Glagow schnappt sich Silber

SID
Wintersport, Biathlon, WM, Östersund, Glagow
© DPA

Östersund - Eine kam wieder durch: Die nervenstarke Martina Glagow hat dem deutschen Biathlon-Team mit Silber im Einzel die fünfte WM-Medaille beschert. Michael Greis dagegen stand mit leeren Händen da.

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Mit einem nervenstarken Auftritt bescherte die Mittenwalderin den deutschen Biathleten bei den Weltmeisterschaften in Östersund (Schweden) beim Einzel-Sieg der Russin Jekaterina Jurjewa bereits die fünfte Medaille. "Die Farbe ist mir wurscht. Hauptsache, ich habe eine", jubelte sie.

Die 28-Jährige freute sich auch über den Gewinn des Weltcups in der klassischen Disziplin. "Nun habe ich auf einen Schlag zwei Ziele erreicht, die ich mir vor Beginn der Saison gesteckt habe."

Weltmeister im Zuschauen 

Keine Medaille gab es für die deutschen Männer am drittletzten Wettkampftag im Einzelrennen über 20 Kilometer - 17 Fehlschüsse am Schießstand waren zu viel. Der dreimalige Olympiasieger Michael Greis (Nesselwang) patzte fünfmal, der Verfolgungs-Dritte Alexander Wolf (Oberhof), Michael Rösch (Altenberg) und Daniel Graf (Frankenhain) je viermal.

Dabei vergab Rösch eine Topplatzierung mit dem letzten Schießen. "Das war kopflos", schimpfte Bundestrainer Frank Ullrich. Rösch selbst sagte: "Das war saudumm. Ich glaube, ich bin Weltmeister im Medaillen aus der Ferne angucken."

Mit der Entscheidung hatten die deutschen Skijäger am Ende nichts zu tun. Weltmeister wurde der erst 22 Jahre alte Norweger Emil Hegle Svendsen, der nur eine der 20 Scheiben verfehlte. WM-Silber gewann mit 31,4 Sekunden Rückstand sein Landsmann Ole Einar Björndalen vor dem fehlerfrei schießenden Russen Maxim Maximow.

Zwei Fehler auf Kosten des Windes

Im wegen des Sturms am Vortag verlegten Damen-Einzel waren Doppel-Weltmeisterin Andrea Henkel (Großbreitenbach/21.), Simone Denkinger (Gosheim/27.) und die zweimalige Olympiasiegerin Kati Wilhelm (Zella-Mehlis/32.) wegen ihrer insgesamt 17 Schießfehler chancenlos. "Um die Staffel am Sonntag müssen wir uns deswegen aber keine Gedanken machen", bewertete Martina Glagow.

Als Martina Glagow die ersehnte Medaille und die kleine Weltcup- Kristallkugel gewonnen hatte, vergoss sie Freudentränen: "Endlich hat's geklappt. Die letzten Rennen sind so bescheiden gelaufen. Vor der Saison habe ich immer gesagt, dass ich diese Kugel haben wollte. Nun habe ich sie. Aber das ist mir jetzt nicht so wichtig, wichtiger ist die Medaille", meinte sie zufrieden. Es war das siebte Edelmetall aus Silber in der Laufbahn der zweimaligen Weltmeisterin.

"Morgen ist es Dir nicht mehr wurscht", rief Andrea Henkel, die seit acht Jahren mit Martina Glagow bei allen Reisen auf einem Zimmer wohnt. Die Doppel-Weltmeisterin freute sich riesig für ihre Freundin, hakte nach sechs Fehlschüssen ihre Leistung ab. "Vier meiner sechs Fehler nehme ich auf meine eigene Kappe, zwei waren der Wind."

Jurijewa verdiente Siegerin 

"Es war aber trotzdem ein regulärer Wettkampf, allerdings unter sehr schwierigen Bedingungen", bewertete Bundestrainer Uwe Müssiggang die Konkurrenz. "Wie Jurjewa geschossen hat, war brutal gut. Prima, dass wieder eine von uns durchgekommen ist. Damit hält unsere Serie der Saison", sagte er. Denn in allen Rennen sind die deutschen Skijägerinnen bisher auf das Sieges-Podest gelaufen.

Schon nach dem ersten Schießen waren die Medaillenträume von Kati Wilhelm und Andrea Henkel so gut wie geplatzt. Je zwei Fehler produzierte das Duo, während Glagow beim ersten Liegendschießen mit einer Strafminute davonkam. Bei ihr ging gleich der ersten Schuss hauchdünn daneben. "Da war etwas Pech dabei", sagte Müssiggang. Glagow korrigierte ihn: "Der Schuss lag einen Zentimeter daneben. Es war schon ein klarer Fehler."

Verunsichert schaute die 28-jährige Glagow nach ihrem einzigen Fehler auf ihr Gewehr und die Windfahne, ehe sie nervenstark viermal ins Schwarze traf und sich auch in den drei folgenden Schießeinlagen keinen einzigen Fehler mehr leistete.

"Es war sehr windig. Das schwierigste Schießen war das letzte. Das liegt, glaube ich, am Alter - früher habe ich mir nicht so viele Gedanken gemacht", sagte sie lächelnd und erkannte den Sieg der Russin neidlos an. "Wer bei diesen Bedingungen viermal Null schießt, der hat es verdient."