Jenny Wolf triumphiert erneut in Heerenveen

SID
Jenny Wolf triumphierte erneut in Heerenveen
© Getty

Eisschnellläuferin Jenny Wolf hat erneut über 500m gewonnen und damit ihren 29. Weltcup-Sieg gefeiert. Daniela Anschütz-Thoms wurde Zweite über 1500m.

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Jenny Wolf stürmte zu zwei Siegen, Daniela Anschütz-Thoms überzeugte als Zweite, doch trotz der guten Bilanz von Heerenveen rumort es im deutschen Eisschnelllauf-Lager mal wieder kräftig.

Team-Olympiasiegerin Anschütz-Thoms griff die Verbandsspitze an, weil ihr Trainer Stephan Gneupel nicht mit zum Weltcup in die niederländische Kufen-Hochburg fahren durfte.

Männer-Chefcoach Bart Schouten wähnt derweil die ruhmreiche Kufen-Nation Deutschland in naher Zukunft "auf dem Niveau von Tschechien".

So war nur Jenny Wolf rundum zufrieden. "Ich fahre mit einem sehr guten Gefühl nach Hause, die Saison hat hervorragend begonnen", sagte Wolf nach ihren beiden 500-m-Siegen gegen Dauer-Konkurrentin Wang Beixing.

Die Chinesin hatte der Weltrekordlerin eine Woche zuvor in Berlin die erste Niederlage seit knapp einem Jahr zugefügt.

Angermüller lässt aufhorchen

Neben Wolf ließ auch Monique Angermüller aufhorchen. Die Berlinerin wurde über 1000m Fünfte und erreichte das beste Weltcup-Resultat ihrer Karriere. Das Frauen-Team mit Claudia Pechstein, Anschütz-Thoms und Lucille Opitz lief nach dem zweiten Platz in Berlin diesmal auf Rang drei hinter den Niederlanden und Kanada.

Anschütz-Thoms war derweil von guter Laune meilenweit entfernt, obwohl sie mit ihrem zweiten Rang über 1500m ihre beste Platzierung auf dieser Strecke seit fast vier Jahren erreichte. Was hängenblieb, war Platz fünf auf ihrer Lieblingsstrecke 3000m.

Thoms: "Mit ihm wäre es besser gelaufen"

"Mit ihm an der Seite wäre es besser gelaufen. Ich fühlte mich nicht richtig gut. Er hätte mir den notwendigen Ruck gegeben", meinte die 33-Jährige: "Wir haben alles versucht, dass Gneupel mich in dieser Saison wieder begleitet. Ich hole immerhin Medaillen. Aber die DESG blockt ab."

Seit der nach Turin 2006 in Kraft getretenen Strukturreform des Verbandes sind nur die Cheftrainer bei jedem Weltcup dabei, die Heimtrainer dürfen im Wechsel mitfahren. Gneupel ist erst in der kommenden Woche in Moskau wieder an der Reihe. Das habe man im Trainerrat so beschlossen, erklärte DESG-Teamchef Helge Jasch.

"Ich kritisiere die anderen Trainer nicht. Sie geben ihr Bestes. Aber wenn es darauf ankommt, kann mein Heimtrainer immer noch das Letzte herausholen", meinte die Erfurterin, die auch "nicht versteht, dass schlechtere Sportler hier von ihrem Trainer betreut werden dürfen".

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Damit meinte sie Anni Friesingers Coach Gianni Romme, der in Abwesenheit der verletzten Doppel-Weltmeisterin Pamela Zoellner, Judith Hesse und Anton Hahn betreute.

Schouten: "Ich war geschockt"

Glaubt man Schouten, dürften derlei Scharmützel in naher Zukunft noch das geringste Problem darstellen. "Ich war geschockt, als ich erfuhr, wie wenig Eisschnellläufer es in Deutschland gibt", sagte der Ex-Coach der US-Olympiasieger Derek Parra und Chad Hedrick der niederländischen Nachrichtenagentur "ANP".

Bei den Männern werde zwangsläufig jeder, der ein bisschen Leistung zeigt, in die Nationalmannschaft aufgenommen. In Heerenveen erreichte der Chemnitzer Marco Weber mit Platz 13 über 5000m das beste Einzelergebnis.

Wenn Friesinger und Claudia Pechstein, die zwei vierte Plätze in Heerenveen belegte, ihre Karrieren beendeten, so der Niederländer Schouten, werde das Niveau in Deutschland auf das in Tschechien sinken.

Die Osteuropäer haben in Martina Sablikova eine einzige Siegläuferin, nach der 3000- und 5000-m-Weltrekordlerin kommt lange nichts. Deutschland bleibt nach den Winterspielen 2010 in Vancouver als Erfolgsgarantin wohl nur noch Jenny Wolf.

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