"Beweisführung des Verbandes ist ein Skandal"

Von SPOX
Claudia Pechstein bangt um ihre Teilnahme bei den olympischen Spielen 2010 in Vancouver
© Getty

Die wegen vermeintlichen Blutdopings gesperrte Claudia Pechstein hat sich im Rahmen einer Pressekonferenz gegen die Vorwürfe des Verbandes ISU gewehrt. Sie legte zahlreiche Nachweise dafür vor, dass der Verband im Verfahren gegen sie eklatante Fehler begangen hat.

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Claudia Pechstein hat im Streit um ihre Sperre wegen vermeintlichen Blutdopings den Spieß herumgedreht und ihrerseits Nachweise dafür vorgelegt, dass das Verfahren gegen sie irregulär war.

Wichtigster Kernpunkt ihrer Argumentation war, dass bei der eindeutigen Identifizierung ihrer Blutproben geschlampt worden ist. In zahlreichen Fällen habe es bei der Kennzeichnung der Proben zwischen den Unterlagen der ISU und Pechsteins Unterlagen Differenzen gegeben.

"Die ISU hat schlampig und fehlerhaft gearbeitet", sagte Pechsteins Manager Ralf Grengel. Konkret sagte er, dass die Blutproben, die zur Sperre von Pechstein geführt haben, nicht von ihr stammen.

Eilantrag gestellt

Ein zur Pressekonferenz geladener medizinischer Experte von der Charite in Berlin bestätigte: "Die Beweisführung ist ein Skandal. Die Identität von Blutproben muss zwingend eindeutig zugeordnet werden."

Pechsteins Anwalt Simon Bergmann ergänzte: "Die belastenden Blutproben sind nicht einmal mehr vorhanden, es gibt keine B-Probe. Wir können also nichts überprüfen, ganz nach dem Motto: 'Friss oder stirb'. Das ist ein schwerer Verfahrensfehler, der unserer Meinung nach zur Aufhebung der Sperre führen muss."

Über eine mögliche Aufhebung soll der internationale Sportgerichtshof CAS bis Ende kommender Woche entscheiden. Für Pechstein geht es darum, sich auf die Olympischen Winterspiele 2010 in Vancouver (12. bis 28. Februar) vorbereiten zu können, denn im Moment ist sie nicht nur von Wettkämpfen sondern auch von Teamtrainings ausgeschlossen.

"Retikulozyten sind ungeeignet für einen Doping-Nachweis"

Neben der fehlenden eindeutigen Zuordnung der Blutproben prangerte Pechsteins Management vor allem die Tatsache an, dass die Messgeräte für die im Fokus stehenden Retikulozyten nicht zuverlässig sind.

Bei Messungen zu ein- und derselben Blutprobe hat die gleiche Maschine bei mehreren Versuchen völlig unterschiedliche Werte angezeigt. "Es gibt keinen unabhängigen Standard für Messgeräte", sagte ein Sachverständiger.

Diese und weitere Unstimmigkeiten brachten Pechsteins Anwalt zu dem Schluss: "Retikulozyten sind ungeeignet für einen Doping-Nachweis. Die neuen Fakten stimmen uns zuversichtlich für die Berufung. Jetzt ist die ISU am Zug. Bisher hat sie keine weiteren Indizien für ein Doping-Vergehen liefern können."

Um sich endgültig zu entlasten, schlug Pechstein sogar vor, sich in einer sechswöchigen Untersuchungsphase von der nationalen Antidoping-Agentur NADA überprüfen zu lassen. "Eigentlich bin ich nicht in der Beweispflicht, aber ich möchte die Sache geklärt haben und stehe dazu bereit", sagte Pechstein.