"Meine Frau würde mir den Arm brechen"

Von Interview: Richard Rother
Der Schwede Björn Ferry war im Verfolgungsrennen von Antholz nicht zu schlagen
© Getty

 München - Alter Schwede, war das ein Wochenende in Antholz für Björn Ferry.

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Der 29-Jährige erkämpfte sich seinen ersten Weltcup-Sieg in der Verfolgung und einen zweiten Platz im Massenstart. Damit avanciert Ferry bei seiner Heim-WM im schwedischen Östersund zum Geheimfavorit.

Bisher stand er meist im Schatten der Dominatoren der Szene, allen voran Ole Einar Björndalen, Michael Greis und die russische Fraktion um Dimitri Iaroschenko.

Bei SPOX.com plaudert der Lappe über das Leben in völliger Abgeschiedenheit, über Schießtraining im Dunkeln und warum er Angst vor seiner Frau hat.

SPOX: Seit wann sind Sie wieder in Schweden, um für die WM zu trainieren?

Björn Ferry: Nach Antholz bin ich gleich hergefahren. Wir haben ein paar Tage mit dem Team verbracht, aber seither bin ich daheim und bereite meine Sachen für Östersund vor.

SPOX: Stimmt es, dass Sie Schlafstörungen nach Ihrem Sieg in Antholz hatten?

Ferry: Ich habe eine Menge Anrufe und einen Haufen SMS bekommen. Außerdem habe ich ewig den Medien Rede und Antwort gestanden und in meinem Kopf ist soviel herum gespukt, dass ich nicht schlafen konnte.

SPOX: Wäre das nicht vor einem Wettkampf normaler?

Ferry: Vielleicht schon, aber der Erfolg und der anschließende Rummel hat mich nicht ganz losgelassen. Aber die Schlafstörungen dauerten auch nur zwei Nächte lang, das war schon okay.

SPOX: Haben Sie irgendwelche Tricks, um sich vor einem Wettkampf abzulenken?

Ferry: Vor einem Rennen ist man immer ein Stück weit aufgeregt. Aber irgendein Ritual oder so was habe ich nicht. Ich versuche, mich voll auf das Geschehen zu konzentrieren. Musik beispielsweise würde mich zu sehr ablenken.

SPOX: Wo trainieren Sie denn normalerweise, in Schweden oder in Österreich oder Deutschland?

Ferry: Mein Coach Wolfgang Pichler wohnt in Ruhpolding. Die Hälfte der Zeit trainiere ich dort zusammen mit der Nationalmannschaft und die andere Hälfte hier in Schweden, genauer gesagt drei Stunden nördlich von Östersund in Lappland. Dort wohne ich.

SPOX: Mögen Sie es, völlig abgeschieden in Lappland zu leben?

Ferry: Ja. Ich liebe die Gegend hier. Von November bis April haben wir jede Menge Schnee. Überall anders ist es zehn Grad wärmer, aber das macht mir gar nichts aus.

SPOX: Macht Ihnen die Dunkelheit was aus?

Ferry: Wir haben nur ein paar Stündchen Tageslicht. Deswegen kann ich auch vor 10 Uhr morgens nicht anfangen, Schießen zu üben. Wer weiß, wo ich sonst hin schießen würde.

SPOX: Sind das insgesamt nicht zu schwierige Trainingsbedingungen?

Ferry: Die 15 Kilometer lange Strecke bei mir daheim ist mit künstlichem Licht ausgeleuchtet. Anders wäre das nicht möglich. Also die Dunkelheit ist eigentlich gar kein Problem, um das Laufen zu trainieren. Was mir eher zu schaffen macht, sind die minus 25 Grad. Das ist beschwerlich, aber einfach normal.

SPOX: Ihre Frau ist fünffache Weltmeisterin - sind Sie ein bisschen neidisch?

Ferry: Ja stimmt. Sie hat fünf Weltmeistertitel in 'Armbrytning' (Armdrücken). Aber einen hausinternen Konkurrenzkampf gibt es nicht.

SPOX: Fordert Ihre Frau Sie manchmal heraus?

Ferry: Nein. Da hätte ich keine Chance. Ihr rechter Arm ist der stärkere und dagegen könnte ich wohl echt nichts ausrichten. Mit links hätte ich schon meine Möglichkeiten gegen sie. Aber wir probieren das lieber nicht, weil ich Angst davor habe, mir den Arm dabei zu brechen.

SPOX: Empfinden Sie die Heim-WM als Vorteil oder übt das eher Druck aus?

Ferry: Ein bisschen was von beidem. Einerseits ist es klasse, vor heimischem Publikum Rennen zu bestreiten und die kreischende Kulisse mitzubekommen. Andererseits wird natürlich auch viel erwartet und das wiederum macht Druck.

SPOX: Werden Sie den Mixed-Titel aus dem Vorjahr erfolgreich verteidigen?

Ferry: Das ist mein primäres Ziel. Darüber hinaus will ich aber unbedingt auch im Einzel eine Medaille erringen, am besten natürlich Gold.

SPOX: Wer werden denn ihre schärfsten Widersacher in Östersund sein?

Ferry: Ole natürlich, Michi Greis und die ganze russische Mannschaft, allen voran Dimitri Iaroschenko und Nikolaj Kruglov. Und ich natürlich. (lacht)

SPOX: Was sagen Sie zu Kajsa Varis' Doping-Vergehen?

Ferry: Das war eine absolute Dummheit. Ich für mich kann nur sagen, dass ich nie dopen würde.