Alpine bedauern Rückzug von Bundestrainer

SID
Karlheinz Waibel war drei Jahre Männer-Bundestrainer der Alpine
© Getty

Die Frau von Karlheinz Waibel wird das Ende dieser Woche schon herbeisehnen. Dann nach dem Weltcup-Finale der Skifahrer in Schladming endet die dreijährige Dienstzeit ihres Gatten als Männer-Bundestrainer des Deutschen Ski-Verbandes.

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Waibel wird sich dann wieder verstärkt seiner Gemahlin und seinem neunjährigen Sohn widmen können. Diese Entscheidung hatte er schon früh angekündigt.

Der 45 Jahre alte Sportwissenschaftler gibt zu, dass die Hatz um den Globus in dieser Sportart, die inzwischen das ganze Jahr beansprucht, viele familiäre Entbehrungen fordert.

"Der Preis ist extrem hoch"

"Der Preis ist extrem hoch", sagt Waibel der Nachrichtenagentur "dapd". Er habe die viele Reiserei unterschätzt. Im Winter war er meist nur ein Tag in der Woche da, "aber nur physisch", wie er sagt. "Für das Kind sind aber beide Elternteile wichtig."

Während seine Familie den Rückzug des Mannes begrüßt, bedauert Wolfgang Maier den Schritt sehr. Der DSV-Alpindirektor verliert nämlich den Mann, der für den Aufschwung des Männerteams in diesem Winter steht.

"Eigentlich ist es nicht clever, dass er jetzt aufhört", sagt Maier der Nachrichtenagentur dapd. "Es ist auch sein Produkt. Und es ist noch nicht fertig."

Waibel führt neues Leitbild ein

Der Oberallgäuer Waibel hat in den drei Jahren viele Neuerungen auf den Weg gebracht. Vor allem hat er den DSV in Sachen Trainingslehre in das neue Jahrtausend geführt und dem Verband ein modernes, pragmatischeres Leitbild beschert, das sich von dem bisherigen drastisch abhebt.

Früher mussten die Skifahrer sich an den besten Skifahrern orientieren, sie kopieren und versuchen, so zu fahren wie sie. Das klappt meist nicht, weil jeder Skifahrer andere Voraussetzungen mitbringt.

Also hat Waibel analysiert, was die Skifahrer schneller machen kann. Beispielsweise der Aufkantwinkel. Er hat sich dabei auf die wesentlichen Dinge konzentriert und das den Athleten auch so vermittelt.

Er hat ihnen nicht vorgeschrieben, wie sie fahren sollen - er hat es sie ausprobieren lassen. "Es ist wichtig, dass die Sportler die Zusammenhänge begreifen und erleben", sagt Waibel.

Dopfner mit starker Entwicklung

Dass sein Ansatz viel versprechend ist, haben nicht nur die Resultate in diesem Winter gezeigt. Vor allem Fritz Dopfer hat sich von einem Mitläufer zu einem Rennfahrer entwickelt, der um den Sieg mitfahren kann. Zweimal stand der 24-Jährige in diesem Jahr bereits als Dritter im Riesenslalom und Slalom auf dem Podest, es waren seine ersten Platzierungen unter den besten drei in seiner Karriere.

"Wir haben viel von seinem enormen Wissen und seinen Kenntnissen profitiert", sagt Dopfer über den Trainer. Deshalb hätte Maier gerne mit Waibel weiter gearbeitet. Auch weil er ein Mensch ist, "der Konflikten nicht aus dem Weg geht", wie Maier sagt.

Das gefällt ihm. Er möchte das von Waibel Angefangene in dessen Sinne fortführen. "Alles andere wäre ja fatal", sagt Maier. Es sei ja "Beachtliches geschaffen worden, das noch weiter verbessert werden muss."

Maier will Nachfolger-Suche nach Weltcup-Finale beginnen

Bei der Suche nach einem Nachfolger lässt sich der Sportdirektor aber nicht drängen. Erst nach dem Weltcup-Finale, das am Dienstag in Schladming beginnt, will er mit den ersten Kandidaten Gespräche aufnehmen.

Ganz hat er die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass Waibel entgegen seinen Ankündigungen doch noch weitermachen könnte. Wenn der Verband niemand Adäquates finden werde, sagt Maier, "weiß Charly, worum es geht und wie er sich entscheiden müsste."

Ob das seine Frau auch so sieht?

Der Ski-alpin-Kalender 2012

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