Innerhofer gewinnt Super-G

SID
Christof Innerhofer hat den Super G gewonnen
© Getty

Christof Innerhofer ist neuer Weltmeister im Super-G. Der 26 Jahre alte Südtiroler setzte sich auf der äußerst anspruchsvollen Piste "Kandahar" in Garmisch-Partenkirchen durch.

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Es war eisig, es war dunkel, es war "Rodeo auf der Kandahar" - und am Ende gewann ein junger Mann aus Südtirol, den keiner auf der Rechnung hatte. Wie ein routinierter "Cowboy" ritt Christof Innerhofer aus Bruneck über die bockige Piste am Kreuzjoch, sie schüttelte ihn, sie versuchte ihn abzuwerfen, doch keiner zügelte sie so unerschrocken wie der 26 Jahre alte Außenseiter.

Innerhofer gewann bei der alpinen Ski-WM in einem wilden Super-G das erste Gold bei den Männern - ein Kunststück, das vier Jahre zuvor in Are auch seinem Landsmann Patrick Staudacher gelungen war.

"Ich muss Vollgas geben"

"Wahnsinn. Das ist ein Traum. Ich kann es gar nicht begreifen, dass ich gewonnen habe", sagte Innerhofer, der im Ziel der "Kandahar" schließlich klar vor Hannes Reichelt aus Österreich (0,60 Sekunden zurück) und Ivica Kostelic aus Kroatien (0,72) lag. Gerade mal ein Weltcup-Rennen hatte der Angestellte der italienischen Finanzbehörden bislang gewonnen, im Dezember 2008 in Bormio, wo es ähnlich knackig zugeht wie diesmal in Garmisch-Partenkirchen. "Bislang", sagte Innerhofer, "habe ich immer nur 80 Prozent gegeben. Diesmal habe ich mir gedacht, ich muss Vollgas geben." Gesagt, getan.

Zum unerwarteten Ausgang auf der höchst anspruchsvollen "Kandahar" passten auch Hannes Reichelt und Ivica Kostelic. Reichelt war vor einer Woche nicht mal qualifiziert für die WM, dann gewann er den Super-G in Hinterstoder, durfte mit nach "GAP" - und gewann prompt die zweite Medaille für Österreich nach dem Gold von Elisabeth Görgl tags zuvor.

Kostelic hatte zwar den Super-G in Kitzbühel gewonnen, "aber Super-G ist eigentlich nicht meine Disziplin", behauptete er nach dem "schwersten Rennen, das ich je bestritten habe". Andreas Sander aus Ennepetal fuhr in einem Rennen der Ausfälle respektabel und belegte Rang 21.

Favoriten und Mitfavoriten staunten nicht schlecht über Innerhofer - doch der war einfach auch cleverer als die vermeintlichen Medaillenanwärter. Didier Cuche, Titelverteidiger aus der Schweiz, belegte am Ende Rang vier, Aksel Lund Svindal aus Norwegen, der Olympiasieger, schied aus. Und Bode Miller, der ewig Unberechenbare, bot wenigstens die spektakulärste Show. Der Amerikaner war mit Bestzeit unterwegs, verlor nach 58 Sekunden seinen rechten Stock, fuhr weiter, fuhr weiter auch Bestzeiten, ehe er nach der Ausfahrt aus dem "Freien Fall" überdrehte und lustlos ins Ziel trudelte. Er wurde trotzdem noch Zwölfter.

Innerhofer mit genialem Lauf

Romed Baumann (Österreich), Miller, Reichelt - sie alle waren vor Innerhofer gestartet und hatten Bestzeiten oder Zwischenbestzeiten erzielt. Vom späteren Sieger wurden sie außerdem als Versuchskaninchen "missbraucht".

Vor allem die Fahrt von Miller hatte sich Innerhofer am Start auf einem Bildschirm angesehen, "der ist auch volle Kanne gefahren, hat aber einen Fehler gemacht", berichtete der Südtiroler. Er selbst fuhr mutig - und mit Köpfchen. "Da runter hat es einen genialen Lauf gebraucht, der Innerhofer hatte ihn", sagte Michael Walchhofer, Abfahrtsweltmeister von 2003, diesmal Elfter.

Innerhofer aber hatte vor allem eines: Er hatte begriffen. Begriffen, dass mit 80 Prozent nichts zu gewinnen ist - was er oft genug hatte erfahren müssen. Bei der WM 2009 in Val d'Isere war Innerhofer im Super-G nur um 0,05 Sekunden an der Bronzemedaille vorbeigefahren.

Danach war er verletzt, hatte das, was gemeinhin als Seuchenjahr bezeichnet wird, kam zurück und hätte bei Olympia beinahe Bronze im Super-G gewonnen - die Medaille verpasste er nur um 0,08 Sekunden. Allerdings fuhr er bislang ja auch noch nie mit 100 Prozent.

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