Neureuther ist von der Einfädler-Debatte genervt

SID
Felix Neureuther gab im Januar 2003 sein Weltcup-Debüt
© Getty

Fritz Dopfers Zufriedenheit nach Rennende wird schon fast zur Selbstverständlichkeit. Das war auch nach seinem neunten Platz beim Slalom am Sonntag in Kitzbühel, den der Italiener Cristian Deville gewann, nicht anders. "Ich habe es zwar im zweiten Durchgang nicht alles riskieren können, aber ich bin mit meinen Läufen sehr zufrieden."

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Während der 24-Jährige vom SC Garmisch nun darauf hofft, in Schladming am Dienstag schon zu den besten Fahrern 15 zu gehören, um eine bessere Startnummer zu bekommen, war sein Teamkollege Felix Neureuther als 40. im Zielraum richtig verärgert.Zum einen über den Fehler, der seinen Einzug in den Finaldurchgang verhinderte.

Und zum anderen über die leidige Regel-Diskussion. "Es kotzt mich ganz schön an, dass ich am Samstag den ganzen Tag vor einem Klassiker über einen Einfädler sprechen musste. Das alles liegt drei Wochen zurück", sagte Neureuther. Der 27 Jahre alte Rennläufer hatte jetzt sein Thema gefunden. Der Ärger musste einfach raus. Das Ausscheiden interessierte ihn nicht mehr.

Debatte über angeblichen Einfädler belastet Neureuther

Der Grund war die am Samstag aufgekommene Debatte, dass der Österreicher Marcel Hirscher (Österreich) bei seinem Sieg in Zagreb vor drei Wochen ein Tor nicht korrekt gefahren sein soll. Die österreichische "Kronen Zeitung" hatte darüber berichtet, dass Aufnahmen des österreichischen Ski-Teams mit High-Speed-Kameras das bestätigt haben. Österreichs Cheftrainer Mathias Berthold sprach hinterher auch davon, dass Neureuther als Zweiter von Zagreb ebenso eingefädelt hat.

"Das ist total lächerlich. Ich weiß ganz genau, dass ich nicht eingefädelt bin und so war es jetzt auch bei Marcel", sagte Neureuther. "Von außen sieht es so aus, aber wenn man genauer hinschaut, ist die ganz Diskussion überflüssig." Hirscher war am Sonntag in Kitzbühel im ersten Durchgang von der Jury um Renndirektor Günter Hujara zunächst aus der Wertung genommen worden, weil er am ersten Tor eingefädelt haben soll.

Doch nach wenigen Minuten wurde die Entscheidung wieder zurückgenommen. Der 22-Jährige hatte mit der Skispitze die Stange zunächst innen überfahren, bevor sein Schuh außen an ihr vorbeiflutschte. Laut Reglement ist das korrekt - der Schuh ist entscheidend.

Doch im zweiten Durchgang war der Fall klarer, er beging einen weiteren Torfehler und wurde trotz Rang drei im Ziel am Ende disqualifiziert. "Es war schwer die Schlagzeilen auszublenden", sagte Hirscher hinterher, "irgendwann denkst du selbst, du musst jetzt aber aufpassen."

Sportdirektor Maier findet Debatte absurd

Das Tempo ist mittlerweile auch im Slalom so hoch, dass das menschliche Auge diese Feinheiten nicht mehr auf Anhieb erkennen kann. Die Diskussionen werden weiter gehen. Deshalb fordern sowohl Neureuther als auch Hirscher vom Ski-Weltverband transparentere Regeln.

"Die FIS muss klare Strukturen schaffen", sagt Neureuther. Allein schon aus Gründen der Fairness und Sportlichkeit, wie Hirscher findet. Auf einem Plakat im Zielraum wurde er schon als Betrüger hingestellt.

Die ganze Debatte um die Torfehler in Zagreb hält der Sportdirektor des Deutschen Skiverbandes (DSV), Wolfgang Maier, im Gespräch mit der Nachrichtenagentur "dapd" allerdings für "völligen Blödsinn".

Bis eine Viertelstunde nach Rennende kann jede Nation gegen das Resultat Protest einlegen. Tut das niemand, ist das Ergebnis offiziell. "Für mich", sagt Maier, "ist das Thema damit beendet."

Riesenslalom top, Slalom flop

Erfolg und Misserfolg für die deutschen Skirennfahrerinnen: Das Weltcup-Wochenende im slowenischen Kranjska Gora begann mit einem starken dritten Platz von Olympiasiegerin Viktoria Rebensburg im Riesenslalom. Auch der sechste Rang von Maria Höfl-Riesch und die Top-15-Platzierungen von Lena Dürr und Veronique Hronek sorgten für gute Laune im deutschen Team.

Doch das Abschneiden im Slalom verhagelte am Sonntag die Stimmung. "Wir sind mit sechs Läuferinnen an den Start gegangen und nur zwei haben es in die Rangliste geschafft. Das ist zu wenig", sagte Cheftrainer Thomas Stauffer der Nachrichtenagentur "dapd".

Doppel-Olympiasiegerin Maria Höfl-Riesch war auf dem anspruchsvollen Hang im Slalom bereits im ersten Lauf gescheitert. Sie hatte an der gleichen Stelle wie die große Favoritin Marlies Schild kurz nach dem Start das Tor verpasst. "Ich bin natürlich enttäuscht. Ich hatte mir viel vorgenommen, bin aber nicht sehr weit gekommen", sagte Höfl-Riesch. Die 27-Jährige war zu schnell gestartet und hatte die Tore zu eng genommen. "Maria war so brutal schnell, dass sie das Tempo einfach nicht mehr halten konnte", erklärte Stauffer.

"Das ist schade und ärgerlich"

So musste sie zusehen, wie die Österreicherin Michaela Kirchgasser überraschend ihren ersten Slalom-Weltcupsieg feierte. Für eine weitere Überraschung hätte beinahe die Germeringerin Lena Dürr gesorgt, die nach dem ersten Lauf auf Platz fünf und im zweiten Lauf auf Podiumskurs lag. Doch nach einem Fahrfehler im unteren Abschnitt der Strecke reichte es nur zu Rang elf.

"Das ist schade und ärgerlich. Ich habe mich zu sehr reingehängt, und dann ist der Schwung nicht mehr zugegangen", sagte Dürr. Als zweite Deutsche sicherte sich Christina Geiger (SC Oberstdorf) Weltcuppunkte. Sie erreichte im Slalom den achten Platz. Mit Veronika Staber, Fanny Chmelar, Katharina Dürr und Maria Höfl-Riesch schieden allerdings vier deutsche Fahrerinnen vorläufig aus. "Das sind zu viele", sagte Stauffer.

Deutlich zufriedener war er dagegen mit dem Abschneiden im Riesenslalom: "Das war eine sehr gute Team-Leistung." Denn Rebensburg bestätigte beim ersten Saisonsieg der Französin Tessa Worley ihre gute Form in ihrer Lieblingsdisziplin. Maria Höfl-Riesch glückte mit Rang sechs das beste Ergebnis im Riesentorlauf seit ihrem zweiten Platz von Semmering im Jahre 2010. Und Veronique Hronek gelang als Fünfzehnte die erste Punkte-Platzierung in dieser Disziplin.

Der Ski-alpin-Kalender 2012

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