Hannawald: "Podestplätze sind drin"

SID
Sven Hannawald gewann 2002 alle vier Springen bei der Vierschanzentournee
© Imago

Sven Hannawald ist der einzige Skispringer, der bei der Vierschanzentournee den Grand Slam gewonnen hat. Im Interview spricht er über die Erwartungen an die deutschen Springer.

Anzeige
Cookie-Einstellungen

"Hannawald hat mit Tournee zu tun." - Dies sagt Sven Hannawald selbst. Der bislang einzige Grand-Slam-Sieger der Vierschanzentournee spricht vor dem Beginn der 58. Vierschanzentournee im Interview über seinen größten Triumph, die Favoritenrolle in diesem Jahr und seine Erwartungen an die deutschen Springer um Martin Schmitt und Shooting-Star Pascal Bodmer.

Frage: Sven Hannawald, wie geht es Ihnen so kurz vor der Vierschanzentournee, die Sie mit Ihrem Grand-Slam-Sieg maßgeblich mitgeprägt haben?

Sven Hannawald: Ich bin endlich im normalem Leben angekommen. Ich bin locker und mache mir nicht mehr so viele Gedanken, was, wann, wo wird. Ich genieße meine Beziehung, den Fußball und hole das Leben nach.

Frage: Und wie sind die Gefühle, wenn Sie Skispringen an der Schanze oder im TV sehen?

Hannawald: Ich stehe da drüber. Ich kann mir die Springen anschauen und werde nicht mehr wehmütig. Es war früher eine sehr schöne Zeit, aber die ist jetzt vorbei. Außerdem kommt, wenn ich jetzt zur gewohnten Zeit Skispringen im Fernsehen schauen will, oft Biathlon. Das war zu meiner Zeit auch nicht so.

Frage: Und Sie suchen das Adrenalin jetzt als Motorsportler im Rennwagen...

Hannawald: Ich habe einen guten Partner gefunden, mit dem ich die nächsten zwei Jahre zusammenarbeiten werde. Der Rest wird auf einer Pressekonferenz am Rande der Tournee verraten.

Frage: Sie werden ja beim Auftaktspringen in Oberstdorf an der Schanze dabei sein. Sind auch für Sie Simon Ammann und Gregor Schlierenzauer die großen Favoriten?

Hannawald: Natürlich bieten sich Ammann und Schlierenzauer als Favoriten an. Aber das war im letzten Jahr genauso, und mit Wolfgang Loitzl hat niemand gerechnet. Diesmal hat auch ein Thomas Morgenstern die Voraussetzungen. Und wenn anderen Routiniers ein guter Sprung rausrutscht, riechen sie Lunte. Die Tournee hat ihre eigenen Gesetze.

Frage: Schätzen Sie Ammann oder Schlierenzauer stärker ein?

Hannawald: Ammann ist im letzten Jahr durch einen missglückten Sprung aus dem Konzept gebracht worden. Schlierenzauer springt bis jetzt noch nicht am Limit, also ist er vielleicht diesmal dran. Er hat riesiges Talent, und ich hoffe, dass er viel Konkurrenz bekommt. Damit mein Tournee-Rekord hält.

Frage: Werden Sie eigentlich noch oft auf Ihren legendären Grand-Slam-Sieg angesprochen?

Hannawald: Das ist das, womit mich die Leute in Verbindung bringen. Hannawald hat mit Tournee zu tun. Dabei habe ich auch Gold bei Olympia oder der WM gewonnen. Aber ich bin auch jetzt noch stolz auf das, was ich damals geschafft habe.

Frage: Was trauen Sie den Deutschen bei der Tournee zu?

Hannawald: Es beruhigt, dass sie schon in Einzelsprüngen bei der Weltspitze dabei sind. Der Fokus liegt bei der Tournee nun mal auf den Deutschen, da ist es schwierig, damit umzugehen. Sie brauchen ein lockeres Ergebnis, damit der Ball ins Rollen kommt.

Frage: Ist Pascal Bodmer für Sie der neue Hoffnungsträger?

Hannawald: Pascal hat sich sehr gut geschlagen. Und die vier Schanzen bei der Tournee sind Fliegerschanzen, das liegt den Deutschen. Auch Martin Schmitt hat die nötige Erfahrung für Topergebnisse.

Frage: Aber bisher war er nur einmal in den Top Ten...

Hannawald: Man sieht ihm an, dass er kämpft. Es sieht nicht so locker aus. Aber bei ihm fehlt nur ein kleines Detail zum Explodieren. Und die Motivation geht vor der Tournee nochmal nach oben. Wenn du in Oberstdorf anreist, bist du ein neuer Mensch.

Frage: Trauen Sie den Deutschen Podestplätze zu?

Hannawald: Podestplätze sind drin. Platzierungen zwischen drei und sechs halte ich in jedem Fall für möglich, schließlich sind es vier Springen. Auch ein Michi Uhrmann hat sich ja in Engelberg nach oben durchgeboxt. Es kann schnell passieren, dass es noch weiter nach oben geht.

Frage: Sie waren auch für eine Position beim Deutschen Skiverband im Gespräch...

Hannawald: Da gibt's momentan nichts Neues. Ich horche immer in mich rein, was mir Spaß machen könnte. Vielleicht sieht man sich ja mit den richtigen Leuten an der Schanze in Oberstdorf und vielleicht ergibt sich was. Aber wenn du zum Beispiel Nachwuchstrainer werden willst, musst du auch dafür brennen. Du bist komplett unterwegs. Aber mir macht die ganze Reiserei nicht mehr so viel Spaß. Sachen packen ist nervig. Ich fühle mich wohl in meinem Leben in München.

Schmitt und Bodmer: Die Langschläfer greifen an