Kålrotstappe und Pinnekjøtt für Super-Miri

Von SPOX
Miriam Gössner (M.) feierte in Pokljuka ihren ersten Weltcup-Sieg
© Getty

Biathletin Miriam Gössner erlebt ein Traum-Wochenende und feiert ihren ersten Weltcup-Sieg, bei den Skispringern sorgt Shootingstar Andreas Wellinger für Furore. Lettland wird nicht das Lieblingsland der deutschen Rodler - und ein Schweizer Star fährt nur noch wie ein Ski-Lehrer.

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Miriam Gössner: 2., 1., 2. - die hügeligen Strecken von Pokljuka waren genau das richtige für Miriam Gössner. Wie der Blitz rannte Super-Miri im Staccato-Schritt von Schießeinlage zu Schießeinlage. Sie hatte aus Hochfilzen gelernt, als sie ein ums andere Mal zu langsam an die Scheiben herangelaufen war. Zwar traf sie auch jetzt nicht alle Scheiben, aber an diesem Wochenende, an dem von Kaisa Mäkäräinen nicht viel zu sehen war (von Tora Berger bis zum Sonntag auch nicht), sammelte Gössner Podestplätze. Darunter den ersten Weltcup-Sieg. Klarer Fall von Durchbruch! Aber: Wir haben ja jetzt schon die ersten "Unsere neue Lena"-Schlagzeilen gelesen. Welch Überraschung... Unsere Meinung dazu: Stop it! Als nächstes steht für die 22-Jährige erst mal der ganz normale Weihnachtsstress an. "Ich werde jetzt zwei Tage frei machen und mich mit meiner Cousine und Freundinnen treffen und hoffentlich ein paar Weihnachtsgeschenke kaufen", sagte Gössner. Ganz besonders freut sich die Halb-Norwegerin auf Kålrotstappe und Pinnekjøtt. Die Aufklärung für alle, die nicht wissen, was sich dahinter verbirgt: Es sind Lammrippchen und Steckrüben-Püree. Ach ja, im Schatten von Gössner soll es im deutschen Team auch ein Debüt gegeben haben. Aber über Rang 59 von Evi Sachenbacher-Stehle wollen wir jetzt nicht sprechen.

Andreas Wellinger: Die Tournee kann kommen! Der DSV hat nicht nur Severin Freund und Richard Freitag zu bieten, jetzt ist auch noch dieser 17-jährige Schüler dazu gekommen. In Sotschi war er bereits Dritter, bei der Tournee-Generalprobe in Engelberg reichte es sogar zu Platz zwei. In der Gesamtwertung ist der Rookie Vierter - ein Wahnsinn! "Das Ziel war schon immer, dass ich irgendwann einmal vorne mitspringen kann. Dass es so schnell geht, habe ich aber nicht geglaubt - das hat wahrscheinlich keiner geglaubt. Ich freue mich einfach, als Schüler ein bisschen zu verdienen", sagt Wellinger. Der "Instinktspringer" (O-Ton Bundestrainer Werner Schuster) erinnert viele wegen seines aggressiven Stils an den jungen Thomas Morgenstern. Seine erste bewusste Tournee-Erfahrung machte Wellinger übrigens, als Sven Hannawald sein Zeug machte und alle vier Springen gewann. So lang ist das schon her...

Francesco Friedrich: Hilfe, wir können kein Bob mehr! So toll die Leistungen der Biathleten, Skispringer oder der Skifahrer sind, es kriselt in der deutschen Kernkompetenz. Wir denken ja in diesem Winter gar nicht mehr an Siege, ein Podestplatz wäre schon schön. Den gab es aber bis jetzt noch nicht für das Team von Bundestrainer Christoph Langen. Dass es an Weihnachten noch keinen deutschen Sieg gab, hatten wir im neuen Jahrtausend noch gar nie! Platz 6 im Zweier (Florschütz/Kuske) und Platz 4 im Vierer (Arndt-Crew) waren noch das Beste, was jetzt in La Plagne heraussprang. Dafür leisteten sich die Deutschen peinliche Fehler. Ein Beispiel: Arndt/Putze schafften es, ihren Schlitten aus der Startspur zu schieben und an die Bande zu knallen. Noch vor der ersten Kurve. Langens Kommentar: "Wir lassen keinen Fettnapf aus." Aber: Help is on the way. Denn: Francesco Friedrich hat bei den Junioren-Weltmeisterschaften in Innsbruck-Igls die Titel mit beiden Schlitten gewonnen. Francesco muss uns aus der Bob-Krise führen.

Spielverderber der Woche: Gregor Schlierenzauer

Mit seinem dritten Sieg in dieser Saison hat der Österreicher Überraschungsprimus Severin Freund das Gelbe Trikot des Gesamtweltcup-Führenden entrissen. Dabei hatte sich auch der Deutsche mit den Rängen vier und sechs in Engelberg stets auf der Höhe gezeigt.

