WM: Anschütz-Thoms erwägt Startverzicht

SID
Daniela Anschütz-Thoms erwägt bei der WM einen Startverzicht
© Getty

Erst lag Daniela Anschütz-Thoms minutenlang völlig erschöpft auf einer Bank neben der Eisbahn und starrte ins Leere, dann fasste sie ihren Frust in deutliche Worte. "Ich bin definitiv sehr enttäuscht", sagte die Erfurterin nach ihrem fünften Platz über 3000 m zum Auftakt der Einzelstrecken-WM auf der Olympiabahn im kanadischen Richmond.

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Dass sie eine Medaille verpasst hat, nahm die 34-Jährige sichtlich mit. Sie schloss noch nicht mal aus, ihr sorgsam geplantes WM-Programm über den Haufen zu werfen.

"Ich werde das 1500-m-Rennen abwarten und dann entscheiden, was ich noch laufe", sagte die Team-Olympiasiegerin. Dem ursprünglichen Plan zufolge wollte sie nach dem Lauf über die Mittelstrecke am späten Freitagabend (MEZ) eigentlich auch über 5000 m (Samstag) und im Team (Sonntag) starten.

Anschütz-Thoms erwägt Starverzicht

Auf welches Rennen sie möglicherweise verzichtet, wollte sie nicht verraten, nur soviel: "Beide Starts abzusagen ist wohl keine Option." Sollte nach dem Ausfall von Claudia Pechstein auch Anschütz-Thoms nicht im Teamrennen starten, wäre der WM-Titel für das deutsche Trio utopisch.

Pechstein hatte wie auch Anschütz-Thoms zuletzt mit Infekten zu kämpfen, die fünfmalige Olympiasiegerin beendete deswegen im Gegensatz zu ihrer Erfurter Kollegin die Saison vorzeitig.

Anschütz-Thoms, eigentlich als Konditionswunder bekannt, war ausgerechnet im bis dahin wichtigsten Rennen der Saison die Puste ausgegangen. Die ersten fünf Runden seien noch gut verlaufen, sagte sie, "an die letzten beiden kann ich mich gar nicht mehr erinnern".

Krankheit verhindert bessere Leistung

Der Grund für den Einbruch liegt für sie auf der Hand: "Wenn man so lange krank war wie ich, darf man halt keine Wunderdinge erwarten."

Ihr direktes Duell verlor sie in 4:08,67 Minuten klar gegen die spätere Weltmeisterin Renate Groenewold (4:05,43) aus den Niederlanden, die kurz nach ihrem überraschenden dritten WM-Titel am Handy die Glückwünsche von Premierminister Jan Peter Balkenende entgegennahm.

Noch beim Weltcup-Finale in Salt Lake City am vergangenen Freitag hatte Anschütz-Thoms als Zweite Groenewold (Platz sechs) im gemeinsamen Lauf klar dominiert. Nun verwies die Niederländerin Weltcup-Siegerin und Titelverteidigerin Martina Sablikova (Tschechien) und Kristina Groves (Kanada) auf die Plätze.

Beckert nur auf dem achten Rang

Neben Anschütz-Thoms konnte auch Stephanie Beckert (Erfurt) als Achte die Erwartungen nicht erfüllen. Dasselbe galt für die deutschen Männer. Bezeichnend war, dass nach der Absage des EM-Sechsten Robert Lehmann (Magen-Darm-Grippe) ausgerechnet dessen Ersatzmann Jörg Dallmann über 1500 m noch der Beste des deutschen Trios war.

Der Erfurter belegte Platz 15, Tobias Schneider aus Berlin wurde 17., fünf Ränge vor dem Inzeller Jan Friesinger. Angesichts dieser Leistungen erscheint der erneute dritte Platz im Teamwettbewerb, mit dem die deutschen Männer 2008 in Nagano nach Jahren der Flaute mal wieder für positive Schlagzeilen gesorgt hatten, völlig außer Reichweite.

Davis mit drei Sekunden Vorsprung auf Dallmann

Weltmeister Shani Davis (USA) hatte im Ziel über drei Sekunden Vorsprung auf Dallmann - auf der Mittelstrecke eine ganze Eisschnelllauf-Welt.

Davis holte bereits sein insgesamt achtes WM-Gold und blickt auf überaus erfolgreiche sechs Tage zurück.

In Salt Lake City hatte er Weltrekorde über 1000 und 1500 m aufgestellt.

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