Achtung, es kriselt...

Von Martin Gödderz
Neidisch? Lindsey Vonn (r.) blickt derzeit nicht immer freundlich zu Freundin Maria Riesch
© Imago

Bei Maria Riesch und Lindsey Vonn ist Schluss mit lustig. Die WM steht an und die Freundschaft (mal wieder) auf der Probe. Kitzbühel erlebt ein in jeder Hinsicht denkwürdiges Wochenende und die deutsche Biathlon-Staffel der Herren verblüfft sich und die Welt.

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+ Vier Freunde müsst ihr sein

Was durften sich unsere erfolgsverwöhnten Biathlon-Herren in dieser Saison schon alles anhören. Gerade zu Winterbeginn lief rein gar nichts zusammen. Die Scheiben schienen kleiner, die Loipe beschwerlicher geworden zu sein für unsere Männer.

Ach und da wären ja auch noch die Herren aus Norwegen. Prädikat: unbesiegbar. Svendsen, Björndalen, Bö und Co. sind der Konkurrenz im Normalfall in den Einzeldisziplinen um Längen voraus. Sogar Lars Berger kam plötzlich wieder aus irgendeinem Loch hervor und sicherte sich locker ein Weltcuprennen. Logische Schlussfolgerung: Norwegen müsste jedes Staffelrennen mit mindestens zwei Minuten Vorsprung gewinnen.

Tun sie aber nicht, auch weil die deutschen Jungs plötzlich über sich hinauswachsen. In Antholz war das nun schon zum zweiten Mal hintereinander der Fall. Deutschland, Erster. Böhm, Stephan, Peiffer und Greis liefen gemeinsam zum Sieg. Norwegen wurde übrigens Dritter mit einer halben Minute Rückstand.

- Freundschaftstest de luxe

Geht da eine Freundschaft vor die Hunde? Jahrelang konnte man nur das Fürchten kriegen, angesichts der heiteren Freundschaftsbekundungen zwischen Lindsey Vonn und Maria Riesch. Auf der Piste die bittersten Konkurrentinnen, fernab davon die besten Freundinnen. Fast schon langweilig.

Kurz vor der WM in Garmisch kracht es jetzt aber zwischen beiden. Der Grund? Riesch ist zur Abwechslung mal besser als Freundin Vonn und stichelt ein wenig gegen die Kollegin: "Man merkt, dass das Ganze etwas an ihr nagt. Aber man sollte es sportlich nehmen. Bisher konnten wir Freundschaft und Beruf trennen. Ich habe das oft genug hinbekommen. Ich erwarte das jetzt auch von Lindsey."

Vonn selbst jammert lieber herum. Zu wenige Speed-Rennen im Kalender, eine böse Knieverletzung und eine bessere Gegnerin, das alles findet die Amerikanerin gar nicht gut. Letztendlich ist aber auch klar: Wir stehen kurz vor einer WM und da muss auch ein wenig Konkurrenzkampf aufgebaut werden. Da werden auch einmal Kleinigkeiten ein wenig hochstilisiert. Am Ende gewinnt jede Dame ihr Weltmeisterschaftsrennen und alle haben sich wieder lieb. Muss so kommen, wird so kommen.

+ Die Definition von Perfektion

Rodeln. Das ist die Disziplin, bei der man sich seit jeher vor den Fernseher setzen kann und sich definitiv sicher ist, mindestens einen deutschen Sieger zu sehen. Einsitzer Männer, Einsitzer Frauen, Zweisitzer - in mindestens einer Disziplin siegt Deutschland. Mit Sicherheit. Hundertprozentig.

Bei den Frauen gewinnt in etwa so häufig eine Dame aus Deutschland ein Weltcup-Rennen, wie ein Deutscher die Wahl zu "Deutschlands Sportler des Jahres" gewinnt - eigentlich immer. Daher ist es auch nicht weiter erwähnenswert, dass am Wochenende in Altenberg die drei erstplatzierten Frauen aus Deutschland kamen. Bei den Herren ist das ein wenig anders. Dort belegen die Deutschen zwar die Plätze zwei, drei, vier und sechs im Gesamtweltcup, dort gibt es aber noch den Italiener Armin Zöggeler. In Altenberg allerdings nicht, auch da gewann mit Felix Loch ein Deutscher.

Anders als Norwegens Biathlon-Herren haben Deutschlands Rodler das auch mit dem Team-Gedanken verstanden. In Altenberg sicherte sich die deutsche Team-Staffel schon jetzt den Gesamtweltcup. Fünftes Saisonrennen, fünfter Sieg. In einer Woche sind übrigens Weltmeisterschaften: Man erzählt sich in Insider-Kreisen, dass Deutschland eventuell Siegchancen haben könnte.

- Ivica vs. FIS: "Alles andere ist Tralala"

Eigentlich läuft derzeit alles optimal im Leben des Ivica Kostelic. Weltcupführender, 400 Punkte Vorsprung, Kitzbühel-Sieger. Wer denkt, dass Kostelic keinen Grund zu klagen hätte, der liegt aber falsch.

Weil die Konkurrenz ewig hinterherfährt, geht der Kroate wieder einmal seinem Lieblingshobby nach: FIS-Kritik. Kostelic pocht gegenüber dem Ski-Verband auf nicht weniger als seine Menschenrechte. "Die freie Meinungsäußerung muss möglich sein, das ist ein Grundstein unserer Zivilisation", sagte ein aufgebrachter Kostelic, der sich wieder einmal über den Umgang der FIS mit den Athleten aufregte.

Dass die FIS die Kitzbühel-Kombi abschaffen will? Auch Mist, meint Kostelic, der behauptet: "Viele vertragen die Wahrheit nicht. Aber erst die Kombination von Abfahrt und Slalom zeigt, wie gut du wirklich bist. Alles andere ist Tralala!"

+ Der einhändige Grange

In Kitzbühel triumphierte Kostelic in einer Disziplin auch einmal nicht. Grund dafür war der Franzose Jean-Baptiste Grange, der den Kroaten im zweiten Durchgang des Slaloms noch abfing. Das an sich ist schon erwähnenswert. Umso bedeutsamer wird der Sieg aber, wenn man bedenkt, dass Grange am Ende nur noch mit einem Stock gefahren ist. Trotzdem siegte er. Ohne einen Stock. Gegen Kostelic. Respektabel.

Vorjahressieger des Kitzbühel-Slaloms war übrigens Felix Neureuther. Der schied im ersten Durchgang mit einem Rückstand von 8,74 Sekunden auf den Führenden aus. Kann man auch mal machen. Grund dafür war ein Fahrfehler. Neureuther blieb auch anschließend ganz cool und betonte: "Man kann so etwas locker wegstecken. Ich weiß, was ich kann."

- Stürze über Stürze

Passt auf euch auf, Leute! Über den bösen Sturz von Hans Grugger auf der Streif wurde bereits ausführlich berichtet. Mehr gehört hier auch nicht rein. Den Österreicher erwischte es zwar am schwersten, doch er war nicht der einzige Wintersportler, den es böse erwischte.

Adam Malysz stürzte beim Skispringen in Zakopane - Handgelenksbruch, Krankenhaus. In Winterberg legte sich die Brasilianerin Fabiana Santos im Bob schwer hin, verlor ihren Helm und knallte aufs Eis - Lange Blutspur, Krankenhaus. Zum Abschluss also an alle Gestürzten: Gute Besserung!

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