Bitter für Freund: Letztlich waren es mit Wellinger und Michi Neumayer am Sonntag gleich zwei Teamkollegen, die sich zwischen ihn und das Gelbe Leibchen schoben. Der deutsche Überflieger wird das nach vier überragenden Weltcup-Wochenenden ganz anders sehen: Bandscheiben-OP im April brillant kompensiert, unmittelbar vor der Tournee die Favoritenrolle an den Schlieri weitergegeben, passt!

Flops

Nebel, Neuschnee, Rückenwind! An diesem Wochenende hat der Wintersport-Wetter-Gott es bunt getrieben mit dem Weltcup-Zirkus. Ein abgesagter Super-G der Damen am Samstag war die Krönung. Der Rückenwind in Engelberg ärgerte zwar die Springer, störte uns TV-Sportler aber eher wenig. Dafür stoppte dichter Schneefall während des Biathlon-Sprints am Freitag den Sachenbacher-Stehle-Hype. Kaum Sicht am Schießstand, dazu mangelnde Erfahrung und schwere Beine - die Evi kämpfte sich als 59. gerade so in die Verfolgung. Am Sonntag trieb dann der Nebel europaweit sein Unwesen. In Courchevel bremste die schlechte Sicht Maria Höfl-Riesch auf den drittletzten Platz. In Pokljuka schauten die Mädels am Sonntag beim zweiten Liegendanschlag nach jedem abgegebenen Schuss ungläubig über ihre Waffe. "Hab ich den getroffen?", schienen sie zu fragen. Die Grafik verriet: Nein, hatten sie zu großen Teilen nicht. Wer weiß. Hätte Gössner hier durchgezogen und fünf Strafrunden eingelegt, vielleicht hätte sie Tora Berger hier abgehängt. So aber zögerte die Deutsche eeeewig, und schoss dann trotzdem vier Fehler.

Sigulda: Wikipedia lehrt: Sigulda (deutsch: Segewold) ist eine Stadt in Lettland 53 km nordöstlich von Riga am Ostufer der Gauja. Sigulda bezeichnet sich aufgrund der reizvollen Landschaft gerne als Lettische Schweiz. Ob sie sich als Lettische Schweiz bezeichnet, ist uns aber herzlich egal. Fakt ist, dass deutsche Superstar-Rodler mit dieser Bahn nicht zurechtkommen. Ausklammern müssen wir die Doppelsitzer Tobias Wendl und Tobias Arlt, die gewinnen in dieser Saison überall. Vier Rennen, vier Siege. Läuft. Aber sowohl bei den Damen als auch bei den Herren war Sigulda keine Reise wert. Die deutschen Mädels wurden erstmals seit zehn Monaten wieder geschlagen. Die Russin Tatjana Iwanowa war stärker. Und bei den Herren wurde sogar ein fast zwei Jahre anhaltender Siegeszug gestoppt. Und das durch die alten Knacker. Vor Felix Loch landeten Albert Demtschenko (41 Jahre alt) und der ewige Armin Zöggeler (38).

Carlo Janka: "Wenn Lindsey Vonn bei den Herren starten will, sollte ich vielleicht zu den Damen wechseln." Als Carlo Janka vor drei Wochen bei der Abfahrt in Lake Louise auf dem 51. Platz ins Ziel kam, war der Schweizer noch zu Scherzen aufgelegt. Das dürfte sich spätestens seit dem letzten Wochenende geändert haben. Die Krise bei den Schweizer Alpin-Herren nimmt immer größere Ausmaße an - und der Fall Janka sticht dabei total heraus. Nachdem der 26-Jährige beim Riesenslalom in Alta Badia im ersten Lauf unvorstellbare 7,81 Sekunden auf Sieger Ted Ligety verlor, ohne dabei einen Fehler zu machen, war die Demütigung perfekt. Janka wurde jetzt von den Coaches erst mal aus dem Weltcup genommen. Trainieren ist angesagt. "Carlo ist gefahren wie ein Skilehrer", meinte Rupert Huber, Entwicklungschef bei Jankas Ausrüster Atomic. Der Spott in der Schweiz kennt keine Grenzen. Der "Blick" errechnete, dass Janka gemessen am Durchschnittstempo (ca. 80 km/h) rund 160 Meter auf Ligety verlor. Das Boulevard-Blatt ging sogar noch weiter und nannte Beispiele, was man in 7,81 Sekunden alles so machen könnte. Beispiele: 1,7 Hamburger essen oder 2,5 Frauen beglücken. Wir lassen das mal unkommentiert so stehen und wünschen Carlo Janka von Herzen, dass er bald wieder zu seiner alten Form findet.

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