Pechstein-Coup in Italien

SID

Baselga di Pine - Anni Friesinger fluchte über das Schnee-Chaos, Claudia Pechstein strahlte nach ihrem zweiten Podiumsplatz der Saison: Beim Eisschnelllauf-Weltcup im norditalienischen Bergdorf Baselga di Pine wechselte die Stimmung im deutschen Lager wie das unberechenbare Wetter.

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Während Anni Friesinger am Samstag bei heftigen Schnee-Turbulenzen auf der Freiluftbahn als Neunte über 1500 Meter ihr schlechtestes Weltcup- Resultat seit dreieinhalb Jahren in Kauf nehmen musste, lief Claudia Pechstein bei wesentlich besseren Bedingungen über 3000 Meter wie schon in Hamar erneut auf Platz zwei - und scheint rechtzeitig zur Mehrkampf-Weltmeisterschaft in Top-Form zu sein.

Für die Überraschung des Tages aber sorgte Katrin Mattscherodt, die als Dritte auf der Langstrecke (4:15,03) erstmals auf das Weltcup-Podium lief. "Einfach toll, beim nächsten Mal geht es dann sicher von ganz allein", scherzte die 26-Jährige nach ihrem Rennen, mit dem sie ihre Ambitionen für die WM am kommenden Wochenende in ihrer Heimatstadt Berlin anmeldete. Bisher war ein achter Platz ihre beste Weltcup-Platzierung gewesen.

Protest abgeschmettert 

Das 3000-Meter-Rennen, das wegen der Wetter-Prognosen auf den frühen Morgen vorgezogen wurde, dominierte einmal mehr Weltmeisterin Martina Sablikova aus Tschechien, die in 4:11,09 den fünften Sieg im sechsten Rennen landete und die mit 14.000 Dollar dotierte Trophäe vorzeitig in ihren Besitz brachte.

Claudia Pechstein war aber auch mit ihren drei Sekunden Rückstand zufrieden. "Jetzt kommt es darauf an, bis zur WM gut mit den Kräften zu haushalten", meinte sie. Tags zuvor hatte sie noch aus der Not eine Tugend gemacht und das 1500-m-Rennen im Schneeregen als "Trainingslauf" abgehakt.

Der umgehende Protest des deutschen Teamchefs Helge Jasch gegen die Wertung der irregulären 1500 Meter war von der Jury abgeschmettert worden. Eine Stunde später mussten dann aber auch die Funktionäre des Weltverbandes ISU anerkennen, dass ein fairer Wettkampf im Flockenwirbel eine Utopie blieb: Das 5000-m-Rennen der Herren wurde abgebrochen und wird wegen Terminknappheit auch nicht nachgeholt.

Es war total irregulär 

Zuletzt hatte es so einen Fall vor zwölf Jahren in Davos gegeben, als Tauwetter die Rennen auf der Natureis-Bahn weggeschwemmt hatte. "Das grenzte schon an Körperverletzung", beklagte Jasch, nachdem der Berliner Tobias Schneider in 7:39 Minuten mehr als eine Minute länger gebraucht hatte als Läufer der B-Gruppe.

Die Wetterkapriolen verhinderten auch den erhofften 53. Weltcup-Sieg von Anni Friesinger. Zwar lief die Inzellerin im letzten Paar noch die beste 300-Meter-Durchgangszeit, doch von Runde zu Runde wurde die Bahn holpriger. "Das hat keinen Spaß gemacht. Dieses grauplige Eis zieht Dir die Kufe zur Seite raus. Es war total irregulär", beklagte sie.

Obwohl sie damit den Gesamterfolg auf den 1500 Meter abschreiben muss, versuchte sie es leicht zu nehmen: "Wir wissen ja, woran es gelegen hat." Der Sieg ging an die einige Minuten vor Friesinger gelaufene Kristina Groves (2:01,07), die nun mit 450 Punkten als Gesamt-Zweite hinter Christine Nesbitt (beide Kanada/490) noch auf den Gesamt-Weltcup hoffen darf. Daniela Anschütz-Thoms aus Erfurt verzichtete ebenso auf den Start wie die besten Oranje-Damen.