Neumayer rettet Bilanz und Rohweins Job

SID

Bischofshofen - Mit seinem Höhenflug bei der Vierschanzentournee hat Michael Neumayer den Deutschen Skiverband (DSV) vor einem Debakel wie im Vorjahr bewahrt und Bundestrainer Peter Rohwein den Job gerettet.

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Dank der Top-Platzierungen des Spätstarters aus Berchtesgaden hielt der zu Tournee-Beginn zwischen Rohwein und den Heimtrainern geschlossene Burgfrieden, eine Entlassung des Chefcoaches ist derzeit kein Thema mehr.

"Manche Diskussionen sind ad absurdum geführt worden. Wir haben an unserem Kurs festgehalten und freuen uns über den Erfolg", sagte DSV- Präsident Alfons Hörmann.

Gesamtsituation unverändert

Allerdings könnte sich die Ruhe schnell als trügerisch erweisen, sollte Neumayer in ein Leistungstief fallen. "Wir wissen, dass sich die Gesamtsituation nicht geändert hat. Wir müssen uns verstärkt um den Skisprung kümmern und einige Dinge bereinigen", erklärte DSV- Sportdirektor Thomas Pfüller vor dem am Mittwoch in Oberhof anberaumten Trainer-Gipfel.

Auch für ihn steht eine Entlassung Rohweins nicht zur Debatte. "Man darf nicht gleich auf jede Anregung reagieren und Schnellschüsse produzieren. Wenn wir das tun würden, hätten wir in den vergangenen Jahren einige Trainer wie Wolfgang Maier, Frank Ullrich oder Jochen Behle entlassen müssen. Davon will heute niemand mehr etwas wissen", sagte Pfüller.

Neumayer soll Teamkollegen mitreißen

Ausgerechnet der nach einem Kreuzbandriss erst im Sommer zurückgekehrte Neumayer avancierte bei der 56. Auflage der Traditionsveranstaltung zum neuen deutschen Hoffnungsträger und zum Schutzschild für Trainer und Mannschaft.

"Für mich persönlich ist es eine Riesentournee. Ich habe mir den Erfolg hart erarbeitet und genieße es jetzt. Am Ende tut es auch dem Trainer gut", bilanzierte Neumayer. "Michael muss man ganz klar herausheben. Er hat sehr gute Leistungen gebracht", lobte Rohwein.

Der Coach hofft, dass Neumayer seine Teamkollegen im Hinblick auf die Skiflug-WM in gut sechs Wochen mitreißen kann. "Die anderen wissen, dass sie das gleiche Leistungspotenzial haben. Ich denke, dass sie sich an seinen Leistungen hochziehen können", forderte Rohwein eine deutliche Steigerung. Während Martin Schmitt zumindest in Ansätzen zu gefallen wusste, blieben Georg Späth und Michael Uhrmann weit hinter den Erwartungen zurück.

Nachwuchs fehlt

Vor allem Uhrmann ist nach seinem Trümmerbruch im Fuß, der ihn monatelang außer Gefecht gesetzt hatte, meilenweit von seiner Bestform entfernt. "Das ist meine schlechteste Tournee seit zehn Jahren. Ich gebe mein Bestes, aber es macht keinen Spaß", resümierte der Olympia-Vierte von 2006.

Weil der Nachwuchs im zweitklassigen Continentalcup nur im Mittelmaß herumdümpelt, fehlen Rohwein die Alternativen. Die Nominierung von Felix Schoft und Severin Freund für die zweite Tournee-Hälfte brachte noch nicht den erhofften Aufschwung. "Andere Nationen sind in der Lage, junge Leute in den Weltcup zu bringen. Wir hinken da etwas hinterher", räumte Rohwein ein.

Immerhin wiederholte sich nicht die Pleite des Vorjahres, als beim schlechtesten Ergebnis seit 15 Jahren in Bischofshofen nur noch ein historisches Mini-Team von drei Springern übrig geblieben war. Pfüller glaubt daher: "Wir haben Talente, um bis zu den Olympischen Winterspielen 2010 eine gute Mannschaft zu formen. Wir werden die Sache herumreißen, so wie uns das vor einigen Jahren im Langlauf und in der Nordischen Kombination gelungen ist."