Rohwein nach Tournee-Happy-End gestärkt

SID

Bischofshofen - Erst begossen Deutschlands Skispringer Michael Neumayers unerwarteten Podestplatz bei der Vierschanzentournee im Team-Hotel mit einigen Gläsern Sekt, dann machten auf den schweren Weg zur Trauerfeier für ihren ehemaligen Mentor Reinhard Heß.

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"Er war eine absolute Respektsperson und der Vater des Erfolges. Wir fahren alle hin, weil wir uns alle verabschieden wollen", sagte der Tournee-Dritte Neumayer vor der Beisetzung des ehemaligen Bundestrainers am 08. Januar in Suhl.

Dort wird sich die komplette Skisprung-Familie vom erfolgreichsten deutschen Trainer verabschieden.

"Wir werden ihm alle die letzte Ehre erweisen", sagte Michael Uhrmann. Für Georg Späth ist dies eine Herzensangelegenheit, für Martin Schmitt eine Selbstverständlichkeit. "Wir fahren geschlossen als Mannschaft zur Beerdigung, etwas anderes stand für uns gar nicht zur Debatte", erklärte Schmitt.

Ich gehe aufrecht 

Einen Tag später steht in Oberhof der von DSV-Sportdirektor Thomas Pfüller anberaumte Trainer-Gipfel an, dem angesichts des besten deutschen Tournee-Abschneidens seit fünf Jahren die Brisanz genommen ist.

"Ich denke, ich kann jetzt in Ruhe weiterarbeiten. Ich gehe aufrecht und direkt in die Gespräche. Das ist der einzige Weg, um die Zusammenarbeit fortsetzen zu können. Wir werden die Dinge intern mit klaren Worten regeln, dann ist die Sache vom Tisch", sagte der vor der Tournee heftig umstrittene und von einigen Stützpunkttrainern attackierte Bundestrainer Peter Rohwein.

Der sensationelle dritte Platz von Neumayer und Rang acht für Schmitt, der als Vierter im Finale von Bischofshofen sein bestes Ergebnis seit zehn Monaten feierte, haben die Position des Coaches gestärkt. Zudem genießt Rohwein die Rückendeckung der Verbandsspitze und des Teams, dessen Auftreten er lobte.

Platz sechs wäre perfekt gewesen 

"Man hat gesehen, dass sich die Mannschaft über die Erfolge jedes einzelnen freut, aber auch im Misserfolg zusammenhält. Das ist genauso wichtig wie der dritte Platz von Michael Neumayer", erklärte Rohwein.

Entsprechend erleichtert und gelöst präsentierte er sich nach dem kuriosen Ende einer turbulenten Vierschanzentournee, die nach dem Ausfall von Innsbruck erstmals auf drei Schanzen entschieden wurde und mit dem fünften Triumph des neuen Rekordhalters Janne Ahonen spektakulär endete.

"Man kann schon von einem Happy End sprechen, denn das Ergebnis hatten wir so nicht erwartet. Schon ein sechster Platz von Neumayer wäre ein Erfolg gewesen", bekannte Rohwein.

Uhrmann muss klein anfangen 

Dennoch wissen der Coach und seine Springer, dass die vor und während der Saison aufgetretenen Probleme nur kurzzeitig vom Erfolg überdeckt werden und längst nicht vom Tisch sind. "Es muss sich etwas ändern an der Zusammenarbeit zwischen den Heimtrainern und dem Bundestrainer. Darüber wird in den nächsten Tagen sicher gesprochen. Unter dem Strich stehen jetzt zwei Top-Platzierungen, das sollte Ruhe bringen", sagte Schmitt.

Während sich der 29-Jährige stabilisiert hat, bereitet Uhrmann dem Coach im Hinblick auf die Skiflug-Weltmeisterschaften in gut sechs Wochen einige Sorgen. Soll die erhoffte Team-Medaille bei der Heim-WM herausspringen, bedarf es einer deutlichen Steigerung des bei der Tournee enttäuschenden Olympia-Vierten und von Georg Späth.

"Michael braucht jetzt das Training auf der kleinen Schanze. Er wird in der Ramsau trainieren, dann werden wir sehen, ob ein Weltcup-Start am Wochenende in Predazzo Sinn macht oder ob er erst Ende Januar in Zakopane wieder in den Weltcup einsteigt", sagte Rohwein und forderte für die kommenden Wochen: "Ich erwarte, dass sich der Rest der Mannschaft an Neumayers Erfolg hochziehen kann."