DSV-Springer als Außenseiter zur Skiflug-WM

SID
Neumayer, Skispringen
© Imago

Oberstdorf - Erstmals in der Geschichte wird der Weltmeister im Skifliegen unter Flutlicht ermittelt, doch die Medaillenaussichten der deutschen Skispringer sind ausgerechnet bei den Heim-Titelkämpfen in Oberstdorf düster wie nie.

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Vor der Flugshow auf der für 1,3 Millionen Euro umgebauten Heini-Klopfer-Schanze, zu der 80.000 Fans erwartet werden, setzen nicht einmal die Funktionäre des Deutschen Skiverbandes (DSV) auch nur einen Cent auf das eigene Team.

"Realistisches Ziel ist es, im Einzel ein Ergebnis unter den besten Acht zu erwarten. Und um im Team-Wettbewerb eine Medaille zu gewinnen, muss für uns alles zusammenlaufen und einige der Favoriten müssten patzen", schätzte Sportdirektor Thomas Pfüller die Lage realistisch ein.

Medaille völlig unrealistisch 

Auch Bundestrainer Peter Rohwein hat die Erwartungen nach einem durchwachsenen Saisonverlauf und zuletzt katastrophalen Vorstellungen heruntergeschraubt. "Wenn die Jungs so springen wie bei der Generalprobe in Willingen, ist eine Medaille völlig unrealistisch", sagte Rohwein.

Im Einzel zählen seine Schützlinge wie Titelverteidiger Roar Ljökelsöy zu den krassen Außenseitern. "Ich bezweifle, dass jemand von uns in der Lage ist, vorne dabei zu sein", sagte DSV-Präsident Alfons Hörmann vor dem Auftakt mit der Qualifikation.

Rohwein erwartet Reaktion 

Die Konzentration im deutschen Lager ist daher ganz auf den Team-Wettbewerb ausgerichtet. "Da traue ich unserer Mannschaft eine Medaille zu. Wir werden uns mit zwei, drei anderen Teams um die Plätze drei bis fünf streiten. Es wäre ein schöner Erfolg, wenn wir an den dritten Platz bei der WM vor zwei Jahren am Kulm anknüpfen könnten", erklärte Hörmann.

Nach der verpatzten Generalprobe beim Weltcup in Willingen, wo das DSV-Quartett hinter den Top-Favoriten Norwegen, Finnland und Österreich sowie den unter Ex-Bundestrainer Wolfgang Steiert erstarkten Russen lediglich Fünfter wurde, erwartet Rohwein eine Reaktion von seinen Athleten.

"Bei der WM müssen wir uns anders präsentieren. Man hat gesehen, wie hoch die Trauben hängen. Ich hoffe, dass die Jungs sich besinnen und ihr Leistungspotenzial abrufen", sagte Rohwein.

Hoffen auf Neumayer 

Bei Martin Schmitt, Michael Uhrmann, Georg Späth und Michael Neumayer (im Bild) herrscht nach den Tiefschlägen der vergangenen Wochen das Motto: Wir haben keine Chance, aber die wollen wir nutzen.

"Wir brauchen uns nicht unter Druck setzen und können locker an die Sache herangehen, denn von uns erwartet keiner etwas", sagte Neumayer. Ihm wird noch am ehesten eine gute Platzierung zugetraut. "Da Michael ein guter Flieger ist, hat er in Oberstdorf die Chance, wieder einen Aufwärtstrend einzuleiten", sagte Pfüller.

Angesichts der düsteren Aussichten hat Verbandschef Hörmann schon im Vorfeld klargestellt, dass es eine erneute Trainerdiskussion auch dann nicht geben wird, wenn die Mannschaft die von der DSV-Spitze vor Saisonbeginn als Ziel ausgegebene WM-Medaille verpasst.

"Eine WM ist immer ein Gradmesser, den Erfolg im gesamten Team zu bewerten. Die Struktur der Zusammenarbeit zwischen Spitzenbereich und Stützpunkten steht und fällt aber nicht mit der Frage, ob wir in Oberstdorf eine Medaille gewinnen. Peter Rohwein ist mit der nötigen Erfolgsorientierung und der richtigen Einstellung unterwegs", sagte Hörmann.