"Wir sind stärker als im letzten Jahr"

Mit Lausbubgrinsen auf dem Weg in die Weltklasse: DSV-Youngster Andreas Wellinger
© getty

Andreas Wellinger ist das Küken in einem noch einmal verjüngten DSV-Team. Beim Sommer Grand Prix ließ der 18-Jährige mit Siegen in Wisla, Courchevel und Klingenthal die gesamte Skisprung-Elite hinter sich, gewann die Gesamtwertung, obwohl er nur fünf Mal antrat. Fünf Mal stand er auf dem Treppchen. Wellinger verrät vor dem Weltcup-Auftakt in Klingenthal (Samstag, 16 Uhr im LIVE-TICKER) seine verblüffend einfache Siegstrategie, spricht über das noch stärkere deutsche Team und die Zwickmühle mit der Schule.

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SPOX: Glückwunsch zu Ihrem grandiosen Sommer. Sie haben die Konkurrenz mit Ihrem Sieg in der Sommer Grand Prix-Gesamtwertung ganz schön überrascht.

Wellinger: Ganz ehrlich? Ich war auch überrascht. Dabei bin ich einfach drauflos gesprungen. Ich war ja nur in fünf der elf Wettbewerbe dabei. Dass ich dabei drei Siege hole und die Gesamtwertung gewinne, hätte ich nie gedacht.

SPOX: Und das funktioniert mit drauflos springen? Stellt man sich irgendwie komplizierter vor...

Wellinger: Die Trainingsplanung ist immer auf den Winter ausgerechnet. Daher haben wir die Wettkämpfe einfach mitgenommen. Dass es jedesmal so überragend aufs Podest geht, war nicht vorherzusehen.

SPOX: Was bedeutet dieser Erfolg für Ihre persönlichen Ziele zum Saisonstart? Sie könnten ja in Klingenthal denken, hier habe ich die Koflers und Ahonens zuletzt hinter mir gelassen, das könnte wieder klappen.

Wellinger: Könnte es, ja. Aber Sommer und Winter kann man nicht vergleichen. Es lagen zwei Monate zwischen dem Mattenspringen in Klingenthal und dem Weltcup-Auftakt. In diesen zwei Monaten versucht jeder besser zu werden. Da kann viel passieren. Das Wichtigste für mich war gesund zu bleiben und gescheit zu trainieren. Alles andere kommt dann von selbst.

SPOX: Wie lief das Training in den letzten Wochen?

Wellinger: Eigentlich wie immer. Ich versuche konsequent, zielstrebig und mit dem nötigen Ehrgeiz zu trainieren, mich auf jeden Sprung einzeln zu konzentrieren.

SPOX: Und wie passen intensives Training und Weltcup-Zirkus mit der Schule zusammen?

Wellinger: Ich kriege von der Schule jede Unterstützung. Es ist zwar oft extrem anstrengend und schwierig, aber teilweise auch eine gute Ablenkung, weil man vom Kopf her einfach mal etwas anderes machen kann. Ich glaube, dass ich das in den nächsten anderthalb Jahren auf die Reihe kriegen werde.

SPOX: Wie müssen wir uns das organisatorisch vorstellen: Gibt es im Winter nur Fernunterricht?

Wellinger: Nein, wenn ich in der Schule bin, versuche ich mich auf die Schule zu konzentrieren, und wenn ich unterwegs bin, mehr auf den Sport. Da brauche ich den Kopf fürs Training und die Wettkämpfe. Da kann ich mich nicht jeden Tag noch drei, vier Stunden mit der Schule beschäftigen.

SPOX: Sie haben sich in einer starken Mannschaft an die Spitze gesprungen.

Wellinger: Ja, aber jeder kann es. Mal ist der vorn, mal ein anderer. Im Moment funktionieren wir als Team extrem gut, auch wir Sportler mit den Trainern. Ich hoffe, dass wir in Klingenthal einen guten Auftakt springen und als Team stark auftreten. Dann macht es natürlich umso mehr Spaß.

SPOX: Auch wenn Richard Freitag den Saisonstart nach seinem Mittelfußbruch verpasst: Das deutsche Team scheint noch einmal stärker geworden zu sein.

Wellinger: Das würde ich auch behaupten. Wir haben im Moment eine sehr gute Mannschaft, sind als Team noch einmal eine Stufe voran gekommen. Die Stärke ist höher einzuschätzen als im letzten Jahr. Das ist schön, weil vier, fünf, sechs von uns vorn mitspringen können. Das ist ein gutes Gefühl. Profitieren kann jeder von jedem, auch die anderen von mir.

SPOX: Inwiefern hilft ein starkes Team im Training?

Wellinger: Es hilft sehr, wenn das Niveau insgesamt sehr hoch ist. So haben wir immer den Vergleich, das ist gerade zum Wettkampf hin hilfreich.

SPOX: Wie sehen ihre persönlichen Ziele für diesen Winter aus?

Wellinger: Gesund bleiben und einfach drauflos springen.

SPOX: Und was die Ergebnisse angeht?

Wellinger: Das ist schwierig zu beantworten. Oft entscheiden Kleinigkeiten zwischen Platz eins und 20. Ich habe noch viele Jahre Zeit, viel zu erreichen. Ich nehme jedes tolle Ergebnis mit. Und wenn die nicht kommen, werde ich umso härter trainieren, damit es die nächsten Jahre funktioniert.

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