Sechs Strafminuten: Neuner verpasst Medaille

SID
Magdalena Neuner schoss sechs Mal daneben und konnte beim 15-km-Einzel keine Medaille gewinnen
© Getty

Strahlender Sonnenschein, 26.000 begeisterte Zuschauer - alles schien angerichtet für eine erneute Goldfeier von Magdalena Neuner in Ruhpolding. Doch der wunderschöne Tag bei der Heim-WM endete nach sechs Schießfehlern der deutschen Biathlon-Heldin in ungläubigem Entsetzen. "Magdalena Neuner hat uns bislang zum Lächeln gebracht, aber das war der Tag der langen Gesichter", brachte der deutsche Verbandschef Alfons Hörmann die gedrückte Stimmung im Chiemgau auf den Punkt.

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Die auf Platz 22 weit abgeschlagene Neuner verpasste im vierten Rennen ihrer Abschieds-WM in der Heimat erstmals das Siegerpodest und wird ihre große Karriere ohne die ersehnte Medaille im 15-km-Einzelrennen beenden.

Sie nahm es zumindest nach außen hin gelassen: "So blöd es klingt - als Vierte hätte ich mich mehr geärgert. Dann lieber mal richtig mit Schwung daneben. Bei mir war schon nach dem dritten Schießfehler die Luft raus."

Im Ziel hatte sie stolze 4:40,3 Minuten Rückstand auf die norwegische Weltmeisterin Tora Berger, die klar vor Marie Laure Brunet (Frankreich) und Helena Ekholm (Schweden) triumphierte.

Die 25-Jährige Neuner hatte bei ihren letzten großen Titelkämpfen zuvor einen kompletten Medaillensatz geholt - Gold im Sprint, Silber im Jagdrennen und Bronze mit der Mixedstaffel. Nach der bitteren Enttäuschung im Einzel kann sie ihr zuvor ausgegebenes Ziel von sechs Medaillen bei sechs WM-Starts nun nicht mehr erreichen.

Ein Tag zum Vergessen

Auch die beste Deutsche Andrea Henkel, immerhin achtmalige Weltmeisterin, landete nach vier Schießfehlern nur auf Platz 19: "Das war ein Tag zum Vergessen." Frauen-Bundestrainer Gerald Hönig kannte die Ursachen: "Im Gegensatz zum Anschießen war der Wind weg. Und die Mädels haben einfach zu zaghaft reagiert. Und dann haben ihnen die Fehler auch noch die Beine schwer gemacht."

Dabei hatte der "gebrauchte Tag" (Trainer Ricco Groß) perfekt begonnen. Neuner hatte ein klares Ziel ausgegeben: "Ich habe den Traum, im Einzel Gold zu gewinnen. Das ist der letzte Titel, der mir noch fehlt." Unter dem frenetischen Jubel der Massen startete sie mit einem Lächeln auf die Strecke.

Doch obwohl die äußeren Bedingungen mit Sonne und Fast-Windstille perfekt schienen, büßte Neuner bereits mit zwei Fehlern beim ersten Schießen alle Goldchancen ein.

So wie ihr ging es allerdings vielen Topfavoritinnen. Neuners Dauerrivalin Darja Domratschewa (Weißrussland) ließ drei Tage nach ihrem ersten Weltmeistertitel gleich vier der fünf Klappscheiben stehen und landete am Ende knapp hinter der Deutschen.

Blanke Ernüchterung bei den Fans

Unter den Neuner-Fans flackerte nach deren fehlerlosen zweiten Schießen so etwas wie Hoffnung auf, doch die schlug spätestens nach den drei "Fahrkarten" bei der letzten Schießübung in blanke Ernüchterung um. Totenstille machte sich in der Chiemgau-Arena breit.

Am Ende blieb nur die Hoffnung auf einen erneuten Festtag mit Magdalena Neuner am Samstag. Hörmann: "Nach dieser Enttäuschung müssen wir die Scharte in der Staffel auswetzen." Das Ziel ist auch dort natürlich Gold.

Der Zeitplan der WM in Ruhpolding

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