DSV-Adler gewinnen Bronze

SID
Severin Freund holte mit dem Team Bronze in Oslo
© Getty

Die deutschen Adler haben erstmals seit sechs Jahren wieder eine WM-Medaille beim Teamspringen gewonnen. Sie schnappten sich beim Springen auf der Normalschanze in Oslo Bronze.

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Bundestrainer Werner Schuster riss schon die Arme zum Jubel hoch, als ihm plötzlich das Herz stehen blieb: Mit einem Sturz beim letzten Sprung hatte Severin Freund die schon sicher geglaubte Bronzemedaille verspielt - das zumindest dachte Schuster, als er seinen besten Springer durch den Auslauf rodeln sah.

Freund stand auf, pfefferte seine Handschuhe in den Schnee. Doch als nach quälend langen Sekunden endlich Freunds Punktzahl auf der Anzeigetafel aufleuchtete, war die Erleichterung groß: Es reichte doch.

"Mit einem Sturz muss man erstmal Dritter werden"

"Wir hatten zum Glück viel Vorsprung. Mit einem Sturz muss man erstmal Dritter werden", sagte Schuster erleichtert: "Die Leistung war top. Wir können mit der ersten Woche zufrieden sein und zuversichtlich in die zweite gehen."

Freund war noch etwas benommen von seinem unglaublichen Auftritt, den er ohne Verletzung überstanden hatte. "Wir haben heute super gekämpft. Wenn man eine Medaille gewinnen will, muss jeder fighten, das haben wir gemacht", sagte er.

Mit der ersten Medaille bei einem WM-Teamspringen seit sechs Jahren haben die DSV-Adler auch ihr enttäuschendes Abschneiden im Einzel wettgemacht. Als Siebter hatte Freund das erhoffte Edelmetall auf der Normalschanze am Samstag um umgerechnt 6,5 Meter klar verpasst, gemeinsam mit Martin Schmitt, Michael Uhrmann und Michael Neumayer reichte es 24 Stunden später nach dem Sturz-Krimi auf dem Midtstubakken doch noch zu Rang drei.

Gold gewannen die Österreicher um Einzel-Weltmeister Thomas Morgenstern klar vor Norwegen, Freund und Co. retteten 15,2 Punkte oder umgerechnet rund 7,5 Meter auf Polen ins Ziel und waren mehr als glücklich. "Da kriegt man doch schon einen kleinen Schreck", sagte Schmitt über die Umstände. Dass es noch zu Bronze reichte, nannte er "ein Zeichen, dass wir das verdient haben".

Fortschritt seit Liberec

Zuletzt hatten die Adler des Deutschen Skiverbandes (DSV) mit Silber 2005 in Oberstdorf hinter Österreich ebenfalls auf der Normalschanze eine Medaille mit dem Team bei Weltmeisterschaften gewonnen - und das in nahezu identischer Besetzung.

Nur Freund war im Allgäu noch nicht dabei, damals stand Georg Späth mit auf dem Podium. Bei der WM in Liberec vor zwei Jahren hatten Schmitt und Co. mit Platz zehn (auf der Großschanze) noch ein Debakel erlebt. "Wir sind mannschaftlich besser und geschlossener als in Liberec", sagte Schmitt - auch dank Freund, obwohl der es noch einmal unnötig spannend machte.

Tags zuvor konnten Freund und Co. bei der Medaillenvergabe nicht mitreden. Als der neue Weltmeister Morgenstern seinem "silbernen" Teamkollegen Andreas Kofler in die Arme hüpfte, standen die deutschen Springer schon geschlagen im Zielraum. "Enttäuscht bin ich auf keinen Fall", behauptete Freund zwar, doch ein bisschen Frust ließ er erkennen.

"Man versucht sich vorher zwar immer zu sagen: Es ist wie beim Weltcup. Doch WM-Medaillen gibt es nur alle zwei Jahre. Das habe ich gespürt." Uhrmann und Schmitt belegten die Ränge elf und 14.

Morgenstern: "Mir ist heute ganz schön die Pumpe gegangen"

Morgenstern stand mit 101,5 und 107 Metern (269,2 Punkte) jeweils die beste Weite in beiden Durchgängen und schrieb ein Stück Skisprung-Geschichte.

Nach dem Finnen Matti Nykänen, Jens Weißflog und Espen Bredesen (Norwegen) ist er erst der vierte Athlet, der den Gesamtweltcup und die Tournee gewonnen sowie Einzel-Gold bei Olympia und einer WM eingefahren hat. "Das war ein großes Ziel für mich. Dass ich es geschafft habe, ehrt mich. Aber mir ist heute ganz schön die Pumpe gegangen", sagte der 24-Jährige. Bronze holte Adam Malysz aus Polen.

Als Siebter des ersten Durchgangs hatte Freund sich noch Hoffnungen machen dürfen, dass er aus der Rolle des "gefährlichen Außenseiters" (Schuster) noch aufs Podium springen würde. Seine 95,5 Meter waren bei schwierigen Bedingungen eine ordentliche Leistung, rund zweieinhalb Meter fehlten ihm auf Platz drei. Doch auch eine Steigerung auf 100 Meter im Finaldurchgang reichte nicht mehr.

Pascal Bodmer (Meßstetten) wurde nur 44. und verlor seinen Platz im Team an Neumayer, der eine ordentliche Vorstellung gab. Für den Höhepunkt sorgte aber Freund - wenn auch auf ganz andere Art und Weise als gewollt.

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