"Ösi-Schreck" Freitag und die Millionen-Tournee

SID
DSV-Adler Richard Freitag werden bei der Vierschanzentournee große Chancen eingeräumt
© Getty

Sven Hannawald bangt um seinen Rekord, Richard Freitag ist bereit für Heldentaten - und die Österreicher greifen schon mal in die Psychokiste: Die Spannung ist vor der 60. Vierschanzentournee so groß wie seit zehn Jahren nicht mehr. Erstmals seit Hannawalds einzigartigem Grand Slam haben die deutschen Skispringer in Freitag wieder einen Siegkandidaten. Die Veranstalter stacheln die Konkurrenz mit einer Millionenprämie für vier Siege zusätzlich an.

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"Er kann gewinnen, ist aber noch kein Uhrwerk, der das runterklopft", sagt Bundestrainer Werner Schuster über Harrachov-Sieger Freitag. Der Österreicher strahlt vor dem Tournee-Jubiläum noch mehr Ruhe aus als ohnehin schon. Das mag vor allem daran liegen, dass er in Severin Freund neben Freitag noch einen weiteren konstanten Springer im Team hat: "Und einer sollte es schaffen, bis zum Ende vorn mitzumischen."

Vorn, das war in den vergangenen Jahren immer da, wo die Österreicher sind. Zuletzt stellten die bereits als "außerirdisch" beschriebenen Austria-Adler den Gesamtsieger der Tournee.

Entsprechend selbstbewusst sind die Österreicher. "Wir sind ein ganz anderes Team als Deutschland vom Niveau", sagt Trainer Alexander Pointner der Nachrichtenagentur dapd.

Psychospielchen von Pointner

Der Erfolgscoach weiß sehr wohl um die Gefahr aus Deutschland, die da durch den erst 20 Jahre alten Freitag aufkommt - und sieht sich sogar zu Psychospielchen genötigt. "Der Junge hat das Zeug - aber man hat ja schon in Engelberg gesehen, was nach seinem ersten Sieg passiert ist", sagt Pointner. Freitag war dort im ersten Springen auf Platz 17 abgestürzt.

Pointner glaubt deshalb nicht, "dass die Deutschen auf den Kampf um den Gesamtsieg mental auch nur im Entferntesten so gut vorbereitet sind wie wir". In Thomas Morgenstern und Andreas Kofler haben die Österreicher die Tournee-Sieger der vergangenen beiden Jahre im Team, dazu kommt Weltmeister Gregor Schlierenzauer. "Sie haben gleich mehrere Anwärter auf den Gesamtsieg", sagt Schuster.

Hannawald neidisch

Ein weiterer Tournee-Triumph ist bei den Österreichern also fest eingeplant. Ziel sind allerdings Siege eines Springers in allen vier Wettbewerben. Das hat bisher nur Hannwald geschafft.

Damit sich das ändert, greift die Tournee-Organisation tief in die Brieftasche. Eine Million Schweizer Franken (817.000 Euro) gibt es für den Grand Slam, für den Triumph ohne vier Siege immerhin noch 20.000 Franken (16.000).

"Es wäre schön, wenn ich das damals bekommen hätte. Die Million reizt schon sehr. Mit acht Sprüngen kann man in eine sorgenfreie Zukunft springen", sagt Hannawald zu der neuen Prämie. Er kassierte damals 50.000 Euro für den Sieg, mit Prämien kam er auf geschätzte 300.000 Euro.

Seinen Rekord will Hannawald aber ungern teilen: "Und falls es doch jemand schaffen sollte, dann am liebsten ein Deutscher - vielleicht ja der Richard Freitag."

Freitag gelassen

Der hochgelobte Freitag gibt sich gelassen, er will die einmalige Tournee-Atmosphäre genießen. "Um ganz nach vorne zu kommen, muss einfach alles zusammenpassen", sagt der Sachse.

Zumindest im Familienduell mit Vater Holger, einst selbst Skispringer, will der Junior siegen. Richard Freitag schaffte es in der Endabrechnung bisher auf Platz 17, Papa Holger hatte 1983/84 Rang 15 belegt.

Tipps für Freitag gibt es von Martin Schmitt, der diesmal selbst eher zu den Nebendarstellern gehören wird. "Er darf halt nicht die große Erwartungshaltung haben und denken, er gewinnt die Tournee. Er soll sich über die tollen Fans freuen und alles auf sich zukommen lassen", sagt der 33-Jährige. Es sei allerdings wichtig für Skisprung-Deutschland, dass man in Freitag und Freund wieder zwei Jungs habe, die gewinnen könnten.

Mit ein bisschen Aberglaube kann für Freitag zum Auftakt in Oberstdorf eigentlich nichts schief gehen. Der bisher letzte deutsche Tagessieg gelang Hannawald 2002 - eben auf der Schattenbergschanze. Und: Der 30. Dezember ein Freitag.

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