Simon Ammann hofft auf Wunder

SID
Thomas Morgenstern gewann in der Saison 2007/08 den Gesamtweltcup
© Getty

Sein erster Sieg bei der Vierschanzentournee ist Thomas Morgenstern kaum noch zu nehmen. Selbst sein stets siegessicherer Verfolger Simon Ammann sagt, es müsse schon ein "größeres Wunder" geschehen.

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Thomas Morgenstern steht kurz vor dem Einzug in sein "Traumhaus Vierschanzentournee", die Schlüssel will er aber noch nicht in Empfang nehmen. "Es fehlt noch das Dach und die Einrichtung", sagte Österreichs neuer Liebling nach seinem Triumph von Innsbruck und grinste breit. Denn auch er weiß, dass ihm der erste Triumph bei der Vierschanzentournee beim Showdown in Bischofshofen kaum noch zu nehmen ist.

Verfolger Simon Ammann hilft nur noch ein Wunder. Der viermalige Olympiasieger aus der Schweiz liegt vor dem abschließenden Springen in Bischofshofen 27,3 Punkte oder umgerechnet gut 15 Meter hinter Morgenstern. "Die Chance ist ganz klein - und an der halte ich mich fest. Vielleicht gibt es ja einen Wundertag", sagte Ammann.

Doch der einstige Harry Potter des Skispringens müsste wirklich zaubern, will er Überflieger Morgenstern den Schlüssel für das gut 25.000 Euro teure Siegerauto - und dessen Traumhaus - noch wegschnappen. "Mehr als 27 Punkte sind wirklich eine Menge", meinte Ammann: "Es muss wirklich schon ein größeres Wunder geschehen."

Bundestrainer Werner Schuster macht Ammann nur wenig Hoffnung auf ein Wunder am Dreikönigstag. "Das ist durch. Morgenstern kann ja Rodeln oder einmal in den Schnee greifen, und da passiert nichts mehr", sagte der Österreicher. Ammann sei fliegerisch schon wieder auf dem Niveau seiner Olympiatriumphe von Vancouver, aber im Absprung eben deutlich schwächer als Morgenstern.

Tiefstapler Morgenstern

Der designierte Tournee-Sieger übt sich derweil demonstrativ als Tiefstapler. "Ich halte nichts davon, vor dem letzten Springen in die Zukunft zu blicken", sagte der 24-Jährige, "diesen Fehler habe ich in der Vergangenheit oft gemacht und mir zu viel Druck aufgebaut." Er wolle das Springen einfach nur genießen und vor allem die Menschen begeistern.

Auch Trainer Alexander Pointner stellt den Sekt noch nicht kalt: "Wir schauen nicht auf den Vorsprung, sondern gehen von Springen zu Springen. Aber wir werden mit dem Vorsprung ein bisschen besser schlafen."

Morgenstern fährt nach der rot-weiß-roten Party in Innsbruck mental gestärkt nach Bischofshofen, zumal er dort im vergangenen Jahr gewann. Und damals war der Turin-Olympiasieger zuvor am Bergisel nur 14. geworden. "Da war ich am Boden. Dann habe ich am Ruhetag trainiert und einfach auf ein Wunder gehofft. Und auf einmal lief es", erinnert sich Morgenstern.

Atmosphäre wie in Innsbruck

Am Donnerstag will der Kärntner vor allem wieder so eine Atmosphäre erleben wie in Innsbruck. Sein Siegerpreisgeld würde er hergeben, dürfte er noch einmal so einen Moment erleben. Mit nach oben gereckten Skiern stand Morgenstern hoch über Innsbruck, als die Menge vor Freude völlig ausrastete.

Der 20. Weltcup-Sieg hievte ihn auf eine Stufe mit Österreichs Idol Andreas Goldberger. Der gewann in seiner Karriere gleich zweimal die Tournee. Damit Morgenstern seinen ersten Triumph noch aus den Händen gibt, bedarf es schon eines ähnlich chaotischen Springens wie in Garmisch-Partenkirchen.

Dort siegte Ammann deutlich und machte auf Morgenstern, der mit dem Seitenwind überhaupt nicht zurecht kam, über 15 Punkte gut - in nur einem Durchgang. Zudem, und daran dürfte sich der Schweizer klammern, ist die Paul-Außerleitner-Schanze im Bundesland Salzburg eher für Fliegertypen wie das Leichtgewicht aus Grabs geschaffen.

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