"Abartiges Verhalten"

SID
Zwischen Georg Hackl und Tatjana Hüfner (l.) herrscht klirrende Eiszeit
© getty

Im deutschen Rodelteam ist endgültig die Eiszeit ausgebrochen. Im Streit um eine mögliche Ungleichbehandlung der Athleten hat Co-Trainer Georg Hackl die Olympia-Zweite Tatjana Hüfner attackiert und der Rivalin von Dauersiegerin Natalie Geisenberger unter anderem "abartiges Verhalten" vorgeworfen. Die herausragenden Ergebnisse beim Weltcup-Auftakt in Innsbruck-Igls rücken angesichts der tiefen Gräben innerhalb des Verbandes fast völlig in den Hintergrund.

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"Den Weg über die öffentlichen Medien zu nehmen, ohne dass man sich in der Mannschaft darüber unterhält, das ist schon irgendwie ein abartiges Verhalten", sagte der dreimalige Olympiasieger Hackl in der Sendung "Blickpunkt Sport" des Bayerischen Rundfunks.

Hüfner hatte unmittelbar nach dem Olympiarennen in Sotschi den Vorwurf gegen den Bob- und Schlittenverband für Deutschland (BSD) erhoben, es bestehe eine Ungleichbehandlung zwischen den Berchtesgadener Athleten um Olympiasiegerin Geisenberger und den in Oberhof trainierenden Rodlern.

Dies betreffe sowohl das Material als auch das Personal. Diese Meinung hatte die 31-Jährige wenige Monate später öffentlich noch einmal vertreten.

"Tatjana steht mit ihrer Meinung alleine als Störfaktor da"

Daraufhin war es zu einer Aussprache zwischen Hüfner und BSD-Sportdirektor Thomas Schwab gekommen. "Wir haben uns darauf geeinigt, dass es das Beste ist, Nebenschauplätze zu beenden und sich ganz auf den Sport zu konzentrieren", hatte Schwab gesagt. Diese Vereinbarung hat nun aber ausgerechnet der im Verband angestellte Hackl gebrochen.

"Tatjana steht mit ihrer Meinung alleine als Störfaktor da", meinte Hackl, der in Berchtesgaden die Rodel-Asse Geisenberger und Felix Loch betreut.

"Wenn der Georg Hackl das so gesagt hat, dann geht das natürlich nicht", sagte Schwab dem "SID" und kündigte an: "Ich werde mit ihm das Gespräch suchen und auch den Bundestrainer einbeziehen. Es kann ja nicht sein, dass bei uns die Leute aufeinander losgehen."

Der Vorwurf, Hackl würde das Geheimnis seiner offensichtlich überlegenen Kufen teamintern nicht weitergeben, ist allerdings nicht neu.

Dieses Problem hatte Schwab während Olympia jedoch lapidar heruntergespielt: "Dass es Geheimnisse beim Material gibt, ist nicht ungewöhnlich. Das war schon immer so."

"Es ist ziemlich schwer im Moment"

Fest steht, dass Hüfner teamintern isoliert ist. Die bayerischen Kollegen strafen die Olympiasiegerin von 2010 mit Nicht-Achtung, von anderen Oberhofer Athleten hat es zumindest öffentlich keine Unterstützung gegeben.

"Es ist ziemlich schwer im Moment", gab Hüfner zu: "Aber da muss ich drüber stehen und trotzdem meine sportliche Leistung abrufen." Zum Saisonstart fuhr die frühere Seriensiegerin im Einzel auf Platz drei und im Sprint auf Rang zwei.

Bundestrainer Norbert Loch versucht sich als Vermittler, die Fronten aber sind verhärtet. "Eigentlich tut es mir für Tatjana leid, dass sie mit dem Thema nicht langsam umgehen kann", sagte der Vater von Olympiasieger Felix Loch. An der neuen Unruhe trägt allerdings sein Co-Trainer Hackl mit der scharfen Kritik die Haupt-Verantwortung.

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