"WM-Generalprobe stelle ich mir anders vor"

SID
Cathleen Martini (r.) gewinnt erstmals den Gesamtweltcup
© Getty

Überschäumende Freude sieht anders aus. Ein Klopfer auf den Schlitten, ein kurzes Abklatschen mit Anschieberin Janine Tischer - und ganz viel Kopfschütteln. Bobpilotin Cathleen Martini steig derart missmutig aus dem Eiskanal von Calgary, dass man kaum glauben konnte, dass sie soeben die neue Siegerin des Gesamtweltcups geworden war.

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Der Gesamterfolg war schnell abgehakt und der Blick schon nach vorn gerichtet. "Ich habe die ganze Woche den Schlitten nicht richtig zum Fahren bekommen", sagt sie. "Eine WM-Generalprobe stelle ich mir einfach anders vor."

Ein fünfter Platz beim letzten Rennen auf der Olympiabahn von 1988 reichte der Europameisterin aus Oberbärenburg, um erstmals den Gewinn der Kristallkugel zu feiern. Nach acht Rennen verwies sie ihre Winterberger Teamkolleginnen Anja Schneiderheinze und Sandra Kiriasis auf die Plätze zwei und drei. Getrübt war die Freude bei Martini, weil es eben nur Platz fünf im Ziel war, zu wenig für die ehrgeizige Pilotin, die in dieser Saison in Winterberg, Altenberg und am Königssee siegreich war.

Die Freude wird erst später erwartet

In Calgary hatten Martini/Tischer 0,84 Sekunden Rückstand auf die siegreichen Lokalmatadorinnen Kaillie Humphries/Jennifer Ciochetti. Auf Rang zwei landete Schneiderheinze mit ihrer Anschieberin Lisette Thöne (0,18 Sekunden zurück). Dritte wurden ihre Landsfrauen Kiriasis/Petra Lammert (0,26).

Die Ursache war für Bundestrainer Christoph Langen schnell ausgemacht: "Die Startzeiten waren indiskutabel, da braucht man sich nicht groß zu wundern." In Whistler hatte sich Martini eine Kapselverletzung zugezogen, war jetzt erstmals ohne Verband gestartet und deshalb zu zögerlich.

"Die Freude kommt später noch. Wenn ich die Kugel ein paar Mal angucke, werde ich merken, dass ich eine starke Saison gefahren bin", sagte Martini. In den Jahren zuvor war sie viermal Zweite und zweimal Dritte, Kiriasis gewann zuletzt neunmal in Folge. Von einer Wachablösung wollte Langen aber nicht sprechen.

"Weltcup ist immer etwas Besonderes"

"Der erste Weltcup ist immer etwas Besonderes. Aber der achte, neunte, zehnte, das ist dann egal. Sandra wird damit professionell umgehen und sich auf das Wesentliche konzentrieren: die WM", sagte Langen der Nachrichtenagentur dapd. Alle drei Pilotinnen gehen in Lake Placid (17. bis 26. Februar) mit Medaillenchancen an den Start.

Eine kleine Chance auf den Gewinn der Kristallkugel in beiden Disziplinen hat zuvor in der Nacht von Samstag auf Sonntag noch der Oberhofer Maximilian Arndt, der allerdings auf einen Patzer des Russen Alexander Subkow hoffen muss. Die Saison im Zweier-Gesamtwettbewerb beendete Arndt auf Platz zwei.

Mit Anschieber Kevin Kuske belegte der Vierer-Europameister in Calgary Rang drei (0,26) hinter dem Potsdamer Manuel Machata (0,01) und dem Tagessieger Beat Hefti. Der Schweizer gewann die Gesamtwertung im kleinen Schlitten.

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