Ole Einar Björndalen läuft und läuft und läuft...

SID
Ole Einar Björndalen gehört traditionell zu den schnellsten Läufern im Biathlon-Zirkus
© Getty

Ole Einar Björndalen ist unglaubliche 20 Jahre Weltspitze im Biathlon, hat sieben olympische Goldmedaillen und 16 WM-Titel gewonnen, ist 38 Jahre alt und immer noch nicht fertig. "Die Olympischen Spiele in Sotschi sind mein Ziel, aber sie müssen nicht das Ende sein. Wenn es mein Körper mitmacht, dann laufe ich vielleicht noch weiter. Meine Motivation ist stark", erzählt der Norweger.

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Der "Kannibale" der Biathlon-Welt, der schon 1993 in Ruhpolding Junioren-Weltmeister war, soll am Donnerstag im WM-Eröffnungsrennen (15.30 Uhr im LIVE-TICKER) seine Mixedstaffel zum Titel führen und seiner einmaligen WM-Medaillensammlung die Nummer 37 hinzufügen.

Vor zwei Monaten noch war es unvorstellbar, das der damals schwächelnde Altmeister den aktuellen Dreifach-Weltmeister und Shootingstar der Vorsaison Tarjei Bö noch aus der Norweger-Mixedstaffel verdrängt. Total kaputt sei er gewesen, erzählt Björndalen, "so schwach wie noch nie in 20 Jahren Biathlon. Ich bin in eine Situation geraten, die ich in meiner sportlichen Laufbahn so noch nie erlebt habe".

Bandscheiben-Verletzung beim Holzfällen

Ursache von Björndalens Schwäche, die viele Beobachter bereits als trauriges Ende seiner langen Erfolgskarriere deuteten, war ein Unfall beim Holzfällen. Björndalen war im Frühling in Italien mit dem Bruder seiner Frau Nathalie mit Waldarbeit beschäftigt. "Dann habe ich ein schweres Holzstück aufgehoben - das war's". Drei Bandscheiben waren lädiert, wurden ohne Operation therapiert. Aber der Perfektionist konnte den Rückstand zunächst nicht aufholen. "Ich bin noch nie so schlecht vorbereitet in eine Saison gestartet, wie diesmal."

Björndalen reagierte auf seine schwachen Ergebnisse, verzichtete sogar auf das von ihm ansonsten gerne wahrgenommene finanziell attraktive Showrennen in der Schalke-Arena, ließ den dann folgenden Weltcup Anfang Januar in Oberhof ganz aus, trainierte besessen wie immer und erntete im letzten Weltcup vor der WM in Kontiolahti den Lohn, den Sieg.

Den 94. in seiner Erfolgsbilanz. "Ich habe fünf Monate normal trainiert, und jetzt bin ich wieder dran", sagt er. Und trainiert habe er so wie vor 20 Jahren, so wie vor zehn Jahren, so wie immer. "Verändert hat sich bei mir nichts."

Olympiagold in Sotschi als Antrieb

Den 100. Sieg zu schaffen, sei es nicht, was ihn antreibt. Auch nicht der Umstand, das er noch seinen berühmten Landsmann Björn Dählie als besten Olympia-Wintersportler aller Zeiten (acht Goldmedaillen) ablösen könnte.

"Wenn ich an Björn denke, dann nicht, um ihn zu übertreffen. Wenn ich an ihn denke, dann rufe ich ihn einfach an und lass mir ein paar Tipps geben. Dählie bleibt sowieso der größte Wintersportler für mich."

Nein, Sotschi sei seine Motivation. "Dort will ich noch eine Goldmedaille holen. Mein Kopf ist stark, hoffentlich mein Körper auch." Leise Zweifel daran sind nach dem Malheur im Wald geblieben. Aber der große Ole will nicht klein beigeben. "Erst wenn mein Körper wirklich kaputt ist, höre ich auf. Mir macht der Sport einfach so viel Spaß."

Der Biathlon-Kalender 2012

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