Angerer: Neustart bei Tour de Ski

SID
2006 und 2007 gewann Tobias Angerer jeweils den Gesamtweltcup
© Getty

Neuanfang zum Jahreswechsel: Vorzeige-Langläufer Tobias Angerer hofft bei der Tour de Ski nach verkorksten Wochen auf die ersten brauchbaren Resultate des Winters.

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Erst war er außer Form, dann ans Bett gefesselt, und schließlich schickte ihn Jochen Behle gar in Urlaub: Hinter Deutschlands Vorzeige-Langläufer Tobias Angerer liegt ein mehr als verkorkster Start in den Weltcup-Winter. Bei der Tour de Ski wagt der Olympiazweite von Vancouver nun pünktlich zum Jahreswechsel einen Neuanfang: "Meine Akkus sind wieder voll. Ich fühle mich fit und freue mich riesig, wieder Rennen zu laufen", sagte der 33-Jährige vor seiner Rückkehr in die Loipe.

Fast drei Wochen lag Angerer wegen einer Erkältung flach und meldete sich mit dem Segen des Bundestrainers gar mitten in der Saison zum einen Portugal-Urlaub ab. "Es soll den Kopf frei bekommen und sich auf andere Dinge konzentrieren", sagte Behle.

Ein ungewöhnliche Maßnahme, die sich nun auszahlen soll: "Die Pause hat mir gut getan. Von daher fahre ich ganz zuversichtlich nach Oberhof", sagte Angerer vor dem Auftakt der zehntägigen Rennserie an Silvester.

Sieg als erster Deutscher

Als bislang einziger Deutscher hat der Bayer aus Vachendorf die Tour schon gewonnen - gleich bei der Premiere 2007. Die Strapazen, gerade beim brutalen Schlussanstieg auf die Alpinstation Alpe Cermis in Val di Fiemme, kennt er daher nur zu gut.

"In den vergangenen Tagen ging es im Training schon wieder recht gut, auch bei den intensiveren Einheiten", sagt der zweimalige Gesamtweltcupsieger und macht seinen Fans Hoffnungen auf das erste gute Resultat der Saison.

Bislang stehen einzig die Plätze 21 und 23 aus Kuusamo als halbwegs annehmbare Resultate zu Buche. Der Rest war zum Vergessen: Beim Saisonauftakt in Gällivare wurde Angerer nur 44., in der Höhe von Davos stürzte er gar auf Platz 50 ab.

Angerer "saft- und kraftlos"

Das Trainerteam um Behle reagierte umgehend und schickte den nach eigenem Befinden "saft- und kraftlosen" Routinier nach Hause. Im Gesamtweltcup ist der Sportsoldat inzwischen auf Platz 50 durchgereicht worden und damit nur noch Deutschlands Nummer fünf.

Ob Angerer bei der Tour de Ski mit acht Etappen an zehn Tagen überhaupt bis zum 9. Januar durchhält, scheint derweil fraglich. Schon im vergangenen Jahr war der Allrounder mit Blick auf Olympia nach dem fünften Tag ausgestiegen. Diesmal ist es die WM in Oslo (23. Februar bis 6. März), für die es im Zweifel Kräfte zu sparen gilt.

"Inwieweit es reicht, um die Tour bis zum Ende erfolgreich bestreiten zu können, müssen wir abwarten", sagte Behle vorsichtig: "Eines ist klar: Die Gesundheit geht immer vor."

Erwartungen niedrig halten

Zu hoch will dann auch Angerer die Erwartungen an sein Comeback nicht hängen. "Ich mache mir keinen Druck. Mein Ziel ist es, nach der langen Wettkampfpause wieder richtig Fuß zu fassen", sagt der Gewinner von elf Weltcuprennen, der mit seinen Sorgen nicht alleine ist: Auch namhafte Kollegen wie Axel Teichmann (Bad Lobenstein) oder Jens Filbrich (Frankenhain) suchen im WM-Winter noch ihre Form.

Dass am Ende für Angerer oder einen der angeschlagenen Mitstreiter der erste Podestplatz der Saison herausspringt, wagt Behle dann auch zu bezweifeln. "Für die Rückkehrer geht es zunächst darum, wieder den Wettkampfrhythmus aufzunehmen. Diese Athleten sollen die ersten Rennen möglichst ohne großen Druck laufen", sagt der Coach.

Neustarter Angerer wird es gerne gehört haben. Auch wenn er sich im stillen Kämmerlein wohl deutlich mehr ausrechnet.

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