Trotz Fieber: Riesch will Bronze vergolden

SID
Maria Riesch will nach ihrer Bronzemedaille nachlegen
© Getty

Für Stephan Keppler und Gina Stechert ist die WM schon vorbei, Viktoria Rebensburg hat Grippe, Kathrin Hölzl quält sich mit Rückenproblemen - die deutschen Ski-Rennläufer schwächeln. Und jetzt hat auch noch Maria Riesch Fieber. Dennoch will sie Super-G-Bronze am Freitag vergolden.

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Am Mittwochmorgen schlug der Boulevard Alarm. "Sorgen um Ski-Star Riesch" stand in großen Lettern auf der Internetseite von Deutschlands größter Tageszeitung. Maria Riesch litt am Dienstagabend nach der Bronze-Fahrt im Super-G an Fieber - und nicht nur die bunten Blätter sorgten sich plötzlich um die größte deutsche Medaillenhoffnung bei der alpinen Ski-WM.

Zunächst kam zwar Entwarnung, Maria Riesch trainierte am Vormittag Slalom. Doch dann ging die Körpertemperatur wieder nach oben. Am Nachmittag brach die 26-Jährige das erste Abfahrtstraining auf der "Kandahar" ab. "Ich hoffe, dass wir es hinbekommen und der Worst Case nicht eintritt", sagte DSV-Alpindirektor Wolfgang Maier am Abend. Der Worst Case - das wäre ein Ausfall der Favoritin für die Super-Kombination am Freitag und die Abfahrt am Sonntag.

Startrecht erworben

Wie wahrscheinlich das ist, konnte Maier noch nicht einschätzen. "Man kann im Augenblick nichts sagen, wir müssen jetzt abwarten in welcher Verfassung sie am Donnerstagfrüh ist", sagte er. Mit der Teilnahme am ersten Abfahrtstraining hat Riesch wenigstens das Startrecht für die Kombi und die Abfahrt am Sonntag, für die sie ebenfalls als Favoritin gilt, erworben.

Sie schob sich aus dem Starthaus, machte ein paar Schwünge - dann verließ sie die Piste, packte sich dick ein und machte sich wieder auf den Weg zum Mannschaftsarzt. "Das war eine reine Vorsichtsmaßnahme", sagte Maier. Bei Riesch war es, so Maier, "nicht so schlimm, wie es bei Viktoria Rebensburg war".

Die Riesenslalom-Olympiasiegerin war für den WM-Auftakt wegen Fiebers ausgefallen. Bei Riesch ist laut Teamarzt Hannes Scherr "von einer beginnenden Virusgrippe auszugehen", die derzeit intensiv mit Medikamenten behandelt wird.

Auch Rieschs Verlobter und Manager Marcus Höfl verbreitete Optimismus. "Sie ist hart im Nehmen und kämpft sich da durch", sagte er. Dass sie ein "Stehaufmanderl" ist, hat Riesch schon oft genug bewiesen. Nun wird sie erneut gezwungen, Steherqualitäten zu zeigen - zumal sie in der Kombi "meine größte Chance" auf Gold hat, wie sie selbst betont. "Ich bin bereit für mehr - und will das hier auch noch zeigen", hatte sie am Dienstag angekündigt.

Dass sie sich beim ersten Training aus dem Starthaus schob, hatte nur einen Zweck: Vor der Kombination finden zwei Trainingsläufe statt, mindestens einen muss jede Läuferin absolviert haben, um im Rennen starten zu dürfen.

"Man ist der Super-Hero"

Sollte es schon am Freitag mit der zweiten Medaille klappen, bekäme das eine ganz besondere Note. "Man ist der Super-Hero, der absolute Superstar, wenn man es trotz Krankheit oder Verletzung schafft", sagte Riesch am Dienstagabend über ihre ebenfalls angeschlagene Rivalin Lindsey Vonn (USA). Das träfe bei einer weiteren Erfolgsfahrt auch auf sie selbst zu.

Die Partenkirchnerin ist indes nicht die einzige Athletin des Deutschen Skiverbandes (DSV), die gesundheitlich schwächelt. Abfahrer Stephan Keppler musste wegen einer Verletzung bereits vor der WM passen, Gina Stechert meldete sich nach ihrem Sturz am Dienstag mit einer Handverletzung ab. Rebensburg liegt mit fiebriger Grippe flach, der Start von Kathrin Hölzl ist wegen anhaltender Rückenprobleme fraglich. Maier sprach von einer "gewissen Grundspannung" im Team und meinte: "Ich habe das auch noch nie erlebt, dass eine nach der anderen Läuferin ausgefallen ist."

Bei der Medaillenvergabe am Dienstagabend im Kurpark wirkte Maria Riesch noch erleichtert-gelöst. "Das nimmt mir unheimlich viel Druck, weil ich weiß: Ein Desaster wird die WM für mich nicht mehr", sagte sie.

Als ihr Gianfranco Kasper, der Weltverbandspräsident, die Medaille um den Hals hängte, sei das "ein sehr emotionaler Moment" gewesen, meinte sie: "Davon habe ich seit fünf Jahren geträumt, seit Garmisch den Zuschlag für die WM bekommen hat. Das war unbeschreiblich, ein wahnsinnig tolles Gefühl."

Derart beflügelt soll am Freitag aus Bronze Gold werden - Fieber hin oder her.

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