Freitag triumphiert bei Rekordspringen

Richard Freitag setzte sich beim dritten Springen der Vierschanzentournee 2015 in Innsbruck durch
© getty

Richard Freitag hat das dritte Springen der Vierschanzentournee auf der Bergisel-Schanze in Innsbruck gewonnen. Der Deutsche setzte sich vor dem Österreicher Stefan Kraft durch, der im ersten Durchgang mit 137 Metern Sven Hannawald den Schanzenrekord abnahm und ihn beim zweiten Sprung fast wieder an Michael Hayböck verlor. Noriaki Kasai und Simon Amman belegten punktgleich den dritten Platz.

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Freitags Sieg war der erste Sieg eines Deutschen auf der Tournee seit Hannawalds Vierfachtriumph vor 13 Jahren. Mit Severin Freund holte ein zweiter Deutscher zudem ein Top-10-Ergebnis, er wurde Achter. Marinus Kraus als 14., Stephan Leyhe als 15. und Michael Neumayer auf Rang 18. komplettierten das verbesserte Teamergebnis.

Peter Prevc als 11. und Andreas Kofler als 43. verabschiedeten sich derweil aus dem Rennen um die Tournee-Gesamtwertung. Hayböck übernahm hinter Kraft Platz zwei, musste aber ebenfalls abreißen lassen.

Der Österreicher versuchte seinen zweiten Sprung bei 138 Metern mit angedeutetem Telemark zu stehen und griff dabei mit der Hand in den Schnee. Dadurch verpasste er den Schanzenrekord und bekam deutliche Abzüge von der Jury, konnte sich nach schwachem ersten Durchgang nur auf Rang sechs verbessern. Die Vorentscheidung in der Gesamtwertung scheint gefallen.

Das Springen in Innsbruck im RE-LIVE

Die Reaktionen:

Richard Freitag: "Das ist absoulut unglaublich und sehr, sehr geil!Der Kessel hat gekocht, das war geil. Die Stimmung war unglaublich, einfach großartig!"

Werner Schuster (Bundestrainer): "Richards erster Sprung war super. Er ist weit gesegelt und hat trotzdem den Telemark gesetzt. Das war wichtig fürs Herz! Es war ein toller Tag. Ich bin fast ein bisschen gerührt. Das Team hat super zusammen gehalten. Richard hat die Ruhe behalten, ich kann ihm nur von Herzen gratulieren. Man braucht auch ein Quäntchen Glück, aber man muss immer ruhig bleiben. Er hat sein Ding durchgezogen."

Die besten K.o.-Duelle:

Michael Hayböck (Österreich) - Gregor Schlierenzauer (Österreich)

Kein guter Wind für den Dritten der Gesamtwertung und die Weite passte aus einem weiteren Grund nicht: Hayböck hatte einen Schleppski beim Abrpung. Die Spitze tauchte zu weit ab, bremste ihn und sorgte nicht für Auftrieb. So kam Hayböck nur über die Lucky-Loser-Wertung weiter, während Schlierenzauer direkt vor ihm als Sechster in Durchgang zwei ging.

Richard Freitag (Aue) - Nicholas Fairall (USA)

Fairall hielt dem zunehmenden Druck vor dem Schanzentisch nicht stand und knickte ein. Durch die verminderte Kraft am Schanzentisch kam er nur auf 119 Meter, was Freitag ausnutzte, nachdem der Anlauf auf Stufe 8 verkürzt wurde. Und wie! Trotzdem 88,8 km/h. 133,5 Meter! Telemark! Über zehn Punkte Vorsprung auf Kasai, Jacobsen und Co.! Erster Platz!

Stefan Kraft (Österreich) - Simon Ammann (Schweiz)

Der Schweizer sprang zwar fast so weit wie Freitag, bekam aber deutliche Abzüge, weil er keinen Telemark hinbekam. Dann hielt das Bergisel-Stadion die Luft an: Perfekt getroffener Absprung von Kraft, ganz lang die Fluglage gehalten - Schanzenrekord! 137,0 Meter! Führung - allerdings nur punktgleich mit Freitag, weil der Österreicher ebenfalls zuvor keinen Telemark setzen konnte und dadurch bei der Jury 6,5 Punkte auf den Deutschen einbüßte. Trotzdem brandete frenetischer Jubel auf. "Das ist wie in der Allianz-Arena hier", freute sich der neue Rekordhalter danach.

Peter Prevc (Slowenien) - Jakub Janda (Tschechien)

Der Trend setzt sich fort: Nur 123 Meter schaffte der Drittplatzierte der Gesamtwertung, Platz 18 nach dem ersten Durchgang. Schon die Anfahrtsgeschwindigkeit war mit 89,2 km/h zu gering und auch aus den guten Windbedingungen machte der Slowene zu wenig für eine Toplatzierung. Glücklicherweise stürzte Janda mit 111,5 Metern beinahe ab. So war der zweite Durchgang für Prevc immerhin nicht in Gefahr.

Severin Freund (Rastbüchl) - Daniel-Andre Tande (Norwegen)

Der Norweger lieferte die erhoffte Vorlage: 115 Meter trotz fehlendem Rückenwind und einer hohen Anfahrtsgeschwindigkeit. Und Freund nutzte die Gelegenheit: Mit 131 Metern haute er trotz leicht verpasstem Absprung die bis dahin größte Weite raus und stand den Sprung auch mit Telemark problemlos. Rang neun bedeutete ein bisschen Wiedergutmachung für die enttäuschenden Ergebnisse auf deutschem Boden.

