Wolf träumt von Hochzeit und Olympia-Gold

SID

Nagano - Die 500 Meter bleiben Wolfs Revier. "Mit Ansage" hat Jenny Wolf ihren Titel bei den Weltmeisterschaften erfolgreich verteidigt und ihre herausragende Saison gekrönt.

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Nach zwei WM-Siegen, zwei Gesamt-Weltcups, zwei Weltrekorden und 15 Streckensiegen im Weltcup hatte sie in Nagano endlich Zeit, über ihre Zukunft mit Hochzeit und dem ganz großen Coup bei Olympia 2010 in Vancouver zu plaudern.

"Mein Freund Oliver muss im kommenden Jahr für vier Monate zum Bundeswehr-Einsatz in den Kosovo. Und da haben wir mal so gedacht, bis dahin könnten wir ja eigentlich heiraten", gab sie nach ihren Supersprints auf dem Eis-Oval von Nagano erstmals Einzelheiten ihrer Familienplanung preis. Auch das Rote Rathaus in Berlins Mitte steht als Ort der Trauung bereits fest. "In diesem Jahr wird es aber wohl eher noch nichts werden", schränkte sie sogleich ein.

Geheimtrip nach Tokio

Ihr Lebenspartner Oliver Lotze, mit dem sie in Berlin-Marzahn eine Wohnung teilt, ist Hauptmann beim Bund, und somit scheint in ihrer Beziehung der Spruch von Gegensätzen, die sich anziehen, wohl angebracht. Jenny Wolf ist überzeugte Pazifistin und scheute den Wechsel in die Sportfördergruppe der Bundeswehr, weil ihr das Tragen einer Waffe suspekt ist. "Wir beide akzeptieren, was der andere macht. Und das läuft gut so", meint die 29-Jährige.

Ganz offen plauderte die schnellste Studentin in der Eisschnelllauf-Welt darüber, wie sie sich auf ungewöhnliche Art auf die Rennen in Nagano vorbereitete: Ganz spontan raffte sie sich zu einem "Geheimtrip" nach Tokio auf.

"Ich fühlte mich nach dem Weltcup- Finale so ausgelaugt, ich konnte den stupiden Tagesablauf mit Training auf der Bahn sowie Essen und Schlafen im Hotel nicht mehr ertragen", gestand sie. "Jetzt, wo ich den Titel habe, kann ich das ja erzählen. Jetzt wird mir das niemand mehr übelnehmen.", meinte sie nach ihrer Flucht in die Hauptstadt mit dem Shinkansen-Zug. "Diese Riesenstadt zu sehen hat mir gut getan. Es war einfach mal etwas anderes", sagte sie.

Urlaub in der Bibliothek

Ihren wohlverdienten Urlaub verbringt die Leseratte nun nicht auf Lanzarote oder den Bahamas. Sie wählt die Staats-Bibliothek im Berliner Zentrum zu ihrem Domizil. "Im April möchte ich meine erste Magister-Prüfung ablegen, im Juni das Studium abschließen. Da liegt noch ein Berg Arbeit vor mir", schätzt die Studentin der Literaturwissenschaft und Germanistik ein, die in ihrer Magisterarbeit die Kinder- und Jugendliteratur des dritten Reiches beleuchtete.

"Irgendwie kann ich noch gar nicht glauben, dass bald alles geschafft ist und ich mich dann nur noch auf den Sport konzentrieren kann."

Vielleicht kommen bis zu den Winterspielen in Vancouver noch einige berufliche Praktika hinzu, aber ansonsten wird alles dem Projekt "Olympia-Gold 2010" untergeordnet: "Jetzt bin ich die Schnellste der Welt, da möchte man bei Olympia nicht verlieren. Das Ziel kann nur Olympiasieg heißen."