Skispringer nach Horrorstart ratlos

SID
Der Österreicher Werner Schuster ist seit 2008 Bundestrainer der deutschen Nationalmannschaft
© Getty

Seit der Einführung des Weltcups 1979 sind deutsche Skispringer noch nie so schlecht in die Saison gestartet wie am Wochenende in Kuusamo. Die FES-Wunderbindung funktioniert noch nicht wie gewünscht, und am Dienstag geht es in Kuopio schon mit der Qualifikation weiter.

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Blaues Wunder mit der FES-Wunderbindung: Nach dem schlechtesten Weltcup-Start der Geschichte reisten die deutschen Skispringer am grauen Montagmorgen frustriert und ratlos aus Kuusamo ab.

Viel Zeit zum Wundenlecken bleibt Martin Schmitt und Co. jedoch nicht, denn bereits am Dienstag steht die Qualifikation für den zweiten Weltcup der Saison im gut 400 Kilometer südlich gelegenen Kuopio auf dem Programm.

"Wir müssen das ganz schnell abhaken. Dieses Ergebnis spiegelt in keiner Weise unseren Leistungsstand wider", sagte Bundestrainer Werner Schuster.

Im Team Platz sieben, Michael Neumayer im Einzel 21. - so schlecht ist eine deutsche Mannschaft seit der Einführung des Weltcups 1979 nicht in die Saison gestartet. Außer "Versagensangst" hatte der Chefcoach keine Erklärung für die blamable Vorstellung parat.

Springer kommen mit neuer Bindung nicht zurecht

Dabei hatte sich Schuster durch die Zusammenarbeit mit dem Berliner Forschungsinstitut FES, das sich als Goldschmiede der deutschen Bobfahrer und Rodler einen Namen gemacht hat, einen Materialvorsprung erhofft: "Die Zusammenarbeit bietet uns fantastische Möglichkeiten."

Fünf Springer seines Teams nutzten in Finnland die neue Bindung, bei der ein gebogener Stab das bisher verwendete Band ersetzt. Doch entweder ist das deutsche Modell noch nicht ausgereift und den Konkurrenz-Systemen unterlegen oder die deutschen Flieger brauchen länger, um damit zurechtzukommen.

Ein Jahr nach dem grandiosen Saisonstart - Pascal Bodmer Zweiter und Michael Uhrmann Vierter - sorgt sich Schuster nun, dass seine sensiblen Athleten einen ganz problematischen Winter erleben könnten: "Andere Nationen sind jetzt auf der Erfolgswelle, so wie wir letztes Jahr. Wir müssen das analysieren und die Fehler abstellen."

Uhrmann: "Ganzes Flugsystem stimmt überhaupt nicht"

Ob das im von vielen kleinen Details abhängigen Skispringen in so einem kurzen Zeitraum klappt, ist zu bezweifeln. Schließlich mangelt es bei Martin Schmitt und auch Uhrmann momentan an den Grundlagen. Während Vizeweltmeister Schmitt mit dem Absprung nicht klarkommt, sind Uhrmanns Probleme weit größer: "Mein ganzes Flugsystem stimmt überhaupt nicht."

Völlig von der Rolle scheint derzeit Pascal Bodmer zu sein. Im vergangenen Jahr war der 19-Jährige noch der Shootingstar, heuer wurde er erst im Teamspringen nicht berücksichtigt und packte dann nicht einmal die Qualifikation für das Einzel.

Schusters Mahnung, dass Bodmer vor einer schwierigen Saison stehe und seine Unbeschwertheit ein Stück weit verloren habe, wurden in Kuusamo bestätigt.

Immerhin haben die deutschen Adler ihren Humor nicht verloren. In Kuopio, wo am Mittwoch das nächste Weltcupspringen auf dem Programm steht, soll das Quecksilber nur noch auf minus sieben Grad fallen, nachdem es in Kuusamo bisweilen minus 20 angezeigt hatte. "Das ist doch toll", sagte Neumayer: "Dann können wir ja die T-Shirts wieder rausholen."

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