Hannawald: Nur Freitag darf Rekord brechen

SID
Sven Hannawald gewann 2001/2002 alle Springen bei der Vierschazentournee
© Getty

Eigentlich bekommt Sven Hannawald immer ein "innerliches Grinsen", wenn er an seinen historischen Grand-Slam-Sieg zurückdenkt. Vor der anstehenden 60. Vierschanzentournee ist das ein bisschen anders, weil die Zeit seitdem so schnell vorbeigerast ist. "Leck mich am Buckel, das ist ja schon zehn Jahre her."

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Eins ist aber auch vor dem diesjährigen Auftaktspringen am 30. Dezember in Oberstdorf noch immer so: Sven Hannawald ist der einzige Skispringer der Geschichte, der alle vier Springen bei einer Vierschanzentournee gewinnen konnte. Und das soll auch noch lange so bleiben.

"Ich hoffe, mein Rekord hält mindestens weitere 50 Jahre. Was nach meinem Leben ist, ist mir egal", sagt der Flugkönig. Dann denkt er kurz nach und schiebt hinterher: "Und falls es doch jemand schaffen sollte, dann am liebsten ein Deutscher - vielleicht ja der Richard Freitag."

Richard ist richtig gut

Der 20-Jährige hatte kürzlich in Harrachov den ersten Weltcup-Sieg seiner Karriere gefeiert und geht eigentlich als erster Deutscher seit Hannawald als echter Mitfavorit auf den Gesamtsieg in die Tournee.

Witzigerweise ist er in Erlabrunn geboren, im gleichen Krankenhaus wie Sven Hannawald.

"Es sieht unspektakulär aus, was Richard macht, aber ist richtig gut. Er hat einen Grundfluss im Sprung. Er ist nicht der Größte, hat schnelle Absprungzeiten, verliert wenig Zeit bis zur perfekten Flughaltung und hat einfach einen effektiven Sprungstil", lobt Hannawald: "Er ist nicht groß und schwer - und passt von der Statur perfekt ins Reglement."

So wie Sven Hannawald im Winter seines historischen Kunststücks. Damals kassierte er allein für seinen Gesamtsieg 50.000 Euro, insgesamt an Prämien und Preisgeldern wohl um die 300.000 Euro. Diesmal gibt es allerdings eine Million Schweizer Franken für den, der Hannawalds Kunststück von damals wiederholt.

Mit acht Sprüngen in eine sorgenfreie Zukunft

"Es wäre schön, wenn ich das damals bekommen hätte. Die Million reizt schon sehr. Mit acht Sprüngen kann man in eine sorgenfreie Zukunft springen", sagt Hannawald und fügt grinsend hinzu: "Allerdings könnte der Sieger, falls er eine Million kassiert, an jeden alten Tourneesieger etwas abgeben."

Das ist natürlich nur ein Witz, denn dem zum Motorsport gewechselten Sven Hannawald geht es gut. Finanziell - aber auch privat, was nach überwundenem Burnout-Syndrom keinesfalls selbstverständlich ist.

"Ich habe jahrelang über dem Limit gelebt, aber der Körper holt sich die Ruhe zurück", erzählt Hannawald: "Durch so etwas lernt man aber, das Leben zu schätzen. Ich bin jetzt ein glücklicher Mensch." Im nächsten Jahr will er seine Freundin Alena heiraten.

"Martin so rumkrebsen zu sehen, tut weh"

Aber der Sport wird immer eine große Rolle in seinem Leben spielen. Bei der Tournee wird er als Experte von Sky Sport HD im Studio sitzen und die Flüge seiner Nachfolger beurteilen. Zum Beispiel von Martin Schmitt, mit dem er gemeinsam die glorreichsten Zeiten des deutschen Skispringens mitprägte.

"Wenn ich Martin manchmal so rumkrebsen sehe, tut das schon weh. Ich hoffe, dass er noch einen rühmlichen Absprung schafft", sagt Hannawald und hofft auf die deutschen Mitfavoriten Freitag und Severin Freund: "Ich bin sehr froh, dass da endlich zwei Kandidaten in die frühere Rolle von Martin und mir reinwachsen."

An die glorreichen Zeiten von damals wird Sven Hannawald am 28. Dezember in Oberstdorf bei einer kleinen Fete mit Freunden und Weggefährten zurückdenken. Und sich wundern, wo die zehn Jahre eigentlich geblieben sind.

Der Skisprung-Kalender 2001/2012

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