Der Star des Springens: Richard Freitag. Was für eine Erlösung nach den enttäuschenden Ergebnissen von Oberstdorf und Garmisch! Endlich konnte Richard Freitag die Vorschusslorbeeren bestätigen, die selbstauferlegten Ansprüche erfüllten. Ganz nebenbei setzte sich der Deutsche mit seinen zwei Fabelsprüngen auf Rang fünf der Tournee-Gesamtwertung.

Der Flop des Springens: Andreas Kofler. "Ich habe es nicht auf den Punkt gebracht. Der Schuss ist nach hinten losgegangen", gab der frühere Tournee-Sieger zu: "Mit der Gesamtwertung muss ich nach nur einem Durchgang daheim leider abschließen. Es ist momentan alles auf Messers Schneide und ich bin auf der anderen Seite heruntergefallen." Stimmt. Nach ausgelassenem Probedurchgang kam er trotz besserer Bedingungen im Duell gegen Landsmann Thomas Diethart nicht auf Höhe und landete sieben Meter früher. Lucky-Loser-Wertung? So nicht! Er landete abgeschlagen auf Platz 43. Kofler: "Das ist eine bittere Pille, die ich schlucken muss."

Das fiel auf:

  • Der Wind im ersten Durchgang war wechselhaft aber vollkommen im Rahmen. Von dem prognostizierten Schneetreiben und den Böen fehlte bis kurz vor Schluss jede Spur. Weil der Aufwind im unteren Bereich immer stärker wurde, entschied sich die Jury richtigerweise dafür, den Anlauf vor den letzten fünf Springern zu verkürzen. Die letzten acht mussten trotzdem nochmal warten.
  • Die Bergisel-Schanze ist eigentlich nur bis 134 Meter ausgelegt. Stefan Kraft konnte trotz drei weiteren Metern seinen Rekordsprung stehen. Dabei half, dass der starke Gegenwind im unteren Teil des Hangs den Fall perfekt abbremste, er auf dem Luftpolster etwas langsamer ausgleiten konnte. Hätte er aber einen Telemark auch nur angedeutet, wäre er wohl gestürzt. Hayböck glich den Druck über seine Kraft aus. Anschließend ging es für die übrigen auf Luke 8 runter.
  • Es wäre beinahe schiefgegangen! Neumayer blieb beim Losdrücken mit seinem Schaft am Balken hängen. Ski verkantet? Ob darunter die Konzentration gelitten hat? Neumayer kontrollierte bei der Anfahrt zumindest noch schnell die Bindungen. Mit all seiner Erfahrung verhinderte er gerade noch einen Sturz und setzte sich klar gegen den Japaner durch.
  • Die Materialschlacht entschieden die Norweger für sich, die allesamt im hohen 89er Bereich unterwegs oder sogar über 90 km/h schnell waren. Ein Lob an die Techniker des Skiverbands! Die schnellste Anfahrt bringt allerdings nicht immer den entscheidenden Vorteil: Phillip Sjoeen stellte mit 90,2 km/h den Topwert im ersten Durchgang auf, sein Konkurrent Manuel Fettner kam aber auch mit 89,9 km/h und schlechterem Wind auf 120 Meter und setzte sich dank der Kompensationspunkte durch.
  • Das Erfolgserlebnis von Freitag im ersten Durchgang färbte wohl ab. Alle Deutschen sprangen im Anschluss wesentlich entspannter, Leyhe verbesserte sich gleich um zehn Plätze.
  • Im zweiten Sprung war die Leichtigkeit bei Prevc plötzlich zurück. Er sprang auf 133 Meter und ließ damit sieben Springer hinter sich, die nach einem Sprung vor ihm waren. Noch mehr Plätze machte nur Leyhe gut.

Ergebnis Innsbruck:

1. Richard Freitag (Aue) 278,5 Punkte (133,5+132,0 Meter)

2. Stefan Kraft (Österreich) 273,5 Punkte (137,0+127,0 Meter)

3. Noriaki Kasai (Japan) 263,7 Punkte (128,5+132,0 Meter)

Simon Amman (Schweiz) 263,7 Punkte (132,0+130,5 Meter)

5. Gregor Schlierenzauer (Österreich) 262,5 Punkte (127,0+129,5 Meter)

6. Michael Hayböck (Österreich) 257,5 Punkte (125,0+138,0 Meter)

7. Kamil Stoch (Polen) 252,8 Punkte (127,0+130,0 Meter)

8. Severin Freund (Rastbüchl) 249,4 Punkte (131,0+126,5 Meter)

Gesamtwertung:

1. Stefan Kraft (Österreich) 835,4

2. Michael Hayböck (Österreich) 812,3

3. Peter Prevc (Slowenien) 806,0

4. Noriaki Kasai (Japan) 797,7

5. Richard Freitag (Aue) 791,7

6. Anders Jacobsen (Norwegen) 789,5

7. Gregor Schlierenzauer (Österreich) 785,6

8. Kamil Stoch (Polen) 771,5

9. Roman Koudelka (Tschechien) 771,0

10. Severin Freund (Rastbüchl) 764,6

12. Marinus Kraus (Oberaudorf) 723,9

14. Stephan Leyhe (Willingen) 711,3

17. Michael Neumayer (Berchtesgaden) 689,7

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