"Ich war noch nie so gut wie jetzt"

Von Interview: Daniel Börlein
Andreas Birnbacher holte in seiner Karriere bislang vier Weltcup-Siege
© Getty

Am Donnerstag startet die Heim-WM in Ruhpolding. Andreas Birnbacher ist die große Medaillenhoffnung der deutschen Herren. Im Interview spricht der 30-Jährige über die beste Saison seiner Laufbahn, Magdalena Neuners Karriereende und sein Leben abseits des Biathlons.

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SPOX: Herr Birnbacher, eines müssen wir gleich zu Beginn mal klären: Es heißt, Sie waren früher ein gefürchteter Schwarzfischer.

Andreas Birnbacher: (lacht) Ach du liebe Zeit. Wer hat Ihnen das denn erzählt?

SPOX: Unser Informant genießt natürlich Zeugenschutz.

Birnbacher: Wenn das so ist, dann sage ich auch nichts ohne meinen Anwalt. Ist wahrscheinlich auch besser. (lacht)

SPOX: Okay, akzeptiert. Ist mittlerweile ohnehin verjährt. Und inzwischen besitzen Sie ja auch einen Angelschein.

Birnbacher: Zum Glück. Mir hat Angeln einfach schon immer gefallen, dafür konnte ich mich bereits als Kind begeistern. Und was mittlerweile auch ganz wichtig ist: ich kann dabei einfach sehr gut relaxen, weil ich dann mal nicht unter Strom stehe.

SPOX: Für Entspannung und Hobbys bleibt während der Saison nur sehr wenig Zeit. Sie sind jedes Wochenende woanders. Ist das der Preis, den man zahlen muss, wenn man es in die Weltspitze schaffen will?

Birnbacher: Ganz klar. Andere in meinem Alter haben sicher etwas mehr Zeit für Hobbys. Oder sie ziehen abends los und gehen auf Partys. Da bin ich schon ziemlich eingeschränkt.

SPOX: Wie schwer war und ist es, den Kumpels immer wieder sagen zu müssen: 'Ich kann dieses Mal wieder nicht.'?

Birnbacher: Es ist früher nicht das große Problem gewesen. Als Jugendlicher war ich schon immer wieder auf Partys mit dabei und habe dann eben im Sommer das nachgeholt, was ich im Winter verpasst habe. Jetzt mit 30 stehen Partys auch nicht mehr ganz oben. Wir gehen dann im Freundeskreis eher mal gemütlich zum Essen. Und wenn man sich nicht täglich sieht, weil ich viel unterwegs bin, dann sitzt man eh lieber zusammen und unterhält sich.

SPOX: Magdalena Neuner beendet ihre Karriere nun - auch, weil sie mehr Zeit für Ihr Privatleben haben möchte. Kommt man da selbst auch ins Grübeln?

Birnbacher: Bei Frauen ist es wegen einer möglichen Familienplanung vielleicht nochmal ein bisschen anders als bei Männern. Ich mache mir natürlich aber auch Gedanken und überlege, wo ich hin will und was ich noch erreichen kann. Bislang habe ich das Gefühl, den richtigen Weg gegangen zu sein. Mir macht es noch immer sehr viel Spaß. Aber ich muss zugeben, dass ich mich auch auf die Zeit nach der Karriere freue, wenn ich dann mal andere Dinge genießen kann.

SPOX: Für wann ist denn das Karriereende geplant?

Birnbacher: Das ist natürlich auch immer von der eigenen Leistung abhängig und ob ich weiterhin Spaß habe. Ich werde mich sicher nicht von Saison zu Saison quälen. Was ich allerdings nicht tun werde, ist, mich auf einen Zeitpunkt fürs Karriereende festzulegen. Denn wenn es soweit ist, und ich bin noch gut drauf, dann muss ich den Plan wieder über den Haufen werfen. Wer hört schon auf, wenn's gut läuft?

SPOX: Dann ist das Karriereende derzeit wohl weiter weg denn je, schließlich legen Sie gerade die erfolgreichste Saison Ihrer Laufbahn hin.

Birnbacher: Von meinen Leistungen her bin ich im Moment auf dem Höhepunkt meiner Karriere, das darf man wohl so sagen. Ich war noch nie so gut wie jetzt.

SPOX: Erklären Sie doch mal, warum? Sie sind ja nun doch schon ein paar Jährchen dabei...

Birnbacher: Ja wenn das so einfach wäre! Ich wäre auch in den vergangenen Jahren bei optimalem Verlauf schon in der Lage gewesen, Rennen zu gewinnen. Im Laufe der Zeit lernt man eben auch ein bisschen dazu - und wenn es nur Kleinigkeiten sind. Ich habe in dieser Saison vor allem im läuferischen Bereich nochmal zugelegt, und deshalb klappt es nun auch mal mit Siegen.

SPOX: Wie wichtig ist es für das eigene Selbstwertgefühl, zu wissen, dass man gewinnen kann?

Birnbacher: Ich kann gar nicht sagen, ob sich da jetzt was verändert hat. Ich weiß nur, dass es ein sehr schönes Gefühl ist. Und es tut auch gut und entschädigt für die Jahre zuvor, in denen es nicht für ganz vorne gereicht hat und der eine oder andere gesagt hat: 'Der Birnbacher kann nicht gewinnen.'

SPOX: Fehlt eigentlich nur ein Titel bei der Heim-WM in Ruhpolding.

Birnbacher: Ein Titel wäre natürlich die Krönung. Aber das wird auch wahnsinnig schwer. Ich hatte in dieser Saison schon Rennen, nach denen ich zufrieden war, obwohl ich nicht ganz vorne war. Das kann mir bei der WM auch passieren. Dann steh ich eben ohne Medaille da. Aber deswegen hatte ich dann trotzdem eine sehr gute Saison.

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