Tour de Ski rüstet sich für "Almauftrieb"

SID
Tom Reichelt ist derzeit in der Gesamtwertung auf Rang 15
© Getty

Die Fans freuen sich, die Athleten zittern: Mit dem brutalen Anstieg auf die Alpinstation Alpe Cermis erreicht die Tour de Ski der Langläufer am Wochenende ihren Höhepunkt.

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Ein Spektakel für die Fans, ein Höllenritt für die Athleten: Mit dem gefürchteten Anstieg auf die Alpinstation Alpe Cermis endet am Sonntag die ohnehin kräftezehrende Tour de Ski der Langläufer.

"Das wird eine knallharte Geschichte", sagt Bundestrainer Jochen Behle über den finalen "Almauftrieb", an dem sich die Geister scheiden. Während die Sportler teilweise "Schiss" haben, freuen sich die Veranstalter über Zuschauermassen am Hang.

"Die Etappe ist Kult"

"Diese Etappe ist Kult geworden. Aber sie ist definitiv hart", sagt Behle, der von "Bergsteigen mit Ski" spricht. Das vergangene Jahr habe aber gezeigt, dass die Klettertour auf 1278 m angenommen werde - und durchaus machbar sei. Das gelte auch für die Frauen. "Für die ist das natürlich noch eine Nummer härter. Aber es geht", sagt Behle.

Bei Kilometer sieben geht es los: Nach der eher entspannten Anfahrt sind auf nur 3,7 km spektakuläre 425 Höhenmeter zu überwinden. Durchschnittlich sind das 12 bis 14 Prozent Steigung, aber es gibt auch drei extrem steile Passagen mit bis zu 28 Prozent. Das ist einmalig im Skilanglauf-Zirkus. Immerhin sind im Vergleich zum Vorjahr einige Passagen entschärft worden.

Die Veranstalter hoffen dabei auf ähnliche Bilder wie bei der legendären Anfahrt der Radprofis auf Alpe d'Huez (extremste Steigung: 14,8 Prozent). "Man geht ins Extreme, um nach vorne zu kommen. Man muss sehen, was für eine Öffentlichkeitswirkung dieser Lauf hat. Die Tour ist so aufgebaut, dass die Entscheidung möglichst erst am Ende fällt", sagte Renndirektor Jürg Capol.

Nicht alle Athleten teilen diese Begeisterung. Steffi Böhler sprach vor Tour-Beginn von einem "Viehauftrieb", Evi Sachenbacher-Stehle von "Schiss". Beide sind inzwischen ausgestiegen und kommen so um die Quälerei herum.

"Ruhe ist oberste Pflicht"

Andere sehen in dem Schlussakt die Chance, auch in der Gesamtwertung ein wenig zu klettern. "Auf der Alpe Cermis kann man sich noch kräftig nach vorne schieben", sagt etwa Jens Filbrich, der als 18. ins Wochenende geht und die Top 10 noch nicht abgehakt hat. Seine Taktik auf dem Steilhang: "Ruhe ist oberste Pflicht. Man muss sein eigenes Tempo gehen, darf sich nicht beeinflussen lassen."

Zuvor warten am Samstag noch die Klassikrennen über 20 km (Männer) und 10 km (Frauen) auf das Feld. "Da wird es vom ersten Moment an zur Sache gehen, da kommt richtig Tempo rein", sagt Behle, der zumindest bei den Männern auf eine einstellige Platzierung hofft. "Ganz nach vorne werden wir es sicher nicht mehr schaffen.

Aber es wäre schön, wenn wir noch ein paar Plätze gutmachen können." Derzeit liegen Kletter-Spezialist Tom Reichelt, Filbrich und Youngster Hannes Dotzler auf den Plätzen 15, 18 und 22. Für die deutsche Einzelkämpferin Katrin Zeller (16.) hat Behle Rang 13 als Ziel ausgegeben.

Im Kampf um die üppige Siegprämie von 150.000 Schweizer Franken (ca. 119.000 Euro) und 400 Punkte für den Weltcup scheint zumindest bei den Männern die Entscheidung gefallen: Der Schweizer Dario Cologna geht mit über 70 Sekunden Vorsprung auf Marcus Hellner (Schweden) auf die Schlussetappen. Spannender wird es bei den Frauen, wo Titelverteidigerin Justyna Kowalczyk (Polen) 27,2 Sekunden vor der Italienerin Arianna Follis liegt. Über den Berg sind die beiden Führenden aber erst am Sonntagabend.

Reichelt und Filbrich klettern in die Top 20