"Unbeschreiblich, in Ruhpolding zu gewinnen"

SID
Superstar Magdalena Neuner ist der absolute Liebling der Massen
© spox

Am Glühweinstand quäkt ein Lautsprecher die "Fiesta Mexicana" ins Nichts, der Verkäufer daneben räumt seine Würstelbude auf, um für den nahenden Ansturm gerüstet zu sein. Gähnende Leere im Fußgänger-Zentrum und wenige Schritte weiter eine von Menschen gebildete Mauer. Zusammengepfercht wie bei einem Popkonzert warten knapp 10.000 Biathlon-Euphorisierte im zum Champions Park umfunktionierten Kurpark von Ruhpolding auf ihr Idol.

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"Wir woll'n die Lena sehen" hallt es in der Menge. Die Siegerehrung für Magdalena Neuner steht an. Im Hintergrund verschärft die Polizei die Sicherheitsvorkehrungen.

"Es ist ein unbeschreibliches Gefühl, bei der Heim-WM zu gewinnen, so umjubelt zu werden und die deutsche Hymne zu hören. Das habe ich mir erträumt", erzählt Magdalena Neuner. Die gerade auch wegen des ganzen Rummels um ihre Person ihre einzigartige Karriere schon in zwei Wochen als gerade 25-Jährige frühzeitig beenden wird.

Gerüchte über Drohungen gegen Neuner

Manchmal geht die Lena-Mania nämlich zu weit. "Es hat einen anonymen Anruf gegeben, der sich als Bagatelle herausgestellt hat. Die Polizei hat die Sicherheitsvorkehrungen aber erhöht. Es ist ja ein Minister (Verteidigungsminister Thomas de Maiziere/d.A.) im Ort", sagte OK-Vizepräsident Martin Haßlberger der Nachrichtenagentur dapd.

Gerüchte, wonach Magdalena Neuner bedroht worden sei, will die Polizei gegenüber dapd nicht bestätigen und zugleich nicht dementieren. "Dazu keinen Kommentar", erklärte Stefan Sonntag.

Der zuständige Pressesprecher im Polizeipräsidium Oberbayern Süd bestätigte lediglich eine massive Polizeipräsenz von "deutlich über 100 Einsatzkräften", die in den WM-Tagen aus dem Oberbayerischen sowie von der Bereitschaftspolizei in Ruhpolding zusammengezogen wurden. Es seien weit mehr Beamte im Einsatz als bei einem normalen Weltcup, "weil auch das Besucher-Aufkommen höher ist."

Mit den entsprechenden Problemen. Als Magdalena Neuner im gelben Teamanorak mit der Goldmedaille um den Hals von der großen Bühne verschwindet, und sich die Menge an Würstelbuden, Glühweinstände, Kneipen und provisorischen WM-Bars verteilt, muss auch die Polizei eingreifen. "Wir hatten es mit einigen stark alkoholisierten Jugendlichen zu tun", sagt Stefan Sonntag. Anzeigen wegen Körperverletzung sowie Beamtenbeleidigung seien erstattet worden. "Aber wir mussten niemanden in Haft behalten."

Teamhotel als Rückzugsort

Magdalena Neuner war da längst wieder in ihrem Rückzugsort, dem gut einen Kilometer oberhalb von Ruhpolding allein an einem Skihang gelegenen Teamhotel Maiergschwendt.

Weit genug weg von neugierigen Fans und eventuellen Belästigungen. Erst vor wenigen Wochen war vom Landgericht München ein sogenannter Stalker verurteilt worden, der Neuner in ihrem Heimatort Wallgau belästigt hatte. Es war nicht der Erste, der auf diese Art die Ausnahme-Sportlerin schockte.

Magdalena Neuner sehnt sich nach einem normalen Leben, will mit ihrem Partner Josef "Seppi" Holzer wie im WM-Vorfeld geschehen "einfach mal zum Essen gehen", will tanzen, ins Kino, "alles machen, was so eine junge Frau in meinem Alter so macht und was ich wegen des Trainings nie unbeschwert machen konnte."

Weit ist dieser Zeitpunkt nicht mehr, aber davor gilt es noch die Lena-Mania in Ruhpolding zu überstehen. Tausende zumeist betagte Lena-Fans mit grauen Haaren schreien sich heiser, hüllen sich in Deutschland-Fahnen mit dem Aufdruck "Magdalena Neuner".

Und selbst ein ausgebuffter Sportfunktionär wie der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, verliert nach dem Goldlauf schon mal die Contenance und umarmt jeden in seiner Nähe: "Es ist schon unglaublich, was diese junge Frau leistet."

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