Maximilian Arndt rast zu WM-Bronze

SID
Maximilian Arndt sicherte mit Bronze in Lake Placid seine erste WM-Medaille
© spox

Europameister Maximilian Arndt (Oberhof) hat sich bei den Weltmeisterschaften im amerikanischen Lake Placid seine erste WM-Medaille gesichert. Am Tag nach der Silbermedaille von Sandra Kiriasis musste sich der 24-Jährige auf der Olympiabahn von 1980 in der Endabrechnung im kleinen Schlitten nach vier Läufen lediglich Lokalmatador Steven Holcomb und dem Kanadier Lyndon Rush (0,46 Sekunden zurück) geschlagen geben.

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Sandra Kiriasis und Maximilian Arndt trennen fast 13 Lebensjahre und 40 Weltcup-Siege - feiern können die beiden deutschen Bob-Piloten aber gleich gut. Wie die "Grande Dame" Kiriasis nach Silber im Damen-Zweier riss Shooting-Star Arndt rund 16 Stunden später auf dem Bobkanal in Lake Placid die Arme in die Luft und schrie laut "Yeah".

Der 24 Jahre alte Europameister raste bei den Weltmeisterschaften im kleinen Schlitten zu Bronze und damit zu seiner ersten WM-Medaille. "Ich bin überglücklich", sagte der vollkommen überwältigte Mann der Stunde - vor allem weil er im letzten Lauf auf Medaillenkurs eine Schrecksekunde erlebt hatte.

Arndt tritt ins Lenkseil

Beim Sprung in den Bob hatte Arndt eines seiner Lenkseile zur Seite getreten, das er erst in Kurve drei der ruppigen Olympiabahn von 1980 wieder in der Hand hielt. "Der Lauf war deshalb ziemlich schlecht. Ich hatte mit dem Schlimmsten gerechnet", gab Arndt zu.

Silber war weg, die sechstbeste Zeit in Durchgang vier reichte aber, um den dritten Platz hinter dem überragenden Lokalmatadoren Steven Holcomb und dem Kanadier Lyndon Rush (0,46 Sekunden zurück) zu verteidigen.

0,55 Sekunden fehlten Arndt und Anschieber Kevin Kuske auf Olympiasieger Holcomb, der auf seiner Heimbahn seinen ersten Zweier-Titel holte.

Silber für das Team Deutschland

Am Sonntagabend mitteleuropäischer Zeit verpassten die deutschen Bob- und Skeletonpiloten auch im Teamwettbewerb die erste Goldmedaille. Deutschland I musste sich dem ersten amerikanischen Team deutlich geschlagen geben und belegte Rang zwei.

Am Ende standen für Frank Rommel, Kiriasis, Berit Wiacker und Marion Thees 3:45,71 Minuten auf der Uhr, 73 Hundertstel langsamer als die USA.

Auch das zweite deutsche Team konnte am Sonntagabend nicht überzeugen: Alexander Kröckel, Cathleen Martini, Christin Senkel und Anja Huber hatten am Ende in 3:46,81 Minuten fast zwei Sekunden Rückstand und belegten Platz fünf.

Extralob für Junior Friedrich

Für die deutschen Athleten war es nach Kiriasis' sechstem und Arndts erstem WM-Edelmetall die dritte Medaille in der dritten Entscheidung der 58. Titelkämpfe. "Wir sind nicht unzufrieden", sagte Thomas Schwab, Sportdirektor des Bob- und Schlittenverbandes für Deutschland (BSD): "Vor allem, weil unser Bester nicht dabei ist."

Ersatzmann Francesco Friedrich, der nach der verletzungsbedingten Absage von Top-Pilot Thomas Florschütz ins Team gerutscht war, erledigte seine Sache aber zur vollsten Zufriedenheit des deutschen Lagers.

Durch Laufbestzeit im vierten Durchgang verbesserte sich der ehemalige Junioren-Weltmeister am Sonntag um vier Plätze auf den überraschenden vierten Rang (0,62). Zu Bronze fehlten nur 0,07 Sekunden. "Das macht uns unglaublich stolz. Es kommt ein Junger nach, der Druck machen kann", lobte Schwab.

Enttäuschung bei Machata

Friedrich stellte durch seinen Fabellauf auch den sichtlich bedienten Vierer-Weltmeister Manuel Machata in den Schatten. Der Berchtesgadener verließ die Bahn mit Blick auf die Anzeigentafel fluchend - Platz sieben (1,4) ist weit unter seinen Ansprüchen.

"Er muss sich jetzt auf den Vierer konzentrieren. Er kann das: Abschalten - und dann um Medaillen fahren", sagte Schwab. Die Entscheidung in der Königsdisziplin folgt am kommenden Wochenende.

Weitaus besser als Machata machte es die im Laufe der Saison ebenfalls glücklose Kiriasis. "Ich bin absolut happy. Ich wollte nochmal angreifen und das ist gelungen", sagte die 37-Jährige gelöst.

Kiriasis: "Wenn alles gut geht, dann auch bis Sotschi"

Obwohl zwei Laufbestzeiten am Finaltag nicht zur Aufholjagd auf Olympiasiegerin Kaillie Humphries (Kanada) reichten: Pünktlich zum Saisonhöhepunkt zeigte Kiriasis, dass sie noch lange nicht abzuschreiben ist. "Wenn alles gut geht, dann auch bis Sotschi", kündigte sie an. Es wären ihre vierten Olympischen Spiele.

Nur 0,33 Sekunden fehlten in der Endabrechnung auf Humphries, die zum zweiten Mal nach 2010 Weltmeisterin wurde. Auf Rang drei fuhr Lokalmatadorin Elana Meyers (1,0 Sekunden zurück).

Bei der zehnten Frauen-WM stand zum zehnten Mal eine deutsche Pilotin auf dem Podest - Gold weinte Bundestrainer Chistoph Langen daher nicht hinterher. "Wir sind verwöhnt im Bobsport. Im Skifahren ist Silber der Wahnsinn - und ich muss mich fast rechtfertigen", monierte er.

Auch die zerknirscht wirkende entthronte Titelverteidigerin Cathleen Martini, in Lake Placid nur Vierte (1,25), nahm der 49-Jährige in Schutz. "Es gab viele kleine Gründe, dass sie hier nicht ihre beste Leistung bringen konnte", sagte er. Anja Schneiderheinze wurde Achte (2,3).

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