"Es ist genial, was Martin leistet"

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Sven Hannawald traut Martin Schmitt den Sieg bei der Vierschanzentournee zu
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Sven Hannawald traut dem deutschen Team bei der Vierschanzentournee viel zu. Besonders vor Martin Schmitt hat er großen Respekt und glaubt: "Martin kann bei der Tournee gewinnen."

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Sven Hannawald hat die Vierschanzentournee bereits selber gewonnen und erwartet auch in diesem Winter wieder einen spannenden Wettkampf. Im Interview spricht er über Martin Schmitt, die Arbeit des neuen Bundestrainers Werner Schuster und die Favoriten der Tournee.

Frage: Sven Hannawald, werden Sie sich mit Blick auf den deutschen Aufschwung diesmal die Tournee live anschauen?

Sven Hannawald: Eventuell bin ich beim Auftaktspringen in Oberstdorf vor Ort, das muss ich mal sehen. Für mich ist ja zum Glück immer relativ schnell eine Karte frei. Ich wohne jetzt in München nicht mehr so weit weg von den Tournee-Schanzen.

Frage: Trauen Sie Ihrem alten Weggefährten Martin Schmitt zu, dass er bei der Tournee aufs Podest springt?

Hannawald: Martin kann bei der Tournee gewinnen, ich wünsche es ihm von ganzem Herzen. Er hat sich am längsten von allen durchgeboxt. Ich konnte mich irgendwann nicht mehr motivieren und habe aufgehört. Martin hat weitergemacht, und es ist genial, was er leistet. Hut ab.

Frage: Kann man Martin Schmitt einen Tipp mitgeben?

Hannawald: Das weiß er schon selbst ganz genau. Es ist gut, wenn das Selbstvertrauen wächst und du irgendwann überhaupt nicht mehr nachdenken musst, wie du einen guten Sprung machst. Das war bei mir so, als ich damals gewonnen habe. Martin hat ja noch nie die Tournee-Gesamtwertung gewonnen. Ansonsten hat er alles in der Tasche - Gesamtweltcup, Olympia, WM. Ich hoffe, jetzt kriegt er es auch bei der Tournee hin. Und die anderen Jungs aus dem deutschen Team können eine Überraschung schaffen.

Frage: Was denken Sie über den neuen Skisprung-Bundestrainer Werner Schuster?

Hannawald: Als ich den Namen irgendwann zum ersten Mal gehört habe, war ich erstmal überrascht. Aber dann habe ich mit ihm gesprochen und verstehe, warum er Erfolg hat. Er ist ruhig, arbeitet ohne jede Hektik und setzt sich mit jedem Springer auseinander. Er arbeitet nicht nur mit der Spitze, sondern in der Breite.

Frage: So wie früher Ihr Trainer-Goldschmied Reinhard Heß?

Hannawald: Ich will die beiden nicht vergleichen, aber er hat es im Griff wie Reinhard damals. Werner Schuster hat einen radikalen Neuanfang gemacht und den kompletten Trainerstab ausgewechselt. Da wächst ein gutes Trainerteam wie damals bei uns zusammen, das für Erfolg sorgt. Ich denke, dass das deutsche Skispringen wieder auf dem richtigen Weg ist.

Frage: Wer sind für Sie diesmal die Tourneefavoriten?

Hannawald: Ammann und Schlierenzauer werden sich aneinander aufreiben. Davon könnten die anderen profitieren wie die Norweger oder Martin. Es wird sehr spannend.

Frage: Glauben Sie, dass jemand Ihren Rekord knacken kann und als zweiter Skispringer alle vier Springen bei einer Tournee gewinnt?

Hannawald: Ich hoffe, dass ich so lange wie möglich der Einzige bleibe, der den Grand-Slam gewonnen hat. Aber Leute wie Ammann oder Schlierenzauer können so etwas ruckzuck schaffen. Ich bin kein Neider und würde es ihnen gönnen. Schließlich werde ich immer der erste bleiben, der es geschafft hat.

Frage: Denken Sie manchmal an die Tournee vor sieben Jahren zurück, als Sie Geschichte geschrieben haben?

Hannawald: Wenn ich darauf angesprochen werde, dann schon. Ansonsten schaue ich mir das Video nicht so oft an. Das war einmalig damals - aber jetzt bin ich nicht mehr im Kreis der Skispringer. Das war schön, aber jetzt muss es vorwärts gehen. Schließlich bin ich kein Multimillionär, bei dem es nicht drauf ankommt, was er beruflich macht.

Frage: Wollen Sie in Zukunft im deutschen Skispringen beim Aufschwung mithelfen?

Hannawald: Ich hatte schon ein Gespräch mit Horst Hüttel, und jetzt warte ich ab, was passiert. Ich sage zu nichts kategorisch nein. Trainer würde sich vielleicht anbieten oder ich könnte mithelfen, neuen Nachwuchs zu gewinnen. Schließlich ist das Skispringen meine Heimat.

Schmitt in Engelberg knapp am Podest vorbei