Überflieger Freund kein Feierbiest

SID
Severin Freund belegte einen Tag nach seinem Sieg den zweiten Platz in Sapporo
© Getty

Für eine große Party fehlte Severin Freund nach seinem "perfekten Wochenende" die Kraft. Müde, aber glückselig machte sich der neue deutsche Überflieger im fernen Sapporo noch vor dem Morgengrauen auf den Weg in die Heimat.

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Sein Gepäck war dabei um einige Kilo schwerer, schließlich musste der goldene Pokal für seinen sensationellen ersten Sieg im Skisprung-Weltcup verstaut werden.

"Das war ein perfektes Wochenende. Hätte mir das vorher jemand erzählt, ich hätte ihm kein Wort geglaubt. Ich habe das richtig genossen", stammelte Freund ungläubig. Am Samstag hatte er mit dem ersten deutschen Sieg seit fast vier Jahren die komplette Weltelite düpiert, 17 Stunden später musste sich der 22-Jährige nur Österreichs Team-Olympiasieger Andreas Kofler geschlagen geben.

"Für unsere kleine Skisprung-Welt war dies ein bedeutender Tag"

Bundestrainer Werner Schuster hatte wie einige Kollegen auf den stressigen Trip ins Land der aufgehenden Sonne verzichtet und staunte auf dem heimischen Sofa in Mieming nicht schlecht über seinen sehr guten Freund. "Es gibt natürlich wichtigere Dinge, aber für unsere kleine Skisprung-Welt war dies ein bedeutender Tag", sagte Schuster.

Und dem Österreicher ist nicht bange, dass Freund an den nun aufkommenden Erwartungen zerbricht. "Jetzt weiß er, dass er Leute schlagen kann, zu denen er bisher aufgeschaut hat. Es ist also eher ein Vorteil", meinte Schuster. Freund sei der Prototyp eines Athleten, der sich alles hart erarbeitet habe.

Auch wenn Dieter Thoma Freund bereits als neuen Siegspringer bezeichnete, weiß der Management-Student aus Bayern genau, dass er nicht nachlassen darf. Schon nach seinem Sieg stieß er nur kurz mit der Mannschaft an und ließ den Abend ruhig mit seinem Zimmerkollegen Richard Freitag ausklingen.

Dass der Sieg vor Tournee-Sieger Thomas Morgenstern und Altmeister Adam Malysz kein Zufall war, bewies Freund gleich am nächsten Tag. Mit einem Satz auf 134 Meter führte er nach dem ersten Durchgang, und Teamkollege Michael Uhrmann war sich sicher: "Jetzt zieht er bei den Weltcup-Siegen mit mir gleich."

"Ich mache mir selbst keinen Druck"

Dass Uhrmann in der Statistik noch mit einem Sieg mehr vor seinem Vereinskollegen steht, ist dem chaotischen Wind an der WM-Schanze von 2007 und einem kleinen Fehler Freunds geschuldet. Dennoch nahm er seinen zweiten Platz locker, durch den er sich im Gesamtweltcup auf Platz acht verbesserte. "Ich mache mir selbst keinen Druck", sagte er. "Ich versuche eher, dass alles ein wenig zu genießen."

Eine Hysterie wie zu Beginn des Jahrtausends um Sven Hannawald und Martin Schmitt wird um Freund sicher nicht entstehen. Ein paar nette Nachrichten landeten jedoch schon im Postkasten. "Auf Facebook schreiben mich schon ein paar Mädels an", gibt Freund zu. Freundin Caren, mit der er in München in einer kleinen Wohnung lebt, habe aber keinen Grund zur Eifersucht.

Grund zu ein wenig Neid hätte allenfalls Martin Schmitt. Natürlich in rein sportlicher Hinsicht. Denn nicht nur Freund, sondern auch der in Sapporo auf die Plätze fünf und neun geflogene Michael Uhrmann erfüllten am Wochenende die Norm für die WM in Oslo (24. Februar bis 6. März). Neben dem ebenfalls bereits qualifizierten Michael Neumayer bleiben damit nur noch zwei Plätze unbesetzt.

Während Schmitts Sondertraining mit Schuster der warmen Witterung zum Opfer fiel, empfahlen sich seine direkten Konkurrenten in Sapporo nicht für einen Platz im WM-Team. Pascal Bodmer verpasste am Sonntag sogar das Finale, Stephan Hocke kam in keinem der beiden Springen unter die besten 15.

Sensationssieg durch Severin Freund in Sapporo