Buttle Weltmeister - System sorgt für Diskussionen

SID

Göteborg - Eiskunstlauf-Liebhaber kamen nach der Kür des Kanadiers Jeffrey Buttle ins Schwärmen. "Bei dieser Kantenreinheit geht mir das Herz auf", sagte der Dortmunder Preisrichter Volker Waldeck nach dem Überraschungserfolg bei den Weltmeisterschaften in Göteborg.

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Mit einer eleganten Vorstellung ohne einen Makel gewann der 25-jährige Buttle, den niemand ernsthaft auf der Rechnung hatte, den Wettkampf vor 9.500 Zuschauern im ausverkauften Scandinavium.

Hinterher gab es Diskussionen, die besonders der schlechte Verlierer Brian Joubert schürte: "Ich bin sehr enttäuscht. Jeffrey machte keinen Fehler, er ist perfekt gelaufen, aber er hatte keinen vierfachen Sprung", monierte der Titelverteidiger aus Frankreich.

Im neuen Wertungssystem sei es besser, sauber zu laufen als etwas zu riskieren.

Joubert übertrumpft

Der athletische Joubert wollte nach einer verkorksten Saison mit vielen Erkrankungen dank einer taktischen Leistung die Goldmedaille sichern.

Als zweitletzter Läufer zeigte er nach dem Sturzfestival seiner Vorläufer nicht alles, was er angekündigt hatte. Er riskierte nur einen Vierfach-Toeloop, den angekündigten Salchow sprang er dreifach.

Anschließend küsste der 23-Jährige das Eis in dem sicheren Gefühl, gesiegt zu haben.

Buttle vom letzten Startplatz zum Sieg

Buttle nahm er als letzten Starter gar nicht mehr ernst. "Ich werde daraus lernen", gab Joubert zerknirscht zu. Die Preisrichter ließen an der Entscheidung keinen Zweifel aufkommen, gaben Buttle sogar die höchsten technischen Noten und belohnten ihn mit insgesamt 245,17 Punkten vor 231,22 für Joubert.

Buttle, dessen Vorbilder die Eislauf-Legenden Kurt Browning and Brian Orser sind, lächelte vom Podium.

"Man erinnert sich später an ganze Programme und nicht an einzelne Sprünge", konterte der smarte Künstler, "ich übe das ganze Jahr Pirouetten und Schritte, auch das zählt".

Keiner besser als Kanada

Der Olympia-Dritte von 2006 machte mit der Goldmedaille Kanada zur erfolgreichsten Nation der Titelkämpfe in Schweden. Zuletzt hatte vor elf Jahren Elvis Stojko Gold für das eislaufverrückte Land geholt.

Johnny Weir (221,84) als Dritter verhinderte ein Desaster der einst so starken Amerikaner, die ohne ihn erstmals seit 1994 ohne Medaille nach Hause geflogen wären.

Mit einer herben Enttäuschung endete für die Deutsche Eislauf-Union die Saison: Erstmals seit Jahren war kein Läufer im Kürfinale. Der 19 Jahre alte Berliner Peter Liebers belegte bei seiner WM-Premiere nur Platz 32.