Paarlauf: Krach wegen Partnertausch

SID
Szolkowy (l.) sagte drei gemeinsame Schauläufe ab
© getty

Das letzte gemeinsame WM-Showprogramm war nur noch Fassade: Der eisige Partnerwechsel von Aljona Savchenko hat bei Robin Szolkowy eine Trotzreaktion herbeigeführt.

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Elf Jahre währte die Erfolgskarriere von Aljona Savchenko und Robin Szolkowy - die abrupte Trennung dauerte weniger als elf Minuten. Mit eingefrorenem Lächeln absolvierten die Paarläufer aus Chemnitz am Sonntag in der Super Arena von Saitama ihre letzte gemeinsame WM-Show, doch der Songtitel klang speziell für den 34-Jährigen wie Hohn: "Stay".

Denn Szolkowy will nach der vorzeitig bekannt gewordenen neuen Partnerschaft von Savchenko mit dem Franzosen Bruno Massot nichts mehr zu tun haben mit der Chemnitzer Eis-Connection unter Trainer Ingo Steuer. Spontan sagte er drei lukrative Schaulaufen ab und verließ das fernöstliche Kaiserreich geradezu fluchtartig.

Der Ärger allerdings bei Savchenko über die geplatzten Auftritte war schnell verraucht, die gebürtige Ukrainerin ist heiß auf den Neustart mit Bruno Massot. Der 25 Jahre alte Franzose hatte in Saitama mit Partnerin Darja Popowa allerdings nur den 15. Platz belegt.

"Will Olympia-Gold 2018"

"Dennoch bin ich sehr glücklich, dass ich ihn als Partner gewinnen konnte. Ich will Olympia-Gold 2018, und das werde ich mit Bruno schaffen", sagte Savchenko, die mit Szolkowy fünf WM- und vier EM-Titel geholt hat.

Es wäre mit ihrem vierten Partner schon der fünfte Anlauf zum Olympiasieg. Mit Dimitri Bojenko nahm sie an der Junioren-Weltmeisterschaft teil, mit Stanislaw Morosow startete sie bei Olympis 2002 in Salt Lake City. An der Seite Szolkowys gewann sie 2010 und 2014 Olympia-Bronze hinzu kam mit ihm Rang sechs 2006 in Turin.

International ist das neue Duo Savchenko/Massot für ein Jahr gesperrt. Zeit genug, um den olympischen Weg nach Pyeongchang in Südkorea auch organisatorisch zu ebnen. Derzeit läuft es auf ein Andocken beim französischen Verband hinaus. Denn die Deutsche Eislauf-Union (DEU) darf Trainer Ingo Steuer wegen seiner Stasi-Vergangenheit nicht mit öffentlichen Mitteln bezahlen.

Kein deutscher Paarläufer

Zwar kündigte DEU-Sportdirektor Udo Dönsdorf zeitnahe Gespräche bezüglich dieser Problematik an, doch bislang scheiterten alle Vorstöße in diese Richtung. Und einen jüngeren leistungsstarken deutschen Paarläufer, der einen erneuten Nationenwechsel der 30-Jährigen überflüssig machen würde gibt es schlichtweg nicht.

Überdies hätte ein solches Duo von Anfang an derart erfolgreich sein müssen, dass es den 47 Jahre alten Steuer, wie es Savchenko/Szolkowy jahrelang taten, aus eigener Tasche als Privatcoach hätte finanzieren können. Folge könnte sein, dass sich der Erfolgstrainer in der Chemnitzer Halle am Küchwald ein internationales Athletenteam zusammenstellt.

Nur wenige Kilometer entfernt sollte eigentlich am 26. April eine große Gala zum endgültigen Abschied des Ausnahmepaars stattfinden, seit Monaten wurde dafür die Werbetrommel gerührt. Schwer zu sagen, ob man sich für die heimischen Fans noch einmal zusammenrauft - so wie es Savchenko und Szolkowy hochprofessionell am Sonntag im fernen Japan taten.

Ohne sein Vorzeigepaar geht die DEU schweren Zeiten entgegen. Im langen Schatten der Paarlauf-Weltmeister reichte es zu keiner einzigen Top-Ten-Platzierung. Selbst bei Europameisterschaften sind Medaillengewinne deutscher Läufer derzeit schwer vorstellbar.

SID af jm