"So etwas hat es noch nie gegeben"

SID
Kati Wilhelm verließen auf der Zielgeraden der Saison Kraft und Konzentration
© Getty

Mit der knappsten Entscheidung der Biathlon-Geschichte ist die Weltcup-Saison zu Ende gegangen. Kati Wilhelm verpasste in Chanty-Mansijsk um Haaresbreite den Sieg im Gesamtweltcup. Simone Hauswald gewann das letzte Rennen.

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Jubel um die Tagessieger Simone Hauswald und Magdalena Neuner, aber großer Frust bei Kati Wilhelm.

Die große Favoritin verpasste in der knappsten Entscheidung der Biathlon-Geschichte in Chanty-Mansijsk den Gewinn des Gesamtweltcups durch zwei Fehler beim letzten Schießen der Saison.

Sie war den Tränen nahe, "bitter enttäuscht und verärgert". Punktgleich mit der Thüringerin eroberte Helena Jonsson (Schweden) die mit 25.000 Euro dotierte große Kristallkugel, weil sie im abschließenden Massenstart hinter Hauswald Zweite (Wilhelm nur 6.) war und im Saisonverlauf ein Rennen mehr gewann (4:3) als Wilhelm.

Die letzten Männerrennen endeten mit Erfolgen von Emil Hegle Svendsen (Norwegen/Jagd) und Simon Eder (Österreich/Massenstart), Michael Greis und Andreas Birnbacher verpassten jeweils als Vierte knapp das Siegerpodest. Greis wurde zudem 4. im Gesamtweltcup, den Björndalen als erster Skijäger überhaupt zum 6. Mal eroberte.

Zwei Schießfehler bringen die Entscheidung

"Ich werde erstmal einen Frusttrunk nehmen und dann richtig feiern. Ein zweiter Platz punktgleich mit der Siegerin ist doch auch nicht so schlecht", sagte Kati Wilhelm in einer der bittersten Stunden ihrer Laufbahn. "Ich habe versucht, alles zu geben. Aber ich war nicht stark genug. Helena hat verdient den Weltcup gewonnen."

Bis zum letzten Schießen des Massenstarts hatte Wilhelm die Kristallkugel fest im Blick. Dann traf sie zweimal nicht, Jonsson aber alles. Wilhelm fiel aus der Spitze auf Platz sechs zurück, Jonsson behauptete Platz zwei hinter Simone Hauswald und holte damit exakt die 952 Punkte, die zum Gesamtsieg nötig waren.

Neuner rutscht auf Rang vier ab

"Mit dem dritten Saisonsieg habe ich meine traumhafte Saison gekrönt, aber ich habe bis zum Schluss für Kati gehofft. Sehr schade, dass es so ausgegangen ist", sagte Simone Hauswald. "Die Glücklichere hat den Weltcup gewonnen, und das auch noch punktgleich. So etwas hat es noch nie gegeben", sagte Jonsson-Coach Wolfgang Pichler, während Bundestrainer Uwe Müssiggang tröstete: "Kati ist natürlich sehr traurig, aber sie hat Fantastisches geleistet."

Das traf am Saisonende nur bedingt auf die entthronte Titelverteidigerin Magdalena Neuner zu. Einen Tag nach ihrem Sieg im Jagdrennen schluderte die Wallgauerin im Massenstart wieder einmal beim Schießen, musste acht Strafrunden drehen und flog durch Tagesplatz zwölf in der Gesamtwertung als Vierte vom Siegerpodest.

"Wir haben eine gute Mischung zwischen alten und jungen Athleten und sind für den Olympiawinter gut aufgestellt", bilanzierte Bundestrainer Frank Ullrich die Saison.

Männer schwächeln im Schießstand

Michael Greis, der für zwei der vier deutschen Saisonsiege verantwortlich zeichnete (außerdem gewannen Christoph Stephan und in Chanty-Mansijsk Arnd Peiffer jeweils ein Rennen), kündigte an: "Für die nächste Saison gibt es einiges an Arbeit. Ich muss mich verbessern, wenn ich in Vancouver eine Medaillenchance haben will."

Vor allem beim Schießen offenbarten sich im deutschen Männerteam im Vergleich mit der übrigen Weltklasse erhebliche Schwächen. Das untermauerte Greis beim Saisonfinale unfreiwillig mit acht Strafrunden, die den 32-Jährigen im Massenstart bis auf Platz 27 zurückwarfen.

Der Endstand im Weltcup der Damen