Gräßler und Co. kämpfen um Olympia

SID
Ulrike Gräßler kämpft mit den deutschen Damen in Oslo auch für Olympia
© Getty

In Oslo wird zum zweiten Mal eine Skisprung-Weltmeisterin gekürt - mit guten deutschen Chancen. Viel mehr soll aber Werbung für eine Aufnahme ins Olympia-Programm betrieben werden.

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Ulrike Gräßler ist empört. Der Finne Eero Kuusinen, technischer Delegierter des Weltverbandes FIS, hat laut darüber nachgedacht, Gräßler und ihre Skisprungkolleginnen bei der WM in Oslo aus Sicherheitsgründen einbremsen zu wollen. "Das wäre unfair und keine gute Werbung für unseren Sport", sagt die Vize-Weltmeisterin vor dem Wettkampf am heutigen Freitag (15 Uhr). Dabei ist "Werbung" für die Springerinnen doch fast wichtiger als die WM. In Oslo wollen und müssen sie ihre Olympia-Tauglichkeit nachweisen.

Dafür haben Gräßler und die anderen nur diese eine Chance am Freitag beim Springen von der kleinen Schanze. Die große sei für sie zu gefährlich, heißt es, für einen Teamwettbewerb reiche die internationale Dichte nicht. Jacques Rogge, Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), muss demnach am Midstubakken überzeugt werden. Rogge allein entscheidet in Kürze über die Aufnahme des Frauen-Skispringens ins Programm für Sotschi 2014, doch Kuusinen sagt: "Ich darf da nicht an Olympia denken. Es ist nicht mein Job, für tolle Unterhaltung zu sorgen. Die Sicherheit der Springerinnen geht vor."

Gräßler findet das albern. "Vielleicht haben sie Angst, dass eine Frau hier den weitesten Sprung macht", sagt sie. Das könnten neben der Klingenthalerin auch Juliane Seyfarth (Ruhla) und Melanie Faißt (Baiersbronn) schaffen, Anna Häfele (Willingen) hat höchstens Außenseiterchancen. Goldkandidatinnen sind vor allem Daniela Iraschko (Österreich), die Französin Coline Mattel und Sara Takanashi (Japan). "Es wird sehr schwierig, Iraschko zu packen - aber sie ist zu packen", sagt Gräßler über die Favoritin, die bei 16 Saisonstarts zehn Mal gewann und fünf Mal Zweite wurde, jetzt aber am Knie verletzt ist.

Lindsey Van favorisiert

Auch Gräßler ist in diesem Winter einmal schwer gestürzt, in Hinterzarten. "Ich hatte eine Gehirnerschütterung und sah aus wie Quasimodo", sagt sie, immerhin zwei Tage lag sie im Krankenhaus. Faißt werden deshalb bessere Chancen zugerechnet, Titelverteidigerin Lindsey Van (USA) zu entthronen. Faißt weiß um die Bedeutung der zweiten WM-Entscheidung nach der Frauen-Premiere 2009. Wenn Rogge den Daumen senkt, "müssten einige der älteren Springerinnen überlegen, ob sie dann nicht irgendwann ins Berufsleben einsteigen", sagt sie.

Vor Olympia 2010 versuchten die Springerinnen, sich ins Programm zu klagen - vergeblich. FIS-Präsident Gian-Franco Kasper sieht nun bessere Chancen. "Dem IOC geht es um das Niveau der Leistungen, und das ist gut. Nach dem Wirbel der letzten Jahre hat Frauen-Skispringen nun höchste Priorität", meint er.

Tatsächlich ist eine gewisse Entwicklung erkennbar. Ab der kommenden Saison wird es einen Weltcup-Kalender auch für die Frauen geben - mit 14 Springen in neun Ländern. "Das ist eine gute Basis, die man weiterentwickeln kann", sagt Horst Hüttel. Doch auch der sportliche Leiter des Deutschen Skiverbandes (DSV) weiß: "Der Wettkampf am Freitag ist mitentscheidend." Deshalb solle Kuusinen "die Mädels weit springen lassen, jenseits der 100 Meter. Das können die auch - und das ist auch notwendig." Rein werbetechnisch.

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