Opa Kasai in der Form seines Lebens

SID
Noriaki Kasai kürte sich zum ältesten Weltcup-Sieger aller Zeiten
© getty

Noriaki Kasai hat mit seinem Sieg am legendären Kulm Geschichte geschrieben. Der 41-Jährige wurde zum ältesten Gewinner eines Weltcups und nebenbei zum Mitfavoriten für Olympia.

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Nach der Flugshow von Noriaki Kasai wurde sogar Gregor Schlierenzauer zum Japaner. Mit asiatischer Ehrfurcht verneigte sich der Superstar aus Österreich vor dem 41 Jahre alten Kasai, der soeben ein Stück Skisprung-Geschichte geschrieben hatte. Der Sieg am legendären Kulm machte "Opa" Kasai zum ältesten Gewinner eines Weltcups - und ganz nebenbei zum Mitfavoriten für Olympia.

"Ich habe immer an mich geglaubt. Ich habe viel Erfahrung, das ist ein Vorteil", sagte Kasai, der seit Februar 2004 auf seinen 16. Weltcupsieg gewartet hatte. Nun segelte er in Österreich auf 196 und 197 Meter und sah sich von einer wahren Gratulanten-Meute umzingelt.

Schlierenzauer, Kamil Stoch, Wolfgang Loitzl, Peter Prevc - sie alle stürmten noch im Auslauf auf den grinsenden Kasai zu, während sich weiter oben der japanische Trainer Tomoharu Yokokawa von seinen Kollegen feiern ließ.

Die Rente schien schon nah

Dabei schien Kasai noch vor wenigen Jahren endgültig zum alten Eisen zu gehören. Die Saison 2011/2012 beendete er als 51. der Weltcup-Gesamtwertung, die Rente schien nah. Doch schon Ende des vergangenen Winters zeigte die Kurve wieder steil nach oben, beim Saison-Finale in Planica wurde er zweimal Vierter. "Ab da ging es aufwärts. Ich glaube an meine körperliche und mentale Stärke", sagt er heute.

In dieser Saison erlebt Kasai nun seinen zweiten, wenn nicht dritten Frühling: Vierter in Lillehammer, Dritter in Titisee-Neustadt, bei der Vierschanzentournee nie schlechter als Rang sieben. "Das ist sehr, sehr, sehr sensationell. Er springt vielleicht so gut wie noch nie", sagte Severin Freund, und Schlierenzauer lobte: "Es ist unglaublich. Er springt mit viel Leidenschaft und hat sich den Sieg absolut verdient."

Dabei liegen die größten Erfolge des Altmeisters eigentlich schon zwei Jahrzehnte zurück. 1992 war Kasai Skiflug-Weltmeister, 1993 Zweiter der Tournee, knapp geschlagen von Andreas Goldberger. Sein Vorteil: Schwer verletzt war er nie, am Wochenende bestritt er den 438. Weltcup seiner Karriere - und gewann mit exakt 41 Jahren und 219 Tagen.

Die siebten olympischen Winterspiele

In Sotschi warten nun seine siebten Olympischen Winterspiele, das hat noch kein anderer Sportler geschafft. Gut möglich, dass er in Russland um Medaillen mitspringt, und dann folgt ja auch noch die Skiflug-WM im tschechischen Harrachov (14. bis 16. März). "Es ist faszinierend, dass es einem wie Kasai gelingt, die Grenzen im Kopf total zu verschieben", sagt Bundestrainer Werner Schuster.

Und warum sollte der Oldie auch aufhören? Wie fast alle Japaner ist Kasai bei einem Firmenteam angestellt, er springt für das Wohnungsbauunternehmen Tsuchiya Holdings von der Insel Hokkaido. Wenn er etwas gewinnt, wird sein Gehalt verdoppelt. Das war zuletzt allerdings nicht immer der Fall. "Er ist fünf Jahre lang mitgedümpelt, jetzt hat er seine Fehler wieder abgestellt", sagt Schuster.

Kasai lächelt derweil, genießt den Rummel und fliegt einfach weiter. "Ich bin vielleicht etwas älter geworden, aber noch immer jung. Ich will noch zehn Jahre springen", hatte der Altmeister erst Mitte Dezember in Titisee gesagt. Damals haben alle gelacht. Inzwischen scheint bei dem Skisprung-Opa nichts mehr unmöglich.

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