"Ich verspüre keinen Druck"

SID
Severin Freund verspürt trotz großer Erwartungshaltung keinen Druck
© getty

An die Vierschanzentournee will Severin Freund noch nicht zu viele Gedanken verschwenden. "Aktuell verspüre ich keinen Druck, daher gehe ich locker und unbeschwert an dieses Wochenende heran", sagt Deutschlands bester Skispringer vor der Generalprobe für das erste Saison-Highlight in Engelberg/Schweiz. Nach seinem zehnten Weltcupsieg am vergangenen Wochenende im russischen Nischni Tagil will der 26-Jährige bei den letzten Springen vor der Tournee aber trotzdem weiter Selbstvertrauen tanken.

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Ein "sehr spezieller Weltcup" wartet in der Zentralschweiz, sagte Freund vor den Wettbewerben am Samstag und Sonntag: "Ich konnte hier etwa das erste Top-10-Ergebnis meiner Karriere springen, hatte aber auch schon Wettkämpfe, bei denen ich keine tragende Rolle gespielt habe." Einen Podestplatz hat er in Engelberg in der Tat noch nicht vorzuweisen.

Auf der größten Naturschanze der Welt seien Prognosen schwer möglich, sagt Freund dann auch, der Sieg aber auch nicht das Wichtigste. "Vielmehr möchte ich an meinem Sprung weiterarbeiten - auch oder gerade auf dieser Schanze", betonte der Rastbüchler.

Freund als Favorit bei der Tournee

Bereits jetzt gehört Freund zu den großen Favoriten für die Tournee, die am 27. Dezember mit der Qualifikation in Oberstdorf beginnt. Seit Sven Hannawald vor zwölf Jahren hat kein deutscher Skispringer auch nur einen Tagessieg geholt, seit Hannawald vor 13 Jahren keiner den Gesamtsieg. Dank Freund scheint die Chance groß wie nie, dass sich beides ändert. Bislang ist ein siebter Platz in der Gesamtwertung allerdings sein bestes Tournee-Resultat.

Freund, derzeit die klare Nummer eins unter den deutschen Adlern, genießt momentan das Springerleben mit jeder Faser seines sehnigen Körpers. Der ganz große Druck ist weg, seit der als Trainings-Weltmeister verschriene Niederbayer 2014 mit Olympia-Gold im Team und Einzel-Gold bei der Skiflug-WM gezeigt hat, dass er durchaus ein Mann für ganz große Titel ist.

Der erste Saisonsieg, für ihn vor wenigen Tagen in Russland ungewohnt spät erreicht, soll nun das letzte Quäntchen Selbstvertrauen im Hinblick auf die Tournee bringen, zumal es der ersehnte zehnte Weltcup-Erfolg war. Eine Marke, die vor ihm nur vier deutsche Skispringer (Weißflog, Schmitt, Hannawald, Thoma) erreicht haben.

"Werde besser und besser"

"Endlich zweistellig, das ist schon ganz speziell. Es läuft anders als in den Jahren zuvor, als ich relativ schnell den ersten Sieg eingefahren habe", sagte Freund: "Diesmal bin nicht so gut in die Saison gestartet, aber ich werde besser und besser."

Dies hat auch Bundestrainer Werner Schuster so registriert. "Severin zeigt derzeit eine sehr hohe Qualität, ist auf einem sehr guten Weg", sagt der Österreicher: "Aber er springt noch nicht optimal." Schuster rechnet in Engelberg fest mit einer weiteren Steigerung, vor allem aber bei der Tournee selbst: "Von ihm ist einiges zu erwarten."

Zumal Freund derzeit über die zentrale Voraussetzung für einen "Four Hills"-Erfolg verfügt: Der Niederbayer ist auf hohem Niveau konstant wie derzeit kein anderer Springer. Nur zum Weltcup-Auftakt patzte er mit Platz 16 in Klingenthal, in den sechs folgenden Springen war er stets mindestens Siebter, im Gesamtweltcup ist er bereits auf Platz zwei vorgerückt.

Und die Konkurrenz? Olympiasieger Kamil Stoch ist verletzungsbedingt noch gar nicht gesprungen, Gregor Schlierenzauer, Simon Ammann und Peter Prevc sind ähnlich stark wie Freund, aber weniger stabil. Tournee-Titelverteidiger Thomas Diethart ist völlig außer Form. Es spricht derzeit vieles für eine große Vierschanzentournee aus deutscher Sicht - im verflixten 13. Jahr nach Hannawald.

Die Qualifikation für das Springen am Samstag in Engelberg schafften alle deutschen Skispringer. Bester DSV-Adler war Rückkehrer Richard Freitag (Aue), der mit einem Flug auf 129,5 Meter und 135,1 Punkten starker Zweiter hinter dem Slowenen Jernej Damjan (132,5/136,5) wurde. Der vorqualifizierte Freund zeigte sich mit 127,5 m noch nicht in Bestform.

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