Deutsche Langläufer beim Weltcup abgehängt

SID
Nicole Fessel musste sich als Schlussläuferin im Sprint geschlagen geben
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Kein Podestplatz, kein Schlaf, keine Chance: Die von ein paar betrunkenen Schweden um die Nachtruhe gebrachten deutschen Skilangläufer wurden beim Weltcup-Auftakt in Gällivare deutlich abgehängt.

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In der Staffel reichte es nur zu Platz sechs, 24 Stunden zuvor hatte nur Youngster Tim Tscharnke im Einzel als Elfter überzeugt. Den Stars Tobias Angerer und Axel Teichmann fehlt noch viel zur Top-Form.

"Natürlich wollen wir um die Podestplätze mitlaufen. Mit so einer Leistung können wir nicht zufrieden sein", sagte Bundestrainer Jochen Behle. Zuvor hatte bereits das Frauen-Quartett den Sprung auf das Treppchen als Vierter knapp verpasst. Einziger Lichtblick war in Nicole Fessel ebenfalls eine Athletin aus der zweiten Reihe, die im Einzel auf Platz neun gelaufen war.

Siege bleiben in Skandinavien

Die Siege blieben in Skandinavien. Marcus Hellner gewann in dem nach ihm benannten Stadion erst das Einzel und führte dann auch die Staffel zum Triumph, der Norwegerin Marit Björgen gelang das gleiche Kunststück in der Frauen-Konkurrenz.

Ausgerechnet der nach Startläufer Jens Filbrich (Frankenhain) in die Loipe gegangene Tobias Angerer erlitt im Staffelrennen 70 km nördlich des Polarkreises einen kapitalen Einbruch. "Da haben wir das Rennen verloren", meinte Behle. "Ich habe mir von Tobi deutlich mehr erhofft."

Der Vachendorfer suchte nach seinem persönlichen Debakel, das auch die weiteren Starter Teichmann (Bad Lobenstein) und Tscharnke (Biberau) nicht mehr ausbügeln konnten, nach Erklärungen. "Ich weiß nicht, was los war. Es gibt eben Tage, an denen nichts geht. Ich konnte schon am Anfang das Tempo kaum halten."

Schlafmangel als Grund?

Vielleicht war auch der Schlafmangel Grund für die schwache Vorstellung. Selbst im Einzel war Angerer nur auf Platz 44 gelaufen und Teichmann auf Rang 37. "In unserem Hotel war immer Party. Ein paar trinklustige Schweden haben bis in den Morgen vor unserem Zimmer gefeiert. Wir haben kein Auge zugemacht", sagte Teichmanns Zimmerkollege Tscharnke. Immerhin erfüllte der 20-Jährige durch seinen elften Platz die halbe Norm für die WM in Oslo.

Auf den Saisonhöhepunkt in Norwegen ist die Planung ohnehin ausgerichtet, weshalb Behle trotz des mäßigen Starts nicht bange ist. "Wir konzentrieren uns wie immer auf die Großereignisse. Und wenn man sich die letzten Jahre anschaut, haben wir bisher nicht viel falsch gemacht", sagte Behle. Auch Teichmann warnte vor Schwarzmalerei: "Wir sollten den Kopf jetzt nicht in den Schnee stecken."

Allerdings gingen auch die deutschen Frauen in den tief verschneiten Wäldern von Gällivare leer aus. Lediglich Nicole Fessel zeigte eine starke Leistung. Im Staffelrennen musste sich die 27-Jährige im Sprint um Platz drei allerdings Italiens Weltmeisterin Arianna Follis geschlagen geben.

Fessel belohnt sich selbst

Am Tag zuvor war Fessel über 10 km Freistil überraschend auf Platz neun gelaufen und hatte mit dem besten Distanzrennen ihrer Karriere die halbe WM-Norm erfüllt. "Jetzt werde ich endlich für die jahrelange Schinderei im Training belohnt", sagte die Sprintspezialistin aus Oberstdorf.

Fessel benötigt nur noch eine Platzierung unter den besten 15, um das Ticket für Oslo endgültig zu lösen. Olympiasiegerin Evi Sachenbacher-Stehle (Reit im Winkl) war nur 26. geworden.

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