Deutsche Frauen-Staffel gewinnt Gold

SID
Magdalena Neuner (l.) beim Wechsel auf Miriam Gössner (r.)
© Getty

Zweites Gold für Deutschland bei der Biathlon-WM. In Ruhpolding setzte sich das deutsche Frauen-Quartett mit Magdalena Neuner, Tina Bachmann, Miriam Gössner und Andrea Henkel am Samstag in der 4x6 Kilometer Staffel durch.

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Als Andrea Henkel mit der deutschen Fahne in der Hand im Ziel ihren Staffelgefährtinnen in die Arme fiel, war der Höhepunkt der Biathlon-WM in Ruhpolding perfekt und 28.000 euphorische Fans besangen den "Tag, so wunderschön wie heute."

Selbst eine Strafrunde von Magdalena Neuner und ein Sturz von Miriam Gössner bremsten den von Tina Bachmann in Schwung gebrachten deutschen Goldexpress nicht aus. Der im Vorjahr eroberte Titel wurde vor Frankreich und Norwegen erfolgreich verteidigt. "Ich habe auf der Schlussrunde schon immer gelächelt, einfach herrlich", schilderte Henkel.

"Fantastisch. Wir haben Gold gewonnen. Die Mädels waren heute einsame Spitze", sagte Neuner. Weil vor allem Henkel mit einer fehlerfreien Schlussrunde Neuners Strafrunden-Malheur ausbügelte, meinte Gold-Lena nach dem zwölften WM-Titel ihrer Karriere schmunzelnd "Jetzt steht es 1:1". Im Vorjahr hatte nämlich sie auf der Schlussrunde mit furioser Aufholjagd den Titel gesichert.

IOC-Vizepräsident Bach mit Gänsehaut

"Das Schönste an diesem Sieg ist, dass die deutsche Staffel nachgewiesen hat, dass sie nicht nur aus Magdalena Neuner besteht. Gerade Gössner und Henkel am Ende waren grandios", sagte der Sportchef des Deutschen Skiverbandes (DSV), Thomas Pfüller.

Und der Vizepräsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, ergänzte: "Heute haben alle gesehen, was die Stärke der deutschen Mannschaft ausmacht. Ein großartiges Rennen, ich habe immer noch eine Gänsehaut."

Neuner hat nun im abschließenden Massenstartrennen (Sonntag, 16.00 Uhr) noch die Chance, nach Gold in Staffel und Sprint, Silber in der Jagd und Bronze mit der Mixedstaffel ihre fünfte Medaille beim Championat im Chiemgau zu gewinnen. Zuvor bestreiten die Männer ihren Massenstart, wobei der dreifache Saisonsieger Andreas Birnbacher und seine Kollegen aus der deutschen Bronzestaffel zum Favoritenkreis gehören.

Ausgerechnet Neuner patzt beim Schießen

Cheftrainer Uwe Müssiggang hatte zwar wie im Vorjahr das Quartett Bachmann/Neuner/Gössner/Henkel aufgeboten. Beim Goldlauf im März 2011 aber war die deutsche Staffel in Chanty Mansijsk aber komplett anders (Henkel/Gössner/Bachmann/Neuner) aufgestellt gewesen.

"Wir müssen von Anfang an vorne dabei sein. Sonst wird es schwer, das Rennen noch zu drehen", erzählte Müssiggang vor dem Rennen der Nachrichtenagentur dapd.

"Die Lena als zweite Läuferin soll uns möglichst einen Vorsprung bringen. Dann sind die anderen Favoriten unter Druck. Und wenn wir Rückstand haben, dann soll Lena diesen aufholen."

Neuner muss in die Strafrunde

Die deutsche Taktik schien zunächst aufzugehen, denn Startläuferin Tina Bachmann schoss fast fehlerfrei und schickte Magdalena Neuner gleich in die Führung "Endlich habe einmal das umgesetzt, was ich mir vorgenommen habe. Heute konnte ich der Mannschaft helfen", sagte die Osterzgebirglerin.

Dann aber nutzte ausgerechnet Superstar Magdalena Neuner die Steilvorlage nicht. Beim Liegendschießen reichten die drei Nachladepatronen geradeso, um die Strafrunde zu verhindern, im Stehendanschlag schoss die 25-Jährige insgesamt gar viermal daneben und musste einmal in die Strafrunde.

So lag das DSV-Quartett bei Halbzeit der Konkurrenz bei "Kaiserwetter" und Temperaturen um 13 Grad zehn Sekunden hinter der Spitze zurück auf Rang drei hinter den mitfavorisierten Französinnen und der Slowakei.

Gössners Verbeugung vor den Trainern

"Das war nicht, was ich mir erhofft habe", sagte Neuner und war richtig sauer auf sich selbst. "Ich bin vor dem Stehendschießen zu langsam gelaufen, wollte nicht in Führung gehen. Da war mein Puls am Stand zu tief. Da merkt man jeden Herzschlag, fängt an zu zittern. Da ist es schwierig, die Waffe zu halten."

Dann aber lief und schoss Wackelkandidatin Miriam Gössner weit besser als erwartet, ließ sich sogar durch einen Sturz an einer Werbebande (Gössner schmunzelnd: "Ich wollte mich nur mal vor den Trainern verbeugen.") im Anstieg nicht schocken und brachte das deutsche Quartett in Führung.

17,5 Sekunden nahm Henkel vor Frankreich mit auf ihre Schlussrunde. Diesen Vorsprung ließ sich die 34 Jahre alte Thüringerin nicht mehr abjagen.

Biathlon-WM: Der Zeitplan

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