Oranje-Angriff und Schneechaos für Pechstein

SID
Claudia Pechstein gibt in Salt Lake City ihr Eisschnelllauf-Comeback
© Getty

Claudia Pechstein hat im Vorfeld ihres Weltcup-Comebacks mit einigen Widrigkeiten zu kämpfen. Das Nervenkostüm der 38-Jährigen wird in Salt Lake City auf eine harte Probe gestellt.

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Die Angriffe aus dem Oranje-Lager zielen immer weiter unter die Gürtellinie, doch Claudia Pechstein hatte zunächst ganz andere Sorgen. Ein gewaltiger Schneesturm in Salt Lake City verursachte auch bei der fünfmaligen Olympiasiegerin Probleme, die sie für ihr Comeback auf der internationalen Eisschnelllauf-Bühne nicht eingeplant hatte.

Der Blizzard bließ vor ihrem Hotelfenster einen LKW um, im Teamhotel fiel der Strom aus, und ein guter Meter Neuschnee sorgte für chaotische Zustände. "Das war ein Schreck am Abend", sagte Pechstein, die auch ganz persönlich betroffen war. Sie kehrte unverrichteter Dinge vom Flughafen zurück, wo sie ihren Freund Matthias Große sowie Manager Ralf Grengel am Mittwochabend in Empfang nehmen wollte. Doch das Duo saß wegen des Sturms in Denver fest und musste sich dort kurzfristig eine Übernachtung suchen.

Keine 20 Meter Sicht

Der Sturm brachte den normalen Alltag in Utah zeitweise zum Erliegen. Autofahren war nur noch im Schneckentempo möglich. Die Sichtweite betrug keine 20 Meter. Immer wieder kam es auf den rutschigen Straßen zu Unfällen. Auch das Basketball-Spiel zwischen den Utah Jazz und den Golden State Warriors war betroffen. Durch die Stromausfälle wurde es während der Partie in der Halle mehrfach dunkel.

Pechsteins Probleme sind allerdings nicht nur wetterbedingt. Die niederländischen Eisschnellläufer begleiten ihre Rückkehr nach zweijähriger Doping-Sperre weiterhin mit viel Häme und Kritik. Zu den bislang drastischsten Äußerungen ließ sich nun Bart Veldkamp hinreißen. "Es ist einfach ekelig. Sie hat jetzt ein Recht auf einen Startplatz. Dagegen kann ich nichts ausrichten", sagte der 10.000-m-Olympiasieger von 1992 und Ex-Freund von Pechsteins Erzrivalin Anni Friesinger-Postma der Nachrichtenagentur ANP: "Manchmal sitzt ein Geschwür in einem Körper, mit dem man leben muss. Die Eisschnelllaufwelt muss hiermit leben. Ich hoffe, dass es an diesem Wochenende qualitativ gute Dopingkontrollen gibt."

Keine Interviews

Pechsteins ließ sich nichts anmerken. Sie drehte im Training fleißig ihre Runden. Interviews gab sie keine. Am heutigen Freitag schlägt ihre große Stunde. Dann will sie mit einem guten Lauf über 5000m (17.00 Uhr/MEZ) noch ihr Ticket für die Einzelstrecken-WM in Inzell (10. bis 13. März) lösen und nach zweijähriger Sperre endgültig in die Weltspitze zurückkehren.

"Ich denke, sie muss glatt sieben Minuten laufen", sagt Joachim Franke. Der Trainer-Fuchs an Pechsteins Seite hat alle Eventualitäten durchgespielt. 16 Läuferinnen dürfen bei der WM in Inzell über 5000m laufen: Die acht Besten aus dem Weltcup-Ranking, zu denen Pechstein wegen ihrer Zwangspause nicht gehören kann. Und die acht schnellsten Läuferinnen der Saison, zu denen sie gehören will - mit einem einzigen Sahne-Lauf auf dem Blitz-Eis in Utah.

Probleme bei der Doping-Kontrolle

Pechstein ließ sich zunächst nichts anmerken. Sie drehte im Training fleißig ihre Runden. Nach dem Training am Donnerstag sagte sie: "Es ist komisch, dass die Attacken immer aus dem Lager der Niederländer kommen. Vielleicht haben sie Teamorder, mich zu verunsichern."

Für Aufregung sorgte auch ihre Dopingprobe. Pechstein hatte sich zunächst nach dem Training zur Blutentnahme gemeldet, wurde aber weggeschickt. Erst zwei Stunden nach Trainingsende kam sie an die Reihe. "Das ist doch eine Zumutung. Man muss vorher über die Termine genau informieren", sagte ihr Trainer Joachim Franke.

Dabei hätte sich Pechstein für ihr Weltcup-Comeback keinen passenderen Ort aussuchen können. In keiner anderen Stadt liegen für sie Freude und Frust so dicht beisammen. Bei den Winterspielen 2002 erlebte sie hier den Höhepunkt ihrer Karriere, als sie über 3000 und 5000m Olympiasiegerin wurde und den Zicken-Krieg mit Friesinger gewann. Im Dezember 2009 erhielt sie in der US-Wintersporthochburg trotz Sperre eine Starterlaubnis, verfehlte aber das erhoffte Olympia-Ticket für Vancouver.

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