Willkommen zurück, Lindsey!

Von Christoph Köckeis
Rückkehrerin Lindsey Vonn (r.) wurde von Teamkollegin Julia Mancuso (l.) freundlich empfangen
© Getty

Felix Neureuther und Fritz Dopfer schlugen ein neues Kapitel der Erfolgsstory 2012/13 auf. Auch die deutschen Kombinierer erlebten den ersehnten Befreiungsschlag, während Ruhpolding zu knabbern hat. Und der Adler-Tross wird von kriminellen Machenschaften erschüttert.

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Tops

Wir schrieben Geschichte: "Das ist ein Wahnsinnstag", brüllte Felix Neureuther. Gemeinsam mit Fritz Dopfer flankierte er Triumphator Ted Ligety bei der Siegerehrung des Riesenslaloms auf dem gefürchteten "Chuenisbärgli" in Adelboden. Erstmals seit 21 Jahren grinsten wieder zwei DSV-Läufer vom Podium. Auf einem Hang, der zahlreiche Opfer forderte. Wo bisher nur ein gewisser Sepp Heckelmiller 1970 unter die Top-Drei raste. "Unbeschreiblich, mir fehlen die Worte", jubelte Dopfer: "Ich hätte mir das nicht erträumt." Nun wurde der Coup Realität. Die Generalprobe für den WM-Riesenslalom von Schladming hätte nicht besser verlaufen können.

"Welcome back"! Lindsey Vonn ist zurück. Weniger dominant, weniger abgeklärt. Dafür deutlich menschlicher. Die unnahbare US-Amerikanerin meldete sich nach vierwöchiger Pause mit ungewohnt tiefen Einblicken in ihre Gefühlswelt zurück: "Der Sport gibt mir die Kraft, jeden Tag aufzustehen." Ob ihrer Scheidung fand sich Vonn vermehrt im Blätterwald des Boulevards wieder. Jedes Detail ihres Privatlebens wurde ausgeschlachtet. Unlängst gestand Vonn Depressionen. "Ich bin glücklich, aber nicht immer. Die Krankheit ist ein Stigma. Aber ich wollte, dass es jeder weiß." Der Sport, Rang vier und sechs in St. Anton, bleibt da die schönste Nebensache.

Nordisches Lebenszeichen: Es war ein Wochenende nach seinem Geschmack: Den enttäuschenden Heim-Weltcup in Schonach verdaute Tino Edelmann in Chaux-Neuve bestens. Im Einzel kombinierte er sich zum Erfolg, selbst Lokalmatador Jason Lamy-Chappuis zog die Baskenmütze. Tags darauf triumphierte er im Teamsprint mit Erik Frenzel. Für die geschundene Seele endlich Balsam. "Das tut richtig gut, aber es ist noch viel zu früh, um gleich Freudensprünge zu machen", sagte Bundestrainer Hermann Weinbuch. "Einige ketzerische Fragen gingen uns schon mächtig auf den Keks." Immer wieder auf die armen Journalisten. Wir stecken gerne ein, sofern es kein One-Hit-Wonder bleibt.

Flops

Besucherschwund: 68.000 an fünf Wettkampftagen, eigentlich passabel. Manch Sportart erreicht derartige Zahlen über die gesamte Saison nicht. Doch das deutsche Biathlon ist verwöhnt. Magdalena Neuner oder Michael Greis bescherten uns Siegesfeier um Siegesfeier. Und den Veranstaltern einen wahren Zuschauersturm. Auf sie war eben Verlass. Blöd nur, dass die einstigen Zugpferde ihr Gewehr in die Ecke stellten. So blieben etwa 30.000 Fans diesmal dem Spektakel fern. "Ich hoffe, dass wir finanziell mit einem blauen Auge davonkommen", erklärte Claus Pichler, Ruhpoldings Bürgermeister. Ein Blick auf die saftigen Ticket-Preise verrät die Gründe dafür. Die fetten Jahre sind eben vorbei.

Maier'sche Eintönigkeit: Tina Maze stieß am Wochenende in einen elitären Kreis. Wie zuvor Petra Kronberger, Pernilla Wiberg, Anja Pärson, Janica Kostelic und Lindsey Vonn gelang ihr das Kunststück, in allen fünf Disziplinen zu gewinnen. "Mir fehlen die Worte! Es ist unglaublich, dass ich diesen exklusiven Athletinnen angehöre", kommentierte die Slowenin. 545 Zähler beträgt ihr Vorsprung im Gesamt-Weltcup auf "Verfolgerin" Maria Höfl-Riesch. Einzige Frage scheint zu sein, ob sie den ewigen Rekord von Hermann "Herminator" Maier knackt. Er egalisierte 1999/2000 die 2.000er-Schallmauer. Damals macht sich gähnende Langeweile breit...

Achtung, ein Dieb! Den Abstecher nach Polen bekam der Skisprung-Tross teuer zu stehen - nämlich im wahrsten Sinne. Gleich mehrere Teams fielen einem Diebeszug zum Opfer. Besonders hart traf es die norwegische Armada. Unbekannte Langfinger stahlen Handys, Laptops, Kameras und Bargeld in Höhe von mehr als 6.000 Euro aus dem Hotel. "Kommende Nacht schlafe ich mit meinen Wertsachen unter dem Kopfkissen", übte sich Cheftrainer Alexander Stöckl in Galgenhumor. Seine Schützlinge gaben ihre Antwort auf sportliche Weise. Sowohl in Wisla (Anders Bardal) als auch Zakopane (Anders Jacobsen) waren sie nicht zu schlagen. Vielleicht sparte man durch die gestohlene Unterwäsche die entscheidenden Gramm ein...

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