Pechsteins Chance auf den großen Wurf

SID
Claudia Pechstein kämpft mit den Nachwirkungen von zwei Infekten
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Sie selbst spricht nur von einer Medaille, doch die Experten trauen Claudia Pechstein bei der Europameisterschaft trotz starker Konkurrenz aus den Niederlanden den großen Wurf zu.

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Sie ist so gut drauf wie seit Jahren nicht mehr, doch Claudia Pechstein will sich vor ihrem 17. EM-Start nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

"Ich will eine Medaille", sagt die 36 Jahre alte Berlinerin, scheut sich aber wie üblich, von Platz eins zu reden.

Pechstein will nach 1998 und 2006 zum dritten Mal auf Platz eins

Doch Fakt ist: Läuft Pechstein in Heerenveen so wie vor anderthalb Monaten bei ihrem grandiosen Weltcup-Doppelsieg in Moskau, hat sie beste Chancen, zum dritten Mal nach 1998 und 2006 ganz oben auf dem Podest zu stehen.

Damit wäre sie bei der 34. Ausgabe des Vierkampfes die älteste Siegerin der EM-Geschichte. Diesen "Titel" hält bislang die Niederländerin Atje Keulen-Deelstra, die bei ihrem Sieg 1974 etwas über 35 Jahre alt war.

Starke Konkurrenz aus dem Gastgeberland

"Bei Claudia ist alles im Bereich des Möglichen, auch Platz eins", meint Helge Jasch, Teamchef der Deutschen Eisschnelllauf-Gemeinschaft (DESG): "Die Tagesform wird entscheiden, vor allem im Duell mit den starken Niederländerinnen."

Olympiasiegerin Ireen Wüst, Mehrkampf-Weltmeisterin Paulien van Deutekom und Renate Groenewold sind wohl Pechsteins größte Rivalinnen.

Daniela Anschütz-Thoms sieht sich nach zahlreichen gesundheitlichen Rückschlägen nicht im Kreis der Favoritinnen.

"Ich bin noch nicht wieder da, wo ich hin will, und das wird auch noch dauern. Natürlich will ich eine Medaille, aber unter diesen Umständen bin ich nicht traurig, wenn es nicht klappen sollte", sagte die Team-Olympiasiegerin aus Erfurt.

Friesinger verzichtet auf Mehrkampfstart

Anschütz-Thoms hatte zuletzt ihren Start bei der deutschen Meisterschaft in Berlin, die Pechstein souverän gewann, wegen einer Erkältung absagen müssen.

2005 hatte sie in Heerenveen eines ihrer besten Resultate erzielt, als sie auf Rang zwei vor Pechstein und hinter Anni Friesinger lief.

Die fünfmalige Europameisterin Friesinger verzichtet erneut auf einen Mehrkampfstart und will nach ihrer Knie-Operation eine Woche später bei der Sprint-WM in Moskau ihr Comeback geben.

Bei Pechstein ist gesundheitlich "alles im grünen Bereich", ihre leichten Rückenbeschwerden ignoriert sie: "Ich möchte am liebsten nicht über das Thema reden, sonst passiert noch etwas. Da bin ich abergläubisch."

Männer-Wettkämpfe an drei, die der Frauen an zwei Tagen

Viel lieber regt sich die fünfmalige Olympiasiegerin über den Veranstalter auf.

"Ich finde es gleich doppelt ungerecht, dass die Männer in Heerenveen an drei Tagen laufen und wir nur an zwei. Erstens ist das für uns Frauen anstrengender und zweitens könnte man auf den Gedanken kommen, wir wären weniger wichtig", sagte Pechstein.

Am heutigen Freitag laufen in der Thialf-Halle, dem altehrwürdigen Mekka des Eisschnelllaufs, nur die Männer (500m, 5000m). Das Programm der Frauen wird am Samstag (500/3000) und Sonntag (1500/5000) durchgezogen.

Männer wollen Startplätze für die WM sichern

Die deutschen Männer gehen in der Besetzung Tobias Schneider (Berlin), Marco Weber (Chemnitz) und Robert Lehmann (Erfurt) an den Start.

Oberstes Ziel des Trios ist es, in die Top 16 zu laufen und damit die Startplätze für die Mehrkampf-WM in Hamar (16./17. Februar) zu sichern. Das Frauen-Team komplettieren Stephanie Beckert (Erfurt) und Team-Olympiasiegerin Lucille Opitz (Berlin).

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