Im dichten Schneegestöber mit unberechenbaren Windböen musste die 20 Jahre alte dreifache Weltmeisterin aus Wallgau auf den Tag genau ein Jahr nach ihrem ersten Weltcupsieg vier Strafrunden und damit 600 zusätzliche Meter laufen.
Dass sie mit einer Strafrunde weniger sogar gewonnen hätte, war für Neuner kein Thema. "Was wäre wenn, so denke ich nie. Zum Biathlon gehört nunmal das Schießen", beteuerte die 20 Jahre alte Sportlerin des Jahres, die nach einer Erkältung erst seit vier Tagen wieder im Training steht.
Deshalb hatte Neuner auch ein paar Bedenken, ob sie ihr hohes Lauftempo bis zum Schluss durchhalten könne. "Als ich zum dritten Mal den Birxstieg hoch bin, musste ich husten. Trotzdem konnte ich auf den letzten Kilometern noch angreifen", erzählte sie nach der tollen Laufbestzeit - 26,1 Sekunden vor der finnischen Langlauf-Umsteigerin Kaisa Varis.
Die norwegische Tagessiegerin Tora Berger kam beim zweiten Weltcuperfolg ihrer Laufbahn ohne Fehlschuss durch. Sie gewann nach 7,5 Kilometer in 23:58,2 Minuten mit 5,5 Sekunden Vorsprung auf die Russin Swetlana Slepzowa. Neuner lag als schnellste Läuferin des Tages 10,7 Sekunden zurück.
Wilhelm mit zwei Fahrkarten
Kati Wilhelm (Zella-Mehlis) verfehlte zwei Scheiben und lief auf den fünften Rang. Im Gesamtweltcup behauptete Martina Glagow (Mittenwald) als 24. der Tageswertung mit 281 Punkten die Führung vor der Französin Sandrine Bailly (273) und Wilhelm (248).
"Wir haben bei den komplizierten Bedingungen, bei denen die Stärken der guten Schützen besonders zum Tragen kommen, zu viele Fehler geschossen. Da hat uns wohl auch ein bissel das Glück gefehlt", sagte Bundestrainer Uwe Müssiggang und schwärmte von der Laufleistung seiner Musterschülerin Neuner: "Mit vier Strafrunden noch aufs Treppchen zu kommen, das kann derzeit außer Lena keine andere."