Der Herminator ist gelassener geworden

SID

Stuttgart - In früheren Jahren war Hermann Maier für seine Besessenheit bekannt, heute geht der österreichische Skistar bei Weltcup-Rennen gelassener an den Start.

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"Ich muss nicht mehr gewinnen, sondern ich will gewinnen, und es macht mir großen Spaß", sagte der vierfache Gesamtweltcup-Sieger in einem Interview mit dem Nachrichtenmagazin "Der Spiegel". "Früher kannte ich nur weiter, weiter, weiter, und zum Schluss musste die große Weltcup-Kugel da stehen."

Als das einschneidendste Erlebnis bezeichnet Maier seinen beinahe tödlichen Motorradunfall im August 2001. "Ganz unten zu sein macht menschlich. Ich habe Demut gelernt, selbstverständlich ist für mich heute nichts mehr", sagte der 35 Jahre alte Doppel-Olympiasieger.

Resultat meines Größenwahns 

"Ich glaube, der Unfall war ein Zeichen von oben, dass es auch bei mir Grenzen gibt." Als er vor zehn Jahren bei einem seiner spektakulärsten Stürze aus großer Höhe auf die Piste fiel und die Sicherheitsnetze durchschlug, habe er sich noch selbst überschätzt.

"Der Sturz bei den Olympischen Spielen 1998 in Nagano war ein Resultat meines Größenwahns", gibt Maier im Gespräch mit dem "Spiegel" zu. Diesen habe er aber nie im privaten Bereich verspürt ("Ich bin hochsensibel"), sondern "ausschließlich auf der Skipiste".

Mittlerweile setzt sich der Herminator bescheidenere Ziele. "Ich weiß heute, dass ich den Gesamtweltcup nicht mehr gewinnen kann, deshalb musste ich ein neues Abenteuer suchen", sagte der 53-fache Weltcup-Sieger, der vor der Saison seine Ausrüsterfirma gewechselt hat. "Mit einem neuen Ski ein Rennen zu gewinnen, das ist momentan die ultimative Herausforderung für mich."

Meine Kindheit war ein Wettkampf 

Seine Erfolgsversessenheit sei ihm immer eigen gewesen. "Ich war schon als Kind sehr ehrgeizig und wollte es immer allen zeigen, meine Kindheit war ein einziger Wettkampf, da gab es kein Liegenbleiben, kein Aufgeben. Auf und weiter, auf und weiter!", erzählte Maier. "Ich habe immer gespürt, dass ich Außergewöhnliches leisten kann."

Als größte Enttäuschung bezeichnet Maier, dass ihm bei seiner Rückkehr in den Leistungssport teilweise hauptsächlich finanzielle Interessen unterstellt wurden: "Nach dem Motorradunfall habe ich anderthalb Jahre lang für ein Comeback geschuftet, und dann heißt es, ich würde nur starten, um bei der Versicherung abzukassieren. Schlimmere Schmerzen hat mir nie jemand zugefügt."