Thomas Morgenstern jagt Hannawald-Rekord

SID
Der im österreichischen Spittal an der Drau geborene Thomas Morgenstern springt allen davon
© Getty

Thomas Morgenstern spielte in Oberstdorf förmlich mit der Konkurrenz und holte sich souverän den Sieg. Für manchen Experten ist die Vierschanzentournee schon nach dem Auftakt entschieden, Sven Hannawald fürchtet gar um seinen Rekord.

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Sven Hannawald hat Angst. Der 36-Jährige verfolgt die Vierschanzentournee in diesen Tagen so gebannt wie zuletzt zu seiner aktiven Zeit. Allerdings ist es weniger die Begeisterung für tollkühne Flüge als vielmehr die Furcht um sein Lebenswerk, die Hannawald umtreibt.

"Ich habe Angst, dass Morgenstern meinen Rekord knackt", sagt der Hinterzartener. Als Einziger alle vier Springen einer Tournee gewonnen zu haben, sei ihm unheimlich wichtig.

Nun schickt sich der 24 Jahre alte Überflieger Thomas Morgenstern an, eben diesen Hannawald-Rekord einzustellen. Das ganze Gerede, sagt Morgenstern, interessiere ihn nicht. Einen kleinen Seitenhieb kann er sich aber dennoch nicht verkneifen: "Ich mache mein Zeug, wie der Sven auch immer gesagt hat."

Sein Zeug macht Morgenstern verdammt gut. In Oberstdorf sprang er beim achten österreichischen Tournee-Tagessieg in Serie die Konkurrenz in Grund und Boden. Sein Erzrivale Simon Ammann hat bereits 30,0 Punkte Rückstand, Titelverteidiger Andreas Kofler gar 30,6.

Tournee fast schon entschieden

Lediglich der Finne Matti Hautamäki liegt mit einem Rückstand von 16,5 Punkten in Schlagdistanz, wobei Kofler im vergangenen Jahr nach Oberstdorf 11,9 Punkte vorn lag und von diesem Vorsprung bis zum Ende gezehrt hat.

Morgenstern will davon nichts wissen, schließlich sei das nur eine Statistik, die so nebenher laufe. "In einem Fundament kannst du nicht wohnen, du musst das Haus bauen", sagt Morgenstern. "Und das Haus baue ich in den nächsten drei Springen."

Für den deutschen Bundestrainer Werner Schuster ist die Tournee fast schon entschieden: "Morgenstern hebt sich von der Masse ab. Was er macht, ist bombastisch."

"Morgi" war gestern

Morgenstern selbst hält sich mit großspurigen Ansagen zurück, schließlich ist er in seiner Karriere schon oft auf dem Hosenboden gelandet. 2007 hatte der Kärntner bereits den Auftakt in Oberstdorf gewonnen, am Ende musste er als Zweiter zusehen, wie ein gewisser Janne Ahonen seinen fünften Triumph beim Grand Slam der Skispringer feierte. Drei Jahre zuvor war er bereits Dritter der Tournee gewesen, der Schritt auf Platz eins wäre als in diesem Winter nur logisch.

Bei aller Vorsicht weiß Morgenstern auch um seine eigenen Stärken. Er ist erwachsen geworden, was sich nicht zuletzt darin bemerkbar macht, dass er sich mittlerweile aufregt, wenn man ihn "Morgi" nennt.

"Es zeigt eine andere Persönlichkeit. Ich habe mental sehr viel gemacht", sagt er. Die Rolle des Favoriten falle ihm heute leichter als noch in den Vorjahren. Sein ganzes Paket stehe auf einer sehr guten Basis.

Morgenstern will sich durchbeißen

Als in Oberstdorf im ersten Durchgang Rückenwind aufkam, eine Nebelwand durchzog und die Favoriten reihenweise abstürzten, zeigte Morgenstern seine ganze Klasse bei schlechten Bedingungen. "Ich trainiere seit Jahren, dass ich eine gewisse Power in den Haxen habe", erklärt er: "Und wenn ich diese Power in die richtige Richtung lenke, bin ich ein Stockwerk höher als die anderen."

Die Power braucht Morgenstern auch auf den nächsten beiden Schanzen in Garmisch-Partenkirchen und Innsbruck, mit denen er ein wenig auf Kriegsfuß steht. In Garmisch sprang er bei acht Teilnahmen nur einmal aufs Podium, 2005 wurde er noch auf der alten Schanze Zweiter. Auf dem Neubau war bisher Platz sechs das beste Resultat.

Ähnlich verhält es sich mit Innsbruck, wo er 2007 Zweiter wurde. Im vergangenen Jahr stürzte er - noch als "Morgi" - als 14. völlig ab. Zudem steht in der Heimat womöglich das Comeback von Gregor Schlierenzauer an. Die Präsenz des "Wunderkindes" hatte Morgenstern in den vergangenen Jahren eher gehemmt als angespornt. Beißt er sich jedoch durch, wird aus dem "Morgi" endgültig der "Major Tom".

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