vor allem Russland und die Nordamerikaner arbeiten hart, und sie wissen genau, wo sie etwas lernen können. "Die Konkurrenz schaut seit Jahren bei uns ab, und das tut uns ganz schön weh", sagt Loch: "Viele Trainer, die bei uns ausgebildet wurden, sind abgewandert und haben Know-How mitgenommen."

Doch einen echten Umschwung wird es in absehbarer Zukunft nicht geben, auch das sagt Loch. Der Vorsprung ist zu groß, und auch der Standortvorteil: Deutschland besitzt als einziges Land vier Kunsteisbahnen, und alle sind sie Teil des Weltcup-Kalenders.

Deutsche Athleten treten deutlich häufiger als die Konkurrenz zu Weltcups und Weltmeisterschaften auf bekanntem Eis an, "und der Heimvorteil ist im Rodelsport eklatant", sagt Loch.

Natalie Geisenbeger (Miesbach) und die Doppelsitzer Tobias Wendl/Tobias Arlt (Berchtesgaden/Königssee) verteidigten zudem ihre Titel auch auf der relativ fremden Bahn in Sigulda souverän - auch alle Weltcup-Wertungen werden von deutschen Sportlern angeführt.

Loch junior macht sich ohnehin überschaubare Sorgen. "Ich habe keine große Angst", sagt der dreimalige Olympiasieger: "Wir müssen nichts anders machen. Es ist zuletzt doch trotzdem ganz gut für uns gelaufen."